6. Kapitel

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"Oh Scheiße!" Schnell zerrte ich Haley hinter eine Gruppe gutgelaunter Rentner. Was zum Teufel wollte Newton denn hier?! Wenn der mich erwischte konnte ich mich eigentlich gleich umbringen, vorausgesetzt er tat das nicht vor mir. "Okay, Lola, keine Panik ich teleportiere uns hier raus." Haley griff nach meiner Hand, doch ich wich ihr ruckartig aus.
"Kommt überhaupt nicht in Frage! Wie viele andere Menschen in New York können sich teleportieren, das ist ja nicht unbedingt unauffällig. Vermutlich nicht sonderlich viele, also würde der Verdacht wer mir geholfen hat früher oder später auf dich fallen und das kann ich nicht zulassen. Abgesehen davon haben sie uns vielleicht ja noch gar nicht gesehen", vorsichtig spähte ich um einen dicken Mann und seine Frau herum und sah zu meinem Entsetzen wie mein Verlobter und seine Leibgarde mit schnellen Schritten auf uns zu eilten.
"Was machst du denn da, Lola?!", zischend zog Haley mich zurück in unser nicht sonderlich gutes Versteck. "Ich finde es ja wirklich rührend, dass du dir solche Sorgen um mich machst, aber wie willst du denn bitte sonst entkommen?"
Entschlossen sah ich sie an, während ich immer wieder unruhig nach hinten blickte. "Ich renne weg, so einfach. Die werden nicht mit mir mithalten können und sobald ich sie abgehängt habe, mache ich mich auf den Weg zurück zu dir."
Ich wollte gerade lossprinten, als Haleys wütendes Schnauben mich innehalten ließ. "Und was soll ich bitte in der Zeit machen? Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich hier seelenruhig sitzen bleibe, während du um dein Leben läufst." Trotz der gefährlichen Situation in der wir uns befanden musste ich lächeln; Haley erinnerte mich immer mehr an Kim, sie hätte mich auch nie alleine gehen lassen.
"Dann hoffe ich, dass du sehr schnell rennen kannst, sonst würde es nämlich echt knapp werden." Mit einem letzten Blick in Richtung Newton sprang ich aus unserem Versteckt und preschte vorwärts.
"Hinter ihnen her! Schnappt sie euch!", hörte ich hinter uns das wütende Brüllen des Innenministers. Grinsend sahen Haley und ich uns an, auf eine ziemlich verkorkste Art und Weise machte uns dieses Wettrennen tatsächlich Spaß. Gekonnt wichen wir den im Weg stehenden Personen aus und näherten uns einer Rolltreppe. Ein Blick über meine Schulter bestätigte mir, dass diese Polizisten und selbst der fette Newton schneller waren als ich dachte. "Weist du, was ich schon immer mal machen wollte?", rief ich meiner Freundin zu.
"Nein, was denn?", schrie sie zurück. In meinem Kopf bereits einen Plan ausarbeitend kletterte ich flink die Rolltreppe, die in die entgegengesetzte Richtung fuhr, hoch. "Lola, das ist die falsche Treppe!" Trotz des eigentlich absurden Unterfangens folgte Haley mir ohne zu zögern.
"Vertrau mir, ich weiß was ich tue, geh schonmal ich komme gleich", antwortete ich ihr, als wir fast oben angekommen waren. Jetzt war der richtige Augenblick gekommen, Newton und seine Männer waren blöd genug uns zu folgen und nun stand ich wartend vor der Treppe und versuchte den perfekten Moment anzupassen. Noch 5,4,3......
"Hast du dumme Göre jetzt endlich aufgegeben? Na warte, wenn ich dich erwische...", drohend näherte Newton sich mir immer weiter, während ich nur lächelnd wartete. "Mögen Sie eigentlich Eis, Cornelius?", fragte ich mit meiner freundlichsten Stimme. "Ich hoffe schon, denn sonst haben Sie jetzt ein Problem." Mit einer winzigen Handbewegung hatte ich den Wagen des Eisverkäufers schweben lassen und ließ ihn nun direkt vor mir auf die Treppe fallen. Durch die Bewegung dieser rutschte der Wagen immer weiter nach unten, bis er schließlich genau in Newton und seinen Männern landete. Das sollte sie für eine Weile aufhalten.
"Du elende.....! Warum hat mir niemand gesagt, dass die kleine Hexe Telekinese beherrscht?!? Ich bin von Idioten umgeben, um alles muss man sich selber kümmern!" Das Fluchen des Innenministers begleitete mich noch bis zu Haley, die sich das ganze Spektakel aus einigen Metern Entfernung angesehen hatte, damit Newton sie nicht erkannte.
"Das war genial! Newtons Gesicht wa einfach zum Totlachen."
Kichernd liefen wir etwas langsamer weiter; auch wenn die eine Weile brauchen würden, ehe sie uns wieder folgen konnten, wollten wir kein Risiko eingehen indem wir anhielten und nichts taten.
"Lola?" "Mhm" "Ich glaube, wir sollten uns allmählich wieder beeilen, sie sind nur noch ein paar hundert Meter entfernt." Unruhig schaute Haley mich an. Ein Blick zurück bestätigte ihre Worte, offenbar hatten die wirklich nicht aufgegeben. "Na dann, lass uns sehen, wann sie die Lust an diesem Katz-und-Maus Spiel verlieren." Ich musste wirklich zugeben, dass mir die ganz Sache gefiel; ich fühlte mich wie der legendäre Robin Hood, von dem ich als Kind mal gelesen hatte. Nur, dass uns nicht der Sheriff von Nottingham sondern der Innenminister von Caeth verfolgte, was am Ende wohl kein großer Unterschied war, da beide nicht sonderlich beliebt bei den Menschen waren.
Das zeigte sich auch jetzt wieder, denn ein Großteil der uns Entgegenkommenden wich uns aus, nur um sich dann den Polizisten unauffällig in den Weg zu stellen, damit wir entkommen konnten; das nannte ich mal Solidarität. Nachdem wir den Ausgang des Einkaufszentrums hinter uns gelassen hatten, blieb ich keuchend für einen Moment stehen. "Wohin jetzt? Gibt es hier irgendwo einen Ort, an dem wir uns verstecken können?".Ratlos drehte Haley sich einmal um sich selbst, nur um mich schlussendlich achselzuckend anzusehen. "Keine Ahnung, ich musste ja noch nie vor irgendjemandem wegrennen....Lass mich einen Moment nachdenken, vielleicht fällt mir doch noch etwas ein."
"Denk schneller, wir haben nicht ewig Zeit", drängte ich; Newton konnte nicht mehr lange brauchen, ehe er hier war.
"Okay, dahinten sind ein paar Nebengassen, mit ein bisschen Glück hängen wir sie da ab." Um unsere Kräfte zu schonen joggten wir bis zu der Straße, von der Haley gesprochen hatte. Sicherheitshalber hielten wir davor kurz an und ich lugte um die Ecke.
"Überraschung." Schreiend sprang ich einen Schritt zurück als ich in das schmierige Grinsen meines Verlobten sah. Wo kam der denn jetzt her?! Panisch wichen wir immer weiter zurück, bis wir zu meinem Schrecken gegen die Wand stießen.
"Du dachtest doch nicht wirklich, dass du mir entkommen könntest; wenn ich natürlich gewusst hätte, dass du eine Gabe hast, hätte ich ganz andere Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, aber das lässt sich ja noch nachholen. Du kannst dir überhaupt nicht vorstellen, was ich jetzt gerne alles mit dir tun würde, aber das muss warten." Inzwischen stand er direkt vor mir und zwang mich mit seiner Hand unter meinem Kinn ihn anzusehen. Ich musste mich echt zusammenreißen ihm nicht in das feiste Gesicht zu spuken, aber da ich bei Bewusstsein bleiben musste um abhauen zu können, blieb mir nichts anderes übrig.
"Zu schade aber auch", brachte ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor.
Er grinste mich an. "Nicht wahr? Aber mal etwas anderes, wer ist denn deine kleine Gehilfin? Irgendwie kommt sie mir bekannt vor." Bitte Haley, sagt jetzt nichts blödes, flehte ich innerlich meine Freundin an.
"Mein N-Name ist Pamela Hamilton, Sir. I-Ich bin nicht ihre Gehilfin, sie hat mir gedroht meine Katze zu entführen, wenn ich ihr nicht zeige, wo sie hinmuss. Bitte, Sir, ich habe nichts Unrechtes getan." Wow, an ihr war wirklich eine Schauspielerin verloren gegangen; mit Tränen in den Augen sah sie Newton bettelnd an. Wenn ichs nicht besser wüsste, würde ich mich nach der Vorstellung selbst für eine Verbrecherin halten.
"Meinetwegen, du kannst verschwinden", schnautzte er sie an und wandte sich wieder mir zu, " und was dich angeht....".
"Ich habe jetzt leider einen wichtigen Termin und kann nicht länger bleiben, vielleicht sieht man sich ja nochmal." Ich nutzte meine Chance, die entstand weil er sich kurz mit Haley beschäftigt hatte und mich deswegen losließ, und ließ ihn mit einer raschen Bewegung wie eine Kugel in seine Begleiter fliegen. "Au Revoir!"
Zufrieden mit meiner vorerst gelungen Flucht bog ich um die nächstbeste Ecke, nur um direkt in Haley hinein zu rennen.
"Lola! Ich dachte echt, die hätten dich endgültig erwischt; tut mir echt leid, ich dachte es wäre besser, wenn wenigsten einer von uns....."
Rasch unterbrach ich sie, ehe uns noch jemand hörte. "Ich hatte gehofft, dass du sowas tun würdest, also hör auf dich zu entschuldigen und komm lieber. Auch wenn das sehr schön wäre, bezweifle ich doch, dass Newton jetzt schon aufgeben wird." Nachdenklich starrte ich die enge Straße entlang; vorwärts konnten wir nicht, da der Weg mit einem hohen Stacheldrahtzaun endete, und zurück ging es auch nicht, weil wir dann Newton und seinen Männern unweigerlich in die Arme laufen würden, also blieb nur noch..."Hoch."
"Was?", verständnislos blinzelte Haley mich an.
"Wir müssen nach oben, auf die Idee uns da zu suchen würden die niemals kommen!", aufgeregt suchte ich nach einer Möglichkeit auf das flache Dach des Gebäudes neben uns zu kommen. Unglücklicherweise gab es nur ein paar Mauervorsprünge, jetzt würden wir wohl unser Klettertalent unter Beweis stellen müssen. Im Nachhinein bereute ich es wirklich den Crashkurs zu diesem Thema im Kinderheim zugunsten eines Backwettbewerbs, den es jährlich gab, ausgeschlagen zu haben. Vor allem, weil ich den blöden Wettbewerb nicht einmal gewonnen hatte.
Nun, das war jetzt auch nicht mehr zu ändern, dann machte ich eben meinen eigenen Kurs. Vorsichtig zog ich mich an einem höheren Vorsprung entlang, sodass ich auf einen der unteren steigen konnte. So schnell es ging, kletterte ich weiter, als plötzlich direkt unter mir ein Stein wegbrach. Verzweifelt krallte ich mich in die spröde Mauer und strampelte in der Hoffnung irgendwo Halt zu finden mit den Beinen.
"Jetzt halt doch endlich mal still!", hörte ich Haley leise schimpfen. Augenblicklich bewegte ich nicht mehr und spürte kurz danach wie sie mich an meinen rechten Fuß nach oben schob. Erleichtert flüsterte ich ein "Danke" und zog mich vollständig über den Rand des Daches. Erschöpft blieb ich dort für einen Moment liegen und sammelte neue Kraft, ehe ich wieder in Richtung Abgrund krabbelte. Unter mir kletterte Haley langsam nach oben und ich nutzte die kurze Pause um nach dem Innenminister und seinem Gefolge Ausschau zu halten; ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er aufgegeben hatte. Und tatsächlich, keine 300 Meter von uns erspähte ich die Männer. Schnell robbte ich wieder zu Haley - ich konnte mir nicht erlauben aufzustehen, dann hätten sie mich sofort entdeckt.
"Haley, beeil dich!", feuerte ich sie leise an.
"Sagt sich so leicht, mach dich lieber nützlich und zieh mich hoch!", wisperte sie zurück. Gut, dass konnte jetzt ganz schön schief gehen, aber ich hatte eh keine andere Wahl, also streckte ich mich soweit es ging runter und ergriff Haleys Hände.
"Scheiße!"
"Was ist?", ängstlich sah sie mich von unten an.
"Ich komm nicht wieder hoch", flüsterte ich panisch. Ich sagte ja, dass das schief gehen würde.
"Das ist jetzt nicht dein Ernst!", vorwurfsvoll zischte sie in meine Richtung. Doch, ich fürchte das war mein Ernst.
"Pass auf, ich ziehe und du stößt dich ab, okay?" Aus Zeitmangel wartete ich gar nicht erst ihre Antwort ab, sondern zog mit all meiner Kraft. Nach einer scheinbar endlosen Sekunde rutschte Haley neben mich und wir ließen uns kraftlos auf den steinigen Untergrund fallen.
Gerade noch rechtzeitig, denn im selben Moment hörten wir die wütende Stimme von Cornelius Newton. "Das kann doch nicht wahr sein! Sie muss sich hier irgendwo verstecken, einen anderen Weg gibt es nicht! Durchsucht jede Ecke, wirds bald?!"
Wow, wie war der denn drauf? Ich hätte nicht gedacht, dass er wegen mir so ausrasten würde; immerhin dachte er nun, dass ich alleine unterwegs war und Haley war nicht mehr im sprichwörtlichen Schussfeld. Fürs erste jedenfalls.
"Sir, hier ist niemand....." Als ich bedächtig über den Rand schielte erkannte ich einen jungen Mann, der offenbar Newton Bericht erstattete. Genau in diesem Moment sah er nach oben und unsere Blicke trafen sich; erschrocken tauchte ich sofort wieder ab. Verdammt, jetzt hatten wir sie schon so gut wie abgehängt und da musste ich wieder durch meine Neugierde alles kaputt machen. Haley sah mich fragend an, doch ich schüttelte nur geräuschlos den Kopf und lauschte was als nächstes passieren würde. Wir konnten nicht einmal abhauen, denn alle anderen Dächer waren von hier aus nicht erreichbar, wir saßen in der Falle.
"Möglicherweise ist sie über den Zaun drüber, mit Telekinese dürfte das kein Problem gewesen sein." Moment mal, das war doch die Stimme von dem Typ, der mich gesehen hatte! Sollte das etwa bedeuten, dass er uns nicht verraten würde?
"Wartets nur ab, ich kriege das Miststück schon noch in die Finger....", langsam entfernte sich die Stimme meines Verlobten; ungläubig wagte ich nun doch noch einen Versuch und linste über den Mauervorsprung. Erneut zuckte ich zusammen, als ich genau in die Augen des jungen Mannes von vorhin sah, doch diesmal behielt ich meine Position bei. Er war allein zurückgeblieben und beobachtete mich nachdenklich. Nach einer gefühlten Ewigkeit nickte er mir schließlich leicht zu, was ich überrascht erwiderte.
"Riley, kommen Sie endlich!" Mit einem letzten Blick zu mir drehte er sich um und folgte den anderen.

Hallo allerseits :) ich habe es tatsächlich geschafft heute schon dieses Kapitel fertig zu schreiben, obwohl ich noch ne Ewigkeit bei Mediamarkt DVDs gekauft habe, weils da eine Rabattaktion von wegen "für jede 1 auf dem Zeugnis 1€ und für jede 2 0,50€" gab, da musste ich einfach zuschlagen (nicht, dass es jemanden interessieren würde, aber ich habe insgesamt 16€ bekommen ^^ ). Naja, jedenfalls hoffe ich, dass euch das Kapitel gefällt, ich habe diesmal versucht es etwas spannender zu machen ;).
PS: kennt jemand den Film Mortdecai mit Jonny Depp? Die DVD habe ich unter anderem gekauft, weil ich den Film schon ewig sehen wollte.

A: "In dem Wagen ist ne Karte".
Mortdecai nimmt Karte raus, Karte fliegt weg.
M:" Karte ist weg"

:D nagut, wahrscheinlich muss man das einfach sehen und hören, damits so lustig ist ^^

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt