25.Kapitel

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Allmählich begann ich mir wirklich Sorgen zu machen; dieser Junge würde ersticken, wenn Damon so weiter machte. Für einen Moment dachte ich darüber nach dazwischen zugehen, doch abgesehen davon, dass ich vermutlich auch nichts ausrichten könnte, würde es Damon alles andere als gefallen, wenn ich auf diese Art seine Autorität untergrub. Und um ehrlich zu sein, hatte ich nicht wirklich Lust auf eine stärkere Auseinandersetzung mit ihm, also blieb ich wo ich war und hoffte, dass er wusste, wie weit er gehen konnte.
Obwohl das alles nur passierte, weil der Dunkelhaarige mich beleidigt hatte, war ich dann insgeheim doch ziemlich erleichtert, als mein Freund endlich von ihm abließ und jemanden beauftragte ihn auf die Krankenstation zu bringen. Auf eine ziemlich skurrile Art tat er mir sogar leid, schließlich hatte er sich gerade einen Feind gemacht, mit dem wirklich nicht zu spaßen war.
"Der Kerl ist ein Idiot." Zoey war zu mir getreten und umarmte mich tröstend. "Hör nicht auf sowas, du bist tausendmal mehr wert als er. Solche Männer spucken immer die höchsten Töne, aber in Wirklichkeit steckt nichts dahinter und sie wollen sich nur wichtig machen."
Ungläubig sah ich sie an, mit so einer Reaktion hatte ich nicht gerechnet. "Du...du bist nicht sauer, weil ich mit Damon zusammen bin?" Sie zuckte mit den Schultern und warf einen skeptischen Blick zu unserem Ausbilder. "Ich kann es nicht so richtig verstehen, aber es ist dein Leben und ich sehe keinen Grund deswegen sauer auf dich zu sein. Außer, ich wäre selbst in ihn verliebt, aber da das zum Glück nicht der Fall ist....Abgesehen davon könntest du auch mit dem Teufel höchstpersönlich zusammen sein und es hätte keiner das Recht dich als Hure zu bezeichnen." Ich wusste ja, dass Zoey nett war, aber, dass sie mich wirklich so mochte wie ich war und nicht darauf achtete, mit wem ich sonst so meine Zeit verbrachte, rührte mich fast zu Tränen. Eigentlich war ich davon überzeugt gewesen, dass niemand meine Entscheidung verstehen konnte, aber offenbar hatte ich mich getäuscht; vielleicht würden meine anderen Freunde ja auch so gelassen reagieren und ich hatte mir völlig umsonst Gedanken gemacht.
"Falls sie tatsächlich auf dich losgehen sollten, rette ich dich notfalls", sagte Damon grinsend neben mir. Ich verdrehte mal wieder die Augen, irgendwie tat ich das in letzter Zeit ziemlich oft. "Sehr witzig. Du hast vermutlich noch was zu tun?" Die Klingel zur Mittagspause war bereits erklungen und alle anderen Rekruten verschwanden in Richtung Cafeteria. Meine Freunde gingen wortlos an mir vorbei, vielleicht war es doch nicht so einfach, wie ich gehofft hatte.
"Ja. Aber rechtzeitig, um dich vom Boden aufzukratzen, komme ich schon wieder." Lachend schlenderte Damon davon, er musste sich ja auch nicht mit einem Haufen wütender, hervorragend im Kampf ausgebildeter Leute rumschlagen. Seufzend drehte ich mich um und versuchte mir schonmal einige passende Worte zurechtzulegen.
"Lola, warte!" Überrascht blieb ich stehen und wartete, dass Tim mich eingeholt hatte. "Ich weiß, dass ist ne ziemlich persönliche Frage, aber...."
Ich stoppte ihn mit einer Handbewegung. "Merk dir die Frage, ich will nicht alles zweimal erklären müssen." Stirnrunzelnd sah er mich an und schien zu überlegen, was ich damit meinte. Es hätte zwar auch sein können, dass mein bester Freund mich etwas anderes fragen wollte, doch ich war mir ziemlich sicher, dass es etwas mit Damon zu tun hatte.
Um die Konfrontation mit meinen Freunden noch ein bisschen weiter aufzuschieben holte ich mir erstmal etwas zu essen und sagte Tim, was hier gut schmeckte und von welchem Zeug er lieber die Finger lassen sollte. Eigentlich hatte ich noch tausend Fragen an ihn, doch die würden wohl warten müssen.
"Leute, das ist Tim, ein sehr guter Freund von mir...." Zögernd stand ich vor unserem Stammtisch und versuchte insbesondere Sarahs feindselige Blicke zu ignorieren.
"Tim!" Kim war aufgesprungen und umarmte ihn; vermutlich hatte auch sie niemals damit gerechnet ihn wiederzusehen.
"Ich wusste gar nicht, dass du auch hier bist...." Während die beiden sich begrüßten hatte ich mich neben Liz gesetzt und wartete, dass die sprichwörtliche Bombe hochging. Sarah ließ tatsächlich nicht lange auf sich warten. "Lola hat Kim vor zwei Wochen aus Newtons Gewalt befreit und sie hierher gebracht. Dafür hat Damon sie dann angeschossen", erklärte sie Tim. Von einem Moment zum nächsten verwandelte sich ihr gespielt freundliches Lächeln in eine wütende Grimasse. "Und jetzt steht die Prinzessin seelenruhig da und tut nichts dagegen, dass dieser Idiot ihr die Zunge in den Hals steckt."
"WAS??" Liz und Kim ließen einstimmig ihr Besteck fallen.
"Er hat mir überhaupt nicht....", versuchte ich mich zu verteidigen, doch Sarah unterbrach mich erneut. "Und wie würdest du es dann nennen? Mund-zu-Mund Beatmung vielleicht?!" Was ich darauf erwidern sollte, wusste ich nun wirklich nicht, doch ich kam auch gar nicht dazu.
"Hast du jetzt soviel Angst vor ihm, dass du dich nicht dagegen wehrst?" Lukas starrte mich ungläubig an, während ich nun endgültig die Hoffnung, dass hier kein großes Drama entstehen würde, begrub. "Angst würde ich es nicht nennen, eher Respekt", murmelte ich meinen Nudeln zu. Am liebsten würde ich jetzt in einem tiefen Loch im Boden verschwinden und nie wieder rauskommen, doch das konnte ich natürlich vergessen. Gott hatte auch nicht soviel Mitleid mit mir, um mich auf der Stelle tot umfallen zu lassen, hätte ich mir ja denken können. Wahrscheinlich freute er sich nur, dass endlich mal etwas Spannendes passierte und saß mit einer Tüte Popcorn irgendwo über uns und wartete, was als nächstes geschah.
"Dann erpresst er dich also mit irgendetwas? Lässt du das deswegen zu?" Auch Paul mischte sich nun ein, die Ideen wurden ja immer absurder.
"Nein, er erpresst mich nicht", gab ich seufzend zurück. Wenn mich mal endlich jemand ausreden lassen würde, würde ich es ihnen ja erklären, aber auf den Gedanken kam ja niemand.
"Und was soll der Mist sonst? Bezahlt er dich und...."
"Wenn ihr mich nicht ständig unterbrechen würdet, müsstet ihr nicht mehr solche blödsinnigen Vermutungen aufstellen!" Unbewusst war ich lauter geworden und augenblicklich war der ganze Tisch mucksmäuschenstill. Hilfesuchend sah ich zu Zoey, doch sie schüttelte nur leicht den Kopf; ich würde das also wirklich allein erklären müssen.
"Also.....die Sache ist die.....ich...."
Natürlich musste ich wieder rumstottern.
"Jetzt spucks schon aus, Lola." Alle sahen mich gespannt an, vermutlich dachten sie, ich würde jetzt sonstwas für eine logische Erklärung bringen.
"Wir sind ein Paar." So, jetzt war es raus. In Erwartung eines weiteren Shitstorms zog ich schonmal den Kopf ein und widmete mich höchst konzentriert meinen Nudeln. Für ein paar Sekunden blieb es weiterhin totenstill, bis Kim plötzlich anfing zu lachen.
"Ich gebe zu, für einen kurzen Moment hätte ich dir das Ganze fast abgekauft. Also, was ist das für ein blöder Scherz?" Sie grinste mich an, doch ich erwiderte das Lächeln nicht. "Das war kein Scherz."
"Doch, war es. Gibs schon zu, du nimmst uns auf den Arm." Sie lächelte noch immer, doch mit jeder Sekunde meines Schweigens verblasste es mehr. Unsicher stocherte ich in meinem Essen herum und vermied es irgendjemanden anzusehen; ich hatte mit dieser ablehnenden Haltung gerechnet, aber, dass es so schlimm werden würde hätte ich nicht gedacht.
"Lola, das kann nicht dein Ernst sein. Der Mann hat auf dich geschossen und, nebenbei gesagt, für mehr deiner Verletzungen gesorgt, als du in den ganzen Jahren, bevor du hier warst, hattest."
"Das ist mir bewusst, Sarah. Aber..." Meine Erklärung wurde, wieder einmal, unterbrochen.
"Mal ganz davon abgesehen ist er doch viel zu alt für dich." Tim hatte nun offenbar auch beschlossen an der Front gegen meine Beziehung zu kämpfen.
Wenn irgendwie möglich wurde ich noch kleiner auf meinem Platz, alle gegen einen war einfach zuviel für mich.
"Fünf Jahre sind gar nicht so ein großer Unterschied", murmelte ich leise und erntete ein genervtes Kopfschütteln von Liz. "Es wäre kein großer Unterschied, wenn du schon 27 und er 32 wäre, aber du bist 17 Lola! Du hast doch völlig andere Vorstellungen von einer Beziehung als er."
"Seh ich ganz genauso, es gibt doch genügend nette Jungs in deinem Alter, die lieben gerne mit dir ausgehen würden. Du musst nicht aus Angst keinen abzukriegen zu Damons Spielzeug werden." Irgendetwas in Sarahs selbstgefälligen Tonfall ließ mich wütend aufsehen; ich würde mir ganz sicher nicht vorschreiben lassen, mit wem ich eine Beziehung führte. "Erstens: ich habe keine Angst 'keinen abzukriegen'. Zweitens: ich bin nicht 'Damons Spielzeug' und drittens: ihr hört euch an, als wäret ihr alle 20 Jahre älter und meine Eltern. Das seid ihr aber nicht, also hört auf damit mir Vorschriften machen zu wollen." Aggressiv funkelte ich meine Freunde an, die offenbar einigermaßen überrascht über meinen Ausbruch waren.
Kim schien sich inzwischen eine andere Taktik zugelegt zu haben, denn sie lächelte mich wieder beinahe mitleidig an. "Tut mir leid das jetzt sagen zu müssen, aber Freunde sollten schließlich ehrlich zueinander sein, nicht wahr? Also ich persönlich glaube, dass du von Damons Aufmerksamkeit geschmeichelt bist und dich vielleicht ein bisschen in ihn verknallt hast. Kann ich dir auch nicht verdenken, schließlich sieht er alles andere als schlecht aus, aber ich denke, dass du zu naiv bist, um zu erkennen, dass er nur mit dir spielt. Sobald er dich erstmal in sein Bett bekommen hat und du ihm zu langweilig wirst, wird er dich einfach fallen lassen und ignorieren. Und dann wirst du weinend zu uns kommen und dich darüber beschweren, wie ungerecht die Welt doch ist." Ich sah sie entgeistert an; gerade als meine beste Freundin sollte sie mich doch unterstützen, oder? Stattdessen versuchte sie hartnäckig meine Beziehung zu Damon schlecht zu machen.
"Und selbst wenn, es ist nicht dein Problem!", zischte ich sie wütend an, sodass sie erschrocken zusammen zuckte.
"Abgesehen davon könnte mir das mit jedem männlichen Wesen dieses Planeten passieren. Was wäre das Leben ohne Risiko?" Allmählich war mir die Lust am Essen wirklich vergangen und ich verschränkte abwehrend die Arme. Warum konnten sich meine Freunde nicht einfach für mich freuen? Natürlich war es gut, dass sie sich Sorgen um mich machten, aber niemand von ihnen kannte Damon wirklich, von daher konnte auch keiner wissen, ob er es tatsächlich ernst mit mir meinte oder wirklich nur einen Zeitvertreib suchte.
"Wisst ihr was? Ich finde, das reicht jetzt. Jeder hat seine Meinung zu diesem Thema gesagt und jetzt sollten wir es darauf beruhen lassen. Wenn Lola glücklich mit Damon ist, sollten wir uns für sie freuen und wenn er sie doch nur verarscht, muss sie diese Erfahrung eben machen und dann sollten wir für sie da sein und nicht mit einem 'Ich habs doch gleich gesagt' reagieren." Anne hatte endlich das Wort ergriffen und sah um den Tisch herum. Meine anderen Freunde schienen tatsächlich etwas verlegen zu werden, wahrscheinlich begriffen sie erst jetzt richtig, was sie gerade alles gesagt hatten.
"Da die Sache ja endlich geklärt zu seien scheint, gehe ich mal davon aus, dass es niemanden stört, wenn ich mich hierhin setze." Ohne auf eine Antwort zu warten, schob Damon mich ein Stück zur Seite und setzte sich schmunzelnd neben mich.
"Standest du schon lange da?" Stirnrunzelnd überlegte ich, wieviel von unserem Streit er wohl mitbekommen hatte.
"Nö, ich hatte einfach das perfekte Timing, um hier aufzutauchen." Er ließ den Blick kurz über meine Freunde schweifen, wobei er einen Moment länger bei Tim verweilte. Ja, er war definitiv eifersüchtig. Während sich alle anderen plötzlich mit sehr großem Interesse ihrem Essen widmeten, starrte Liz Damon an. "Was hast du überhaupt mit diesem Marvin angestellt?"
"Wer?" Erstaunt sah Damon sie an, woraufhin Liz genervt die Augen verdrehte. "Hast du heute noch jemandem fast die Luftröhre zerquetscht?"
"Achso der Marvin", schulterzuckend aß er weiter. "Ich hab ihm ein paar Manieren beigebracht." Stirnrunzelnd legte Liz ihre Gabel weg und musterte meinen Freund wütend. "Du kannst nicht alles mit Gewalt lösen. Das wäre doch sicher auch anders gegangen." Jetzt war es Damon, der meine Freundin spöttisch musterte. "Es gibt Leute, die verstehen nichts anderes als Gewalt."
"Ganz besonders Männer", unterbrach ich ihn genervt. Er warf mir einen ungeduldigen Blick zu und fuhr fort.
"Dieser Marvin hat Lola eine Hure genannt, was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen, ihm freundlich auf die Schulter klopfen und sagen, dass er das bitte lassen soll?" Liz starrte geschockt zwischen uns hin und her. "Das ist ein Scherz."
"Nein, ist es nicht. Also, tut dir dieser Idiot immer noch so leid?"
Wortlos schüttelte sie den Kopf, darauf konnte sie nichts mehr antworten.

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Where stories live. Discover now