67. Kapitel

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So, Leutchens, es ist soweit: ich bin wieder einigermaßen in der Lage, zu schreiben (essen läuft immer noch nicht so, aber nun ja). Ich sollte zwar lieber für die anstehenden Klausuren lernen, aber das wird dann wohl doch am Tag vorher stattfinden :D.
Jedenfalls möchte ich noch kurz was Organisatorisches mit euch klären; ich bin gefragt worden, ob ich vielleicht eine Lesenacht machen würde und ehrlich gesagt habe ich schon mal über sowas ähnliches nachgedacht (für alle, die so unwissend wie ich sind: eine Lesenacht auf Wattpad bedeutet, dass an einem festgelegten Tag z.B. 20:00 Uhr, 21:00 Uhr und 22:00 Uhr ein neues Kapitel geupdatet wird).
Also die Sache ist die (bevor jetzt alle ja schreien): um so eine Lesenacht machen zu können, müsste ich drei Kapitel (oder mehr) vorschreiben. Da ich mich kenne, weiß ich, dass ich trotz einer Lesenacht mit großer Wahrscheinlichkeit nicht öfter als sonst schreiben würde, was bedeuten würde, dass ein paar Wochen lang kein Update kommen würde, sondern erst in der Lesenacht. Denkt einfach mal drüber nach, was euch besser gefallen würde.
Jedenfalls hatte ich schon ähnliche Gedanken, nämlich dass es vielleicht schöner für euch wäre, wenn ich die letzten vier-fünf Kapitel des Buchs dann auf einmal posten würde. Dafür müsste ich natürlich auch eine Weile Update-Pause machen.
Schreibt bitte mal, was euch bezüglich der Lesenacht und den letzten Kapiteln lieber wäre :).

Ein drängendes Hungergefühl ließ mich widerwillig die Augen aufschlagen - und erschrocken zusammenzucken, als ich in ein nur allzu bekanntes Gesicht starrte. Einige Sekunden lang wagte ich es nicht, auch nur eine winzige Bewegung zu machen und hielt angespannt den Atem an, bis ich ihn mit einem leisen Seufzer der Erleichterung wieder ausstieß.
Damon schlief offenbar noch oder tat zumindest so. Das war auf jeden Fall besser, als wenn er mich wieder mit diesem unergründlichen Blick ansehen und verwirren würde. Wobei die Tatsache, dass im Moment kaum eine Handbreit Platz zwischen uns war, irgendwie sogar noch schlimmer war.
Mich selbst dafür verfluchend, doch noch eingeschlafen zu sein, schob ich vorsichtig die Decke auf mir zur Seite. Warum musste sich dieses dämliche Auto auch zu einem verhältnismäßig bequemen Bett umfunktionieren lassen?
Wenn es wenigstens zwei getrennte Liegeflächen gewesen wären, hätte ich mich ja nicht mal beschwert, aber das hier weckte definitiv zu viele Erinnerungen in mir.
Abgesehen davon war es total unnötig, so dicht nebeneinander zu schlafen, es war eigentlich genug Platz, um zumindest ein wenig Freiraum zu haben.
Darauf bedacht, Damon bloß nicht durch eine hastige Bewegung oder ein verräterisches Geräusch zu wecken, brachte ich im Schneckentempo Millimeter für Millimeter mehr Abstand zwischen uns. Im besten Fall würde ich es nach Draußen schaffen, so dass ich endlich mal in Ruhe nachdenken konnte, ohne ständig gestört zu werden.
"Das ist doch jetzt nicht wirklich sein Ernst", murmelte ich verärgert und versteifte mich augenblicklich, als ich bemerkte, dass ich das laut gesagt hatte. Hoffentlich schlief Damon fester, als ich dachte. Ich wartete unsicher eine Weile, doch offenbar war das Glück diesmal auf meiner Seite und ich hatte Damon nicht geweckt.
Gut, dann konnte ich mich ja jetzt wieder dem dringenderen Problem zuwenden. Stumm betend, dass er es nicht mitbekam, versuchte ich langsam, Damons Arm von meiner Taille runterzuschieben. Ich dachte eigentlich, ich hätte ziemlich deutlich gemacht, dass er mich nicht anfassen und erst recht nicht umarmen sollte. Aber das war ihm offensichtlich vollkommen egal.
Kurz bevor ich endgültig aus seiner Reichweite gerobbt war, ließ mich ein leises Grollen innehalten. Ängstlich schielte ich nach oben, doch entgegen meiner Erwartung hatte Damon noch immer die Augen geschlossen. Er schien tatsächlich noch zu schlafen, wenn auch deutlich unruhiger als vorhin.
Erleichtert drehte ich mich zur Tür und drückte sie leise auf. Irgendwie hatte ich damit gerechnet, dass sie verschlossen war, doch ich hatte zum wiederholten Mal Glück.
Entweder vertraute Damon mir soweit, dass er nicht annahm, dass ich einen Fluchtversuch wagen würde - wohl kaum - oder er war sich sicher, dass er es bemerken würde, wenn ich aussteigen würde. Tja, Pech gehabt, würde ich mal sagen. Ich konnte mich eben auch beinahe lautlos entfernen, das Talent hatte nicht nur er.
Zufrieden, dass ich unbeschadet aus dem Auto herausgekommen war, entfernte ich mich ein paar Schritte. Die eisige Luft war eine willkommene Abwechslung zu der stickigen Wärme im Fahrzeug und ich blieb für einen Moment mit geschlossenen Augen stehen, um die Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht zu genießen.
Außer einigen abgebrochenen Ästen deutete nichts auf den gestrigen Sturm hin; ganz im Gegenteil, alles wirkte so friedlich, als würde in diesem Wald nie etwas Schlimmes passieren können.
Es war verlockend, einfach zwischen den Bäumen zu verschwinden und den nahenden Krieg gemeinsam mit all meinen anderen Problemen hinter mir zu lassen. Vielleicht würde ich ja nochmal jemanden finden, der mir half, bei dem ich mich verstecken konnte, bis alles vorbei war.
Doch andererseits war ich es irgendwie Leid, ständig wegzulaufen und ein Leben mit der ununterbrochenen Angst, entdeckt zu werden, erschien mir auch nicht unbedingt wie das Paradies.
Also würde ich mich entweder meinen Problemen stellen oder meine Freiheit aufgeben müssen.
Beides keine sonderlich verlockenden Varianten, doch hatte ich überhaupt eine Wahl?
Seufzend drehte ich mich wieder um, starrte das eingeschneite Auto an. Damon würde mich nicht so einfach in Frieden lassen. Ich konnte abhauen so oft ich wollte, er würde mir immer folgen. Dabei wusste ich immer noch nicht, ob ich ihm nun trauen konnte oder nicht. Auf der einen Seite erschien alles so logisch und ich wollte ihm unbedingt glauben, dass ich nichts von ihm zu befürchten hatte, doch auf der anderen Seite stand die Angst, wieder verraten und enttäuscht zu werden.
Möglicherweise sagte er die ganze Zeit die Wahrheit, doch die Wahrscheinlichkeit, dass er mich erneut anlog, war genauso groß.
Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was ich noch glauben konnte. Selbst meine eigenen Erinnerungen erschienen mir zweifelhaft, seit ich erfahren hatte, dass man auch diese manipulieren konnte.
Ein lautes Knallen zerriss die morgendliche Stille und brachte mich ruckartig zurück in die Realität.
Damon hatte anscheinend festgestellt, dass ich nicht mehr neben ihm lag und beschlossen, mich schnellstmöglich suchen zu müssen.
Belustigt beobachtete ich, wie er in seinem Tatendrang die falsche Tür geöffnet hatte und anstatt auf der Straße anzukommen mitten in einer Schneewehe landete. Dass mir fast das Selbe passiert wäre, ignorierte ich großzügig. Es war einfach zu komisch, wie er fluchend versuchte, nicht noch tiefer einzusinken und sich dabei die ganze Zeit hektisch suchend umsah.
Eigentlich hätte ich mich schon aus Prinzip irgendwo verstecken müssen, einfach um Damon einen Schrecken einzujagen. Musste ziemlich scheiße sein, mich nach wochenlanger Suche gefunden und nun durch so eine winzige Unaufmerksamkeit wie Schlafen wieder verloren zu haben.
Noch hatte er mich nicht gesehen und für einen Moment spielte ich mit dem Gedanken, wirklich unauffällig zu verschwinden. Doch ich hatte meine Entscheidung bereits getroffen. Ich würde ihm vertrauen, zumindest vorläufig, und hoffen, dass ich mir damit nicht mein Grab schaufelte.
"Suchst du irgendetwas?", rief ich unschuldig und näherte mich langsam wieder dem Auto.
Damon starrte mich einen Augenblick lang ungläubig an, ehe er sich sichtlich entspannte und mir entgegen kam.
"Ich dachte schon, ich müsste dich irgendwo in diesem verdammten Wald suchen. Hättest du mir nicht wenigstens Bescheid sagen können, wohin du willst?", knurrte er verärgert. Ich persönlich hatte ja mit einer deutlich freundlicheren Begrüßung gerechnet, aber gut, wenn er seine Erleichterung mich zu sehen unbedingt verstecken musste, musste ich ja auch nicht nett sein.
"Entschuldige bitte, dass ich dich nicht wecken wollte. Du hättest auch einfach meinen Fußspuren folgen können, nur zu deiner Information", gab ich genervt zurück und verschränkte abwehrend die Arme. "Abgesehen davon wäre es dir nur Recht geschehen, wenn ich abgehauen wäre. Wie zur Hölle kommst du darauf, die Erlaubnis zu haben, mich während ich schlafe einfach so zu umarmen?!"
Damon blinzelte kurz verwirrt, ehe er zu verstehen schien, was ich meinte und ein süffisantes Grinsen sich auf sein Gesicht schlich. "Ich hatte nicht den Eindruck, dass es dich stören würde. Ganz im Gegenteil, du hast dich sogar noch näher an mich geschmiegt."
Als ob. Und selbst wenn hatte ihn das nicht zu interessieren, wahrscheinlich war mir einfach nur kalt gewesen.
Ich gab mein Bestes, um seine überhebliche Miene zu imitieren, bevor ich antwortete. "Vielleicht habe ich ja an jemand anderen gedacht."
Zugegebenermaßen gab ich Damon im Stillen Recht; es war durchaus wahrscheinlich, dass es mir gefallen hatte, in seinen Armen zu schlafen, aber ich würde mir eher die Zunge abbeißen, als das zuzugeben.

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt