42. Kapitel

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"Und mich erst", rutschte es mir unbedacht heraus. Was mich jedoch noch mehr überrascht hatte, war Damons unerwartetes Auftauchen. Und das ausgerechnet in dem Moment, als ich das Passwort geknackt hatte. Zufall? Wahrscheinlich nicht.
"Falls du dachtest, irgendwelche Informationen bezüglich der Prüfung zu finden, muss ich dich leider enttäuschen. Die bewahre ich woanders auf." Grinsend ließ Damon mich los und brachte den Laptop aus meiner Reichweite. Verwirrt beobachtete ich, wie er ihn aufklappte und irgendetwas eintippte. Irgendwie hatte ich etwas mehr Ärger erwartet. "Du bist nicht wütend?", fragte ich ungläubig.
"Doch." Wow, echt ausführliche Antwort. Vorsichtig näherte ich mich ein paar Schritte, blieb jedoch aufgrund eines warnenden Blicks stehen. Was war denn bitte auf diesem Laptop, das er so konsequent vor mir versteckte? "Aber...?" Mein genervter Tonfall lenkte die Aufmerksamkeit meines Ausbilders wieder auf mich. Betont langsam legte er den Computer zur Seite und kam drohend auf mich zu.
"Aber ich wollte erstmal das Passwort ändern, ehe du da nochmal ohne mein Einverständnis rangehst." Unruhig wich ich immer weiter zurück, bis ich die kalte Wand in meinem Rücken spürte. "Also ganz offiziell bist du ja selbst Schuld."
"Ach, bin ich das?" Er stützte seine Arme links und rechts neben meinem Kopf ab und starrte mich wütend an. "Ja. Abgesehen davon, dass du mich allein gelassen hast, hättest du das ganze Zeug ja nicht so offen rumliegen lassen müssen", verteidigte ich mich kleinlaut. Wie war das noch gleich mit 'ich will ihn nicht ausgerechnet heute verärgern'? Hatte ja mal wieder hervorragend funktioniert.
Damon hatte für meine Argumentation nicht viel mehr als ein abfälliges Schnauben übrig. "Es liegt also an mir, dass du ohne meine Erlaubnis etwas in meinen Sachen suchst? Wirklich, Lola, verarschen kann ich mich alleine."
"Das bezweifel ich." Erschrocken über meine, selbst für mich untypische, Frechheit biss ich mir auf die Lippe und zog ängstlich den Kopf ein. Hatte mir heimlich jemand dieses Wahrheitsserum eingeflößt oder was war mit mir los?
"Du...", knurrte Damon verärgert, brach jedoch wieder ab und begnügte sich damit, mich mit seinem vollem Gewicht gegen die Wand zu pressen. Damit scheiterte wohl auch meine letzte Fluchtmöglichkeit. Nervös versuchte ich meinen rasenden Herzschlag durch gleichmäßige Atemzüge zu beruhigen und dem durchdringenden Blick meines Freundes auszuweichen. "Was ist eigentlich auf dem Laptop?", fragte ich schließlich schüchtern, nachdem Damon mich noch immer nicht losließ.
"Das geht dich überhaupt nichts an." "Aber..." "Kein aber", schnitt er mir aggressiv das Wort ab. "Genauso wenig, wie du willst, dass jemand dein Tagebuch liest, will ich, dass irgendjemand ohne meine Einwilligung meinen Laptop benutzt, verstanden?"
Ich musste unwillkürlich lächeln. "Ich schreibe kein Tagebuch." Vor ein paar Wochen hatte ich zwar mal darüber nachgedacht, die Idee aber ziemlich schnell wieder verworfen. Am Ende wäre ich sowieso zu faul gewesen, regelmäßig etwas hineinzuschreiben.
"Schade", er zog eine Augenbraue hoch, "es hätte mich interessiert, was darin gestanden hätte." Jetzt war ich noch erleichterter, meine Erlebnisse und Gefühle nicht einem Stück Papier anvertraut zu haben. Der Gedanke, dass Damon es möglicherweise gelesen hätte, war alles andere als angenehm. Immerhin schien er sich mittlerweile wieder einigermaßen beruhigt zu haben. Ich lächelte zaghaft und hoffte, dass dieser Eindruck nicht täuschte. "Könntest du mich dann vielleicht loslassen? Die Wand ist ziemlich unbequem."
Er musterte mich ein paar Sekunden wortlos und schien über meine Bitte nachzudenken. Ich bereute bereits, nicht einfach abgewartet zu haben, als ein nicht zu deutendes Grinsen auf sein Gesicht trat. "Was habe ich denn davon?"
"Ähm..." Ich blinzelte verblüfft. "Du müsstest nicht mehr hier rumstehen."
"Schlechter Grund", murmelte er belustigt und sah mich weiterhin abwartend an. Worauf wollte er denn bitte hinaus? Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht unbedingt Lust, jetzt irgendein blödes Ratespiel zu spielen. Die Wand drückte unangenehm gegen meinen Rücken, mein Fuß war eingeschlafen und ich hatte Durst.
Aber so wie ich Damon kannte, würde er garantiert nicht nachgeben. Wenn es nach ihm ginge, könnten wir hier noch den ganzen Abend stehen. Kurzentschlossen überbrückte ich den winzigen Abstand zwischen uns küsste ihn. Zu meiner Erleichterung schien das tatsächlich Damons Ziel gewesen zu sein, denn er trat endlich einen Schritt zurück - nur, um mich mitzuziehen und die Arme fest um mich zu schlingen.
"Du hast gesagt, dass du mich loslässt", murmelte ich anklagend, als er sich für einen kurzen Moment von mir löste.
"Dann habe ich meine Meinung eben geändert", erwiderte er schmunzelnd.

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Where stories live. Discover now