11.Kapitel

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"Lola? Bist du wach?"
"Jetzt schon", murrend schlug ich die Augen auf und sah Anne genervt an. "Musstest du mich wecken? Ich hab grad so schön geschlafen." Vorsichtig richtete ich mich auf; tatsächlich befand ich mich auf der Krankenstation, das alles war also kein Traum gewesen. Außer Anne war niemand im Raum, offenbar war mein Zustand also nicht so schlimm, dass sich jemand ernsthafte Sorgen machen würde. "Liz hat gesagt, dass ich versuchen soll dich wach zu bekommen, du hast zwei ganze Tage verpennt", entschuldigend sah Anne mich an. "Was??" Erschrocken sprang ich aus dem Bett, wie konnte ich denn so lange geschlafen haben? Ich zuckte kurz zusammen, als ich ein Stechen in der Seite spürte. Schnell krempelte ich mein Top hoch und sah einen dicken Stützverband knapp über meinem Bauchnabel.
"Du hattest recht, eine Rippe ist leicht angeknackst, die andere wäre fast gebrochen. Ich weiß nicht, was Damon mit dir gemacht hat, aber was auch immer es war, wenn er das die nächsten 10 Tage nicht lässt, bring ich ihn persönlich um." Kopfschüttelnd hatte Liz das Zimmer betreten und sah nach, ob der Verband noch richtig saß. Ich lächelte schief, es war eigentlich ein Wunder, dass ich mit diesen wenigen Verletzungen davon gekommen war. "Er hat mich mit voller Kraft gegen eine Wand geschmissen, ich glaube in dem Moment hat es sogar leise geknackt." Bei der Erinnerung daran verzog ich schmerzhaft das Gesicht, irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das nicht das letzte Mal gewesen war. "Wie kann es eigentlich sein, dass eine fast gebrochene Rippe innerhalb von 10 Tagen heilt?" Ich war schon wieder kurz davor zu verschwinden und warf meiner persönlichen Ärztin einen fragenden Blick zu, Krankenstationen waren mir noch nie geheuer gewesen. Liz schien skeptisch zu überlegen, ob sie mich wirklich gehen lassen sollte, nickte aber schließlich resigniert. "Du wirst sowieso nicht hier bleiben, nicht wahr? Deine Rippe wäre schon in 7 Tagen geheilt, dafür sorgen unsere Medikamente, aber du solltest es trotzdem ruhig angehen und dich nicht wieder gegen eine Wand werfen lassen, okay? Ich kann eh nicht verstehen, warum Damon sich die ganze Zeit an dir austoben muss..." Ich schlüpfte schnell in meine Schuhe und musste gegen meinen Willen grinsen. "Weil ich die Chance habe ihm ebenbürtig zu werden, da macht das mehr Spaß. Und immerhin habe ich ihn schon einmal besiegt, das schaffe ich auch nochmal."
"Da wäre ich mir nicht so sicher, mal ganz abgesehen davon, dass du bei deinem letzten 'Sieg' völlig entkräftet eingeschlafen bist und für die nächsten zwei Tage nicht wach zu kriegen warst." Anne schien genauso wenig davon zu halten wie Liz, doch weder sie noch ich konnten verhindern, dass Damon erneut mit mir als Ball und der Wand als Korb Basketball spielen würde. Außer, ich trainierte weiter und genau das hatte ich jetzt vor.
"Warte, Lola, wo willst du hin?" Anne rannte fast um mit mir Schritt zu halten. "Ich gehe mich jetzt erstmal umziehen, dann schnell was essen und dann werde ich mal ein Experiment durchführen." Stirnrunzelnd folgte sie mir in unser Zimmer. "Was denn für ein Experiment?"
"Wie lange meine Rippen durchhalten ohne vollständig zu brechen."

"Ich fasse es nicht, dass du das wirklich machen willst, du solltest irgendwo sitzen und faulenzen anstatt zum Training zu gehen." Anne hatte mich erfolglos versucht von meiner Idee abzubringen und begleitete mich schließlich unglücklich zu der großen Halle. Ich verstand nicht, was daran so schlimm sein sollte, mal ganz davon abgesehen, dass ich mich sonst zu Tode langweilen würde. Suchend sah ich mich um, Damon musste doch hier irgendwo sein...
"Von den Toten auferstanden, Prinzessin?" Augenrollend drehte ich mich um und verpasste meinem Ausbilder einen Schlag in den Bauch, wovon er, nebenbei gesagt, ziemlich unbeeindruckt blieb, aber es war mir einfach ein inneres Bedürfnis es zumindest zu versuchen. "Mir geht's gut, danke für die Nachfrage." Er grinste mich nur an und nickte fragend zu meiner rechten Seite. "Wie geht's deinen Rippen?"
"Sehr gut, du hast nur eine angeknackst und eine andere ist fast durch. Liz sagt, dass du mich die nächsten 10 Tage nicht gegen eine Wand schleudern sollst." Achselzuckend wippte ich auf und ab und beobachtete seine Reaktion. Ich hatte eigentlich zumindest auf ein wenig Reue gehofft, aber davon war nichts in seinem Gesicht zu erkennen. "Schade. Aber das ist sowieso nur eine Gnadenfrist, wenn die 10 Tage um sind, werde ich dich nicht mehr in Frieden lassen." Ohne auf mich zu warten ging er in Richtung der Zielscheiben; jetzt sollte ich wohl wieder Messerwerfen üben. Schnell lief ich ihm hinterher und versuchte die Schmerzen in meiner Seite zu ignorieren. "Warum machst du das überhaupt? Ist ja nicht so, als würde ich da draußen noch jemandem über den Weg laufen, der stark genug wäre mich so weit gegen eine Wand zu werfen." Damon warf mir einen undefinierbaren Blick zu und blieb stehen. "Da wäre ich mir nicht so sicher; was glaubst du, warum die Regierung immer versucht an die Leute mit speziellen Fähigkeiten ranzukommen? Sie versuchen durch gezielte Genmanipulation eine Art Supersoldaten zu erschaffen. Soweit ich weiß, hatten sie damit noch keinen großen Erfolg, doch es ist nicht auszuschließen, dass in irgendeinem Labor ein paar Männer aufgrund von genügend genverändernden Drogen dreimal so stark werden wie ein normaler Mensch..."
"Und du bist fünfmal so stark oder was", unterbrach ich ihn murmelnd, während ich mir ein Messer schnappte und sorgfältig zielte.
"...achtmal so stark würde ich schätzen, genau weiß ich das auch nicht. Jedenfalls könnte es sehr wohl möglich sein, dass du in die Situation mit einem übernatürlichem Menschen zu kämpfen kommst und dann solltest du zumindest einigermaßen drauf vorbereitet sein." Kritisch beobachtete er meine Versuche und korrigierte ungeduldig meine Haltung. Die Seltenheit, dass Damon mal halbwegs mitteilsam war, musste ich nutzen, also warf ich alle Bedenken ihn zu nerven über Bord und fragte weiter. "Und was soll es mir bringen gegen eine Wand geschmissen zu werden? Ich kann mich ja schlecht dagegen wehren, dafür bist du sowohl zu schnell als auch zu stark." Ich hatte den Sinn noch immer nicht begriffen und hatte nicht wirklich Lust darauf, dass das genau das selbe werden würde wie beim Messerwerfen und er sich einfach nur über mich amüsierte. Frustriert starrte ich die Zielscheibe an, meine Messer waren schön um das eigentliche Ziel rundherum verteilt, doch nicht eines hatte in die Mitte getroffen.
"Du musst lernen den Aufprall abzufangen und dich möglichst nicht zu verletzen, selbst wenn du dir unter anderen Umständen alles mögliche brechen würdest." Lässig trat er neben mich, schnappte sich im Gehen eines der Messer und traf punktgenau in die Mitte des Ziels. "Angeber", murmelte ich wütend; eigentlich müsste ich jetzt die ganzen Messer holen gehen, doch ich war zu faul den Weg bis dahin zu laufen, also beschloss ich einfach es mit Telekinese zu versuchen. Nach und nach schaffte ich es tatsächlich alle aus der Holzplatte zu lösen und neben mir abzulegen, ohne mich auch nur einen Zentimeter weg zubewegen. "Also wird mein Training in 10 Tagen größtenteils darin bestehen, dass du mich gegen eine Wand schmeißt und ich versuche dabei unverletzt zu bleiben."
"Du hast es begriffen, Prinzessin. Und wir werden das solange machen, bis du das auch hinbekommst, denn in einen Fall des Angriffs wird der Großteil der in irgendeiner Weise Übernatürlichen zuallererst dich angreifen meine Liebe." Die Technik meine Wurfmesser per Telekinese zurück zuholen hatte mich auf eine Idee gebracht; vorsichtig ließ ich ein kleineres Exemplar in der Luft schweben und auf die Zielscheibe zu schießen. Es traf zwar genau die Mitte, blieb jedoch nicht stecken. Trotzdem erntete ich einen anerkennenden Blick von Damon.
"Was soll das denn heißen? Warum sollten die denn ausgerechnet mich angreifen?" Dass er mich 'meine Liebe' genannt hatte, ließ ich unkommentiert, sonst kam er noch auf die Idee, dass mich das mehr störte als 'Prinzessin' und würde mich ständig so nennen. Belustigt sah mein Ausbilder mich an, anscheinend hatte er doch bemerkt, dass ich damit nicht einverstanden war. "Weil du gut bist, sehr gut in ein paar Wochen denke ich. Du strengst dich wenigstens an und gibst nicht so schnell auf, was glaubst du, wieviele von den anderen, obwohl sie einen triftigen Grund hätten nicht zum Training zu erscheinen, hier auftauchen würden?" Erstaunt hielt ich mit meinen Versuchen inne; das war jetzt aber wirklich ein Kompliment gewesen. "Nicht sehr viele denke ich; vermutlich wären auch die wenigsten so dumm wie ich und würden sich ohne zu meckern von dir verprügeln lassen." Das war mir schon häufiger aufgefallen, die meisten meiner Mitauszubildenden nutzten jede Chance um dem Training fern zu bleiben und hatten oft eine gute Ausrede parat um nicht gegen Damon kämpfen zu müssen. Erneut korrigierte dieser meine Haltung, auch wenn ich nicht wusste, was das für einen Unterschied machen sollte, da ich ja eh nicht direkt warf, ließ ich es ohne Proteste über mich ergehen.
"Wenn du dich noch einmal als dumm bezeichnest überleg ich mir doch nochmal, ob ich die 10 Tage Pause einhalte", drohte er mir knurrend, was ich nicht sonderlich ernst nahm, ich verließ mich drauf, dass er es nicht drauf anlegen würde mich für längere Zeit kampfunfähig zu machen. "Das ist übrigens der zweite Grund, warum die meisten zuerst dich angreifen würden; du bist schlau...."
"Schlauer als du auf jeden Fall." Für meine unbedachte Unterbrechung fing ich mir eine schmerzhafte Kopfnuss ein, aber ich konnte den Kommentar einfach nicht runterschlucken.
"...vermutlich würdest du auch in einer ziemlich beschissenen Situation noch einen Ausweg finden, wo andere noch panisch versuchen würden sich mit Gewalt zu befreien." Inzwischen hatte ich es tatsächlich geschafft ein Messer durch Telekinese in das Ziel zu bringen, was mich ziemlich stolz machte. "Das war schon das zweite Kompliment heute, hast du irgendwelche Drogen genommen oder warum bist du so nett?" Schnell duckte ich mich unter dem nächsten Schlag weg und grinste Damon an. Irgendwie hatte ich extrem gute Laune, vielleicht hatte ja irgendjemand mir Drogen gegeben. Meinem Ausbilder schienen die selben Gedanken durch den Kopf zu gehen, doch er hob nur eine Augenbraue und bedeutete mir ihm zu folgen. "Gewöhn dich lieber nicht dran und hör gefälligst auf immer so vorlaut zu sein."
"Sonst was?" Ich konnte meine Klappe einfach nicht halten, warum nur hatte ich das Gefühl, dass ich das noch bereuen würde? Bevor ich reagieren konnte hatte Damon bereits mein Handgelenk gepackt und verdrehte es mir schmerzhaft, sodass ich stöhnend in die Knie ging. "Weil ich sonst vergessen könnte, dass ich nicht vorhatte dir irgendetwas absichtlich zu brechen, verstanden?" Trotz seiner ruhigen Stimme spürte ich, dass die Drohung ernst gemeint war. Er hielt meinen Arm noch immer in dieser äußerst schmerzlichen Position und drehte ihn sogar noch ein bisschen weiter, bis ich endlich ein ersticktes "Ja, ich habs verstanden" zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorbrachte. Augenblicklich ließ er mich los und ich knallte hart auf den Boden. Dort blieb ich noch ein paar Sekunden erschöpft liegen und rappelte mich schließlich auf um Damon zu der Kletterwand zu folgen.
"Auf geht's, Prinzessin, in 10 Minuten bist du da oben." Ängstlich starrte ich die Wand entlang, das war verdammt hoch; zu gern hätte ich gefragt was passierte, falls ich länger als 10 Minuten brauchte, doch nach der Aktion gerade eben ließ ich das lieber. "Ganz hoch? Und vermutlich ohne Sicherung, richtig?" Das konnte ja was werden, irgendwo hoch klettern war nicht unbedingt meine Lieblingsbeschäftigung. Mein Ausbilder musterte mich nur spöttisch, offenbar würde ich wirklich keine Sicherung bekommen. "Die Zeit läuft, du hast noch 8,30 Minuten."
Im Stillen fing ich an ihm alle möglichen Beleidigungen an den Kopf zu werfen, während ich vorsichtig die ersten Meter nach oben kletterte. Am Anfang war es noch relativ einfach, denn es gab viele gut fassbare Griffe, doch desto höher ich kam, desto schwerer wurde es. Nicht nur, dass die Griffe inzwischen sehr flach wurden, sodass ich mich fest an die Wand pressen musste, um mich überhaupt halten zu können, zum Teil waren sie auch ziemlich weit entfernt. Als ich noch etwa drei Meter vom Ziel weg war, kam ich nirgendwo mehr ran. Ich klammerte mich fest und versuchte mich soweit zu strecken wie möglich, doch das nützte nicht viel, ich war einfach zu klein.
"Noch zwei Minuten, Prinzessin." "Du kannst mich mal...", murmelte ich leise; der hatte ja gut reden, er war groß genug um hier keinerlei Schwierigkeiten zu haben. Resigniert wollte ich schon aufgeben, doch die Vorstellung, was mich wohl dann erwarten würde, hielt mich davon ab. Erneut versuchte ich den nächsten Vorsprung zu erreichen, doch es fehlte noch ein ganzes Stück. Offensichtlich blieb mir nurnoch eine Möglichkeit, wenn ich das hier schaffen wollte. Bevor ich es mir wieder anders überlegen konnte, sprang ich. Im letzten Moment schaffte ich es mich festzuhalten. Unglücklicherweise konnte ich nun mit meinen Füßen keinen Halt mehr finden; verzweifelt versuchte ich mich hochzuziehen. Mein Arm brannte höllisch, was auch kein Wunder war, schließlich hing ich mit meinem gesamten Gewicht daran. Mit letzter Kraft schaffte ich es schließlich mich zum nächsten Griff zu hangeln und fand dort endlich Halt. Nach meiner Schätzung konnte ich höchstens noch 30 Sekunden haben, also beeilte ich mich das obere Ende zu erreichen.
"Das war knapp, Prinzessin, du hättest noch 2 Sekunden gehabt. Du kannst jetzt runterkommen, lass dich einfach fallen, ich fang dich." Das war das erste Mal, dass ich einen Blick nach unten wagte; von hier oben schien es sogar noch höher zu sein. Damon stand unter mir und schien zu warten, dass ich sprang. "Vergiss es, ich bin doch nicht lebensmüde." Lieber würde ich hier mühsam runter klettern, als mich einfach fallen zu lassen. "Du kommst da nicht alleine runter, spring verdammt nochmal." Ich rührte mich kein Stück und versuchte einen anderen Weg zu finden. "Das war ein Befehl, Prinzessin." Ich konnte mir sein Gesicht ziemlich gut vorstellen, wahrscheinlich war er kurz davor auszurasten. "Ich kann nicht..." Wie konnte er das nur verlangen, es war alles andere als einfach loszulassen und mich fallen zu lassen. Meine Atmung hatte sich inzwischen extrem beschleunigt, mir wurde klar, dass ich wirklich nicht ohne Hilfe runterkam. Panisch versuchte ich ruhig zu bleiben, ich wusste, dass ich mir mit jeder Sekunde die ich länger brauchte mehr Ärger einhandeln würde. "Wehe du fängst mich nicht..." Ich schloss die Augen und ließ mich höchst widerwillig fallen. Erleichtert öffnete ich sie wieder als ich spürte, dass ich sicher aufgefangen wurde.
"Du solltest mir wirklich mehr vertrauen." Kopfschüttelnd setzte Damon mich ab.

Soooo das Kapitel ist etwas länger als geplant geworden, aber ich wollte auch nicht einfach irgendwo abbrechen oder etwas weglassen. Ich habe im Moment einfach so einen Spaß diese Geschichte zu schreiben und ich denke mal, dass es mir niemand übel nehmen wird, wenn die Kapitel mal etwas länger als sonst sind ;D. Auf dem Bild oben ist Emma Watson so, wie ich mir ungefähr Lola vorstelle (Lola hat aber eigentlich längere Haare ;) ).

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt