30.Kapitel

6.8K 571 23
                                    

Noch 24 Stunden.
Wir waren 27 Frauen, theoretisch sollte es also kein Problem sein, dieses Spiel zu gewinnen. Naja, wie gesagt, theoretisch. Wenn ich mir diesen traurigen Haufen ansah, konnte ich schonmal ein Drittel, die einfach keine Lust hatten, abziehen. Dazu nochmal zehn, die ich so einschätzte, dass sie entweder nicht schnell genug rennen oder ihr Gehirn nicht vernünftig einsetzen konnten. Somit blieben gerade mal acht, inklusive mir, übrig, die eine Chance hatten nicht gefangen zu werden. Dementsprechend war die Wahrscheinlichkeit, dass wir siegen würden, extrem gering; um genau zu sein bei....
"Lola, wir können nicht ewig hier rumsitzen." Liz unterbrach meine Rechnung; vermutlich wusste sie genauso gut wie ich, dass sich unsere Chance, wenn wir hier verschwanden, nicht sonderlich stark von der, wenn wir hier blieben, unterschied. Trotzdem saß sie nicht deprimiert auf dem Boden und starrte Löcher in die Luft, wie es der Großteil der anderen tat. Lediglich ein paar wenige sahen mich hoffnungsvoll an. Super, also sollte ich mir jetzt wieder einen genialen Plan überlegen, der dafür sorgte, dass unsere Chancen wenigstens auf 30% stiegen. Das war immer noch nicht viel, aber mit mehr rechnete ich nicht.
"Gut, also....", begann ich zögerlich. "Das Beste wäre es, wenn wir uns aufteilen. In der großen Gruppe sind wir zu auffällig. Ich würde sagen, dass sich alle möglichst weit voneinander entfernt verstecken und erstmal abwarten..." Unsicher hielt ich inne, doch offenbar hatte niemand eine bessere Idee. Oder sie verließen sich darauf, dass ich wusste, was ich tat. So würde ich es zwar nicht nennen, aber wahrscheinlich hatte ich noch die beste Strategie.
"Wenn jemand gefangen wird, dann stürmen wir nicht aus den Verstecken, um ihr zu helfen. Wer in Gefangenschaft gerät, muss sich selbst helfen, wir können es nicht riskieren einzugreifen." Erneut wartete ich auf Einwände. Eigentlich widerstrebte es mir zutiefst nichts anderes zu tun, aber in dieser Situation hatten wir nicht sonderlich viele Möglichkeiten. Mal ganz davon abgesehen, dass das gegnerische Team in der Überzahl war, hatten wir nichts, um uns wirkungsvoll zu verteidigen, geschweige denn einen größeren Kampf zu verursachen und diesen auch zu gewinnen.
"Also sollen wir die ganze Zeit nur hinter irgendeinem Baum sitzen und abwarten? Früher oder später funktioniert das nicht mehr." Na also, doch noch jemand mit Verstand, es geht doch. Zugegeben, von Zoey hatte ich nichts anderes erwartet.
"Nein. Wenn alle damit einverstanden sind, treffen wir uns alle...", antwortete ich und rechnete schnell, "...sechs Stunden, um das weitere Vorgehen zu besprechen." Nach und nach nickten schließlich alle, mit ein bisschen Glück würden sie sich auch daran halten. Damon würde garantiert versuchen sein Versprechen, mich bis 22:00 Uhr gefangen zu haben, wahr zu machen, also musste ich noch etwas klären. Bevor ich jedoch anfangen konnte, meldete sich ein Mädchen mit blau gefärbten Haaren zögernd. Wenn ich mich nicht täuschte, hieß sie Tracey und gehörte zu der Gruppe der neuen Rekruten. Aufmunternd nickte ich ihr zu, allmählich wurde ich das Gefühl nicht los, dass die meisten hier mich tatsächlich als Anführerin betrachteten. Als ob ich das wäre; jedenfalls nicht freiwillig, irgendjemand musste aber wohl oder übel die Führung übernehmen und blöderweise blieb das an mir hängen.
"Also....die Frage ist jetzt vielleicht ein bisschen blöd und das soll jetzt nicht beleidigend sein, aber was machen wir, wenn du weg bist? Weil du doch vermutlich eher früh als spät gefangen wirst, wenn es nach Damon geht...." Unglaublich, noch jemand, die ihr Gehirn benutzen konnte, vielleicht war ja doch noch nicht alles verloren. Unglücklicherweise musste ich ihr aber Recht geben, mit ein bisschen Glück konnte ich meine Gefangennahme bis Mitternacht herauszögern, aber viel länger wohl kaum. Dazu hatte mein Freund einfach ein viel zu großes Vergnügen daran, mich zu jagen. Und einen viel zu großen Ehrgeiz.
"Der Einwand ist berechtigt, aber die Frage beantwortet sich eigentlich schon selbst: ihr müsst ohne mich versuchen das Spiel zu gewinnen, irgendjemandem wird schon was einfallen", sagte ich schulterzuckend. Natürlich würde ich versuchen wieder zu entkommen, aber das dürfte ziemlich schwierig werden, weswegen ich mich lieber nicht darauf verlassen wollte. Tracey nickte unsicher, meiner Meinung nach würde sie als eine der Letzten übrig bleiben, vielleicht sogar dafür sorgen, dass wir gewannen.

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Where stories live. Discover now