33.Kapitel

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Vorsichtig spähte ich um die Ecke eines verfallenen Gebäudes; noch waren wir nicht in Sicherheit, dafür mussten wir erstmal den Wald erreichen und das könnte ziemlich schwierig werden. Bis jetzt waren wir zwar noch niemanden über den Weg gelaufen, aber das würde nicht ewig so weiter gehen. Ich fragte mich sowieso schon, warum wir so ziemlich unbewacht zurückgelassen wurden, eigentlich hatte ich Damon vorsichtiger eingeschätzt.
"Kommt das nur mir so vor, oder ist das zu einfach?", flüsterte Anne neben mir.
"Keine Ahnung..." Angestrengt beobachtete ich die Umgebung, irgendetwas stimmte hier definitiv nicht. Ohne Grund war das ganze Gelände doch nicht wie ausgestorben.
Schließlich gab ich meinen Beobachtungsposten auf und schlich weiter, meine Teammitglieder hinter mir gaben sich dagegen nicht sonderlich viel Mühe leise zu sein. Wahrscheinlich waren sie zu beschäftigt sich über Gott und die Welt aufzuregen, um ein unangenehmes Gefühl zu bekommen.
"Lola!" Offenbar waren wir doch nicht allein, Damon war einige Hundert Meter weiter hinter einem langgestreckten Gebäude aufgetaucht. Reflexartig wollte ich in die entgegengesetzte Richtung rennen, knallte jedoch stattdessen gegen meinen Freund.
"Hey, was soll der Mist?! Du schummelst." Ärgerlich versuchte ich mich loszumachen, soviel zum Thema 'übernatürliche Fähigkeiten lassen wir da raus'.
"Ich frage jetzt mal nicht, wie ihr da raus gekommen seid, wir haben im Moment andere Probleme." Vor lauter Überraschung waren tatsächlich alle stehen geblieben und starrten uns an. Verwirrt stellte ich meine Gegenwehr ein, das wurde ja immer seltsamer. "Was für Probleme denn?"
"Irgendjemand muss der Regierung verraten haben, dass wir hier sind. Wir brechen die ganze Aktion jetzt ab und verschwinden." Damon drehte sich bereits um und schien zu zählen, ob wir soweit vollständig waren. Offenbar waren allmählich alle da, die anderen waren vermutlich bereits unterwegs zum Ausgang, jedenfalls setzten wir uns jetzt auch in Bewegung.
"Was?" Verblüfft versuchte ich diese Information zu verarbeiten; sollte das etwa bedeuten, dass wir jeden Moment angegriffen werden konnten? Ich dachte, wir durften uns hier unbehelligt aufhalten..

"Und woher weißt du, dass die uns entdeckt haben?" Ich war immer noch total irritiert.
"Schon vergessen, dass wir uns in das Sicherheitsnetz der Regierung eingehackt haben? Irgendjemand hat anscheinend den Befehl gegeben das ganze Gebiet weitläufig räumen zu lassen und eine Spezialtruppe hinzuschicken. Christina hat mich informiert, woraufhin ich dann alle zusammentrommeln und losschicken musste. Und zu allem Überfluss wart ihr dann auch noch verschwunden", antwortete Damon genervt und sah weiterhin aus dem Fenster. Seit einer Stunde waren wir wieder unterwegs, zumindest schien niemand die Züge hier draußen zu überwachen. Eigentlich ziemlich blöd, es war doch irgendwie klar, dass jeder auf diese Art und Weise quer durch das ganze Land reisen konnte. Wenn ich persönlich jemanden suchen würde, würde ich sofort alle Züge kontrollieren lassen, das wäre das einfachste.
"Wie hast du überhaupt die Fesseln abbekommen?" Auf die Frage hatte ich schon die ganze Zeit gewartet. "Ich habe dir ein Messer geklaut...."
"Das ich dir wieder abgenommen habe", unterbrach er mich stirnrunzelnd.
"...naja, eigentlich waren es zwei. Das eine hatte ich nur so ungünstig versteckt, damit du es mitbekommst und keinen weiteren Verdacht schöpfst." Unsicher starrte ich auf meine Finger und versuchte seine Reaktion vorherzusehen. Erfolglos, ich hatte nicht die leiseste Ahnung. Nach einem Moment des Schweigens wagte ich schließlich doch wieder einen Blick nach oben. Mein Freund musterte mich schmunzelnd, ehe er plötzlich aufstand. "Clever, Prinzessin, wirklich clever. Ich hätte mir denken können, dass du nicht so leicht aufgeben würdest. Wobei ich mich immer noch frage, wie du es mit hinter dem Rücken gefesselten Händen geschafft hast, mich zu beklauen." Fragend sah ich ihm hinterher, als er zur Tür ging. "Kommst du? Wir müssen aussteigen." Wobei aussteigen nicht das richtige Wort war, rausspringen traf es eher. Zögerlich stellte ich mich ebenfalls an den Ausgang, die ganze Sache war mir trotzdem nicht geheuer. Aus einem fahrenden Zug springen war einfach nicht normal und total gefährlich obendrein.
"Was deine Frage angeht, ich musste mich bloß ein bisschen verrenken und warten, bis du abgelenkt warst", sagte ich und klopfte mir den, durch die Landung verursachten, Staub notdürftig ab.
"So abgelenkt war ich nun auch wieder nicht, ich wollte nur sehen, ob du das wirklich durchziehst." Wir mussten noch ein paar Minuten laufen, ehe wir einen Eingang zum Hauptquartier erreichten. Sicherheitshalber hatte Damon alle in kleine Gruppen aufgeteilt, die zu unterschiedlichen Zeiten in einen Zug stiegen und an verschiedenen Stellen raussprangen. Wir beide waren im Endeffekt die letzten, konnten uns also getrost Zeit lassen. Trotzdem zog er mich im Laufschritt weiter.
"Du willst nicht ernsthaft behaupten, dass du das doch bemerkt hast. Warum beeilen wir uns überhaupt so?", beschwerte ich mich. Das war doch absolut unnötig, aber um auf das Thema von vorhin zurückzukommen, Damon hatte auch nicht bemerkt, dass...
"Tu das dahin zurück, wo du es hergeholt hast." Gut, vielleicht auch doch.
"Ich weiß nicht was du meinst.." Das Funkgerät hinter meinem Rücken strafte mein unschuldiges Lächeln Lügen. Zugegeben, das war nicht unbedingt eine lohnende Beute, aber es war das erstbeste, was mir in die Finger gekommen war. Möglicherweise sollte ich ja eine Karriere als Diebin in Betracht ziehen, wäre mal was anderes.
"Du weißt genau was ich meine, Prinzessin. Und wir beeilen uns so, weil ich keine Lust habe noch ewig in der Schusslinie zu bleiben", antwortete er gereizt. Die Frage, warum wir dann nicht noch länger im Zug geblieben waren, verkniff ich mir dann doch lieber und schob das Funkgerät wieder zurück an seinen Platz. Erste Regel, die ich, sollte ich mal den Beruf wechseln, unbedingt beachten würde: nicht Damon beklauen, es gibt leichtere Opfer.

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Where stories live. Discover now