50. Kapitel

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Surprise :D wir haben das 50. Kapitel erreicht (falls es irgendjemand nicht mitbekommen hat). Ich glaubs selbst nicht....Ähhhhhm irgendetwas... achja genau: danke an all die netten Antworten vom letzten Kapitel, es ist einstimmig entschieden, dass ich hier weiterschreibe ;).

Boston. Eine Stadt nördlich von New York und somit genau in der entgegengesetzten Richtung unseres eigentlichen Ziels. Klingt vielleicht ziemlich sinnlos, aber tatsächlich war das mein Vorschlag gewesen, dem Colin schließlich nach einer halbstündigen Diskussion zugestimmt hatte. Blöderweise hatte ich bei der Äußerung dieser Idee nicht bedacht, dass ich mich damit quasi freiwillig zur Verfügung stellte, eine Gruppe von 50 Leuten erst nach Boston und dann über weitere Umwege zurück nach Philadelphia zu bringen. Und genau deswegen stand ich jetzt in einem völlig überfüllten Zugabteil und versuchte vor lauter Langeweile nicht einzuschlafen. Was wiederum alles andere als einfach war, wenn man bedenkt, dass wir jetzt schon seit mehreren Stunden unterwegs waren. Der einzige Vorteil dieser langen Reise war, dass vermutlich niemand, sollte eine Gruppe in der Nähe von Philadelphia entdeckt werden, auf die Idee, in einem Zug der entgegengesetzten Richtung nach weiteren Rebellen zu suchen, kommen würde. Na gut, einen anderen Vorteil gab es auch noch: ich würde mit großer Wahrscheinlichkeit so lange brauchen, dass ich nicht noch eine weitere Gruppe Flüchtlinge begleiten musste.
"Hältst du es wirklich für sinnvoll, zu schlafen?" Zu meiner anfänglichen Freude gehörte Nick ebenfalls zu den Soldaten, die für die Sicherheit unserer Leute sorgen sollten. Wie gesagt, anfänglich, inzwischen nervte er mich ununterbrochen und verhinderte, dass ich auch nur ein paar Minuten wegdämmerte.
"Als ob jetzt noch irgendetwas passieren würde", gähnend stellte ich mich etwas gerader hin und wich seinem skeptischen Blick aus. "Du wirst sehen, in einer Stunde haben wir Boston erreicht und fahren von da aus ganz gemütlich zum Treffpunkt. So spät am Abend macht sich doch eh keiner mehr die Mühe, die Züge zu kontrollieren." Jedenfalls hoffte ich das. Andernfalls hätte ich nämlich das große Problem, dass ich keine Ahnung hatte, was wir dann tun sollten. Meine diesbezügliche Frage hatte Colin mit einem "Bete, dass dieser Fall nicht eintritt" abgetan und mich ohne einen weiteren Kommentar stehen gelassen. Da zeigte sich mal wieder die Hilfsbereitschaft von...
"Ich weiß ja nicht, wie das für dich aussieht, aber ich für meinen Teil wage es zu bezweifeln, dass diese Männer uns einfach nur einen guten Abend wünschen wollen", unterbrach Nick meine Gedanken und starrte mehr oder weniger unauffällig zur gegenüberliegenden Tür. Stirnrunzelnd spähte ich an ihm vorbei in die selbe Richtung. "Scheiße." Die Hoffnung, dass er mich nur auf den Arm nehmen wollte, verflog augenblicklich wieder. Was auch immer diese Typen wollten, etwas Gutes konnte es nicht sein.
Zum ungefähr hundertsten Mal heute wünschte ich mir verzweifelt, dass Damon jetzt hier wäre. Mal ganz davon abgesehen, dass er garantiert wüsste, was wir jetzt tun sollten, würde ich mich dann um einiges wohler, sicherer und weniger einsam fühlen. Aber da wir ja bekanntlich nicht bei 'Wünsch dir was' sondern eher bei 'so isses' waren, mussten wir da wohl oder übel alleine durch.
"Die können wir unmöglich alle erledigen", murmelte ich leise und beobachtete, wie die unbekannten Männer sich langsam durch die Menschen schoben und deren Ausweise kontrollierten. Zum Glück belegte unsere Gruppe erst das nächste und letzte Abteil; lediglich Nick und ich standen hier, um Wache zu halten. "Und ich wette, die sind alle mindestens genauso gut bewaffnet, wie wir." Unsicher umklammerte ich die Waffe unter meiner Jacke fester und versuchte wenigstens einigermaßen ruhig zu bleiben und nachzudenken. Das Einzige, was wir mit einem Kampf erreichen würden, war eine unkontrollierte Schießerei, bei der mehr unschuldige Menschen als an der Auseinandersetzung beteiligte ums Leben kommen würden. Und das eigentliche Problem wäre damit immer noch nicht gelöst; wir wären weiterhin in einem Zug, in dem jeden Moment weitere Männer der Regierung auftauchen konnten. Eigentlich blieb somit nur eine Möglichkeit: "Wir springen", sagten Nick und ich beinahe gleichzeitig und grinsten uns kurz an. Seltsamerweise hatten wir ständig die selben Ideen oder taten das Gleiche.
Somit war die Entscheidung getroffen, jetzt mussten wir nur noch vier Dutzend verängstigten Menschen klar machen, dass sie aus dem Zug springen mussten. Kinderspiel.
Mit einem letzten Blick zu den feindlichen Soldaten, die inzwischen etwa bei der Hälfte des Abteils angelangt waren, huschten wir unauffällig durch die Tür in den letzten Wagon. Einem plötzlichen Einfall zu Folge versuchte ich die Tür hinter uns irgendwie zu verschließen - erfolglos. Warum mussten wir aber auch so ein Pech haben? Leise fluchend drehte ich mich wieder um; offenbar hatte Nick tatsächlich die meisten von der Notwendigkeit einer schnellen Flucht überzeugt, denn die Ersten sprangen bereits aus der geöffneten Tür nach draußen. Auf jeweils fünf Zivilisten folgte ein Phoenix, bis wir schließlich nur noch etwas mehr als zehn Leute waren. Das lief ja besser als ich dachte; ein Gefühl der Erleichterung, dass wir es tatsächlich schaffen würden, durchdrang mich. Es schien ganz so, als hätten wir ausnahmsweise mal etwas Glück.
"Lola, hinter dir!" Überrascht von Nicks Warnung drehte ich mich ruckartig um - und knallte erschrocken die Abteilstür mit Hilfe von Telekinese zu. Diese Typen hatte ich ja vollkommen vergessen. Zumindest schienen sie nicht weniger überrascht zu sein und rüttelten erstmal erfolglos an der Klinke, ehe sie dazu übergingen, zu versuchen, die, hoffentlich sehr stabile, Tür einzutreten.
Unwillkürlich schielte ich erneut zu Nick, der gerade kurzerhand einen schluchzende Frau hinausschubste. Sonderlich lange würde ich das hier nicht mehr durchhalten; dass die Männer nicht auf die Idee kamen, mich durch die geschlossene Tür zu erschießen, konnte ich nur hoffen. Allmählich begann ich sogar Damon dafür zu verfluchen, dass er sich hatte erwischen lassen, immerhin wäre ich ansonsten gar nicht in dieser unangenehmen Lage. Notiz an mich selbst: sollte ich ihn je wiedersehen, bringe ich ihn persönlich um. Obwohl, vielleicht doch lieber nicht, das würde ich am Ende nur zutiefst bereuen und hätte noch mehr Schuldgefühle.
"Kommst du? Wir sind die Letzten", rief Nick vom anderen Ende des Wagons. Ich konzentrierte mich weiterhin auf die Tür vor mir und schüttelte den Kopf. "Geh schon mal, ich komme gleich nach." Während Nick mich noch skeptisch ansah, spürte ich, wie sich der Druck von außen verstärkte. Offenbar schmissen die sich jetzt mit Anlauf gegen das dunkle Holz; eigentlich war es ein Wunder, dass es bis jetzt gehalten hatte. Erneut erzitterten die Wände unter der Wucht eines Aufpralls. "Geh!", drängte ich meinen Freund und wich unwillkürlich ein paar Schritte zurück. Noch ein paar Sekunden und ich würde dem Druck nicht mehr standhalten können.
Aus den Augenwinkeln sah ich erleichtert, wie Nick nun endlich ebenfalls sprang und löste im selben Moment meine Konzentration von der Tür, nur um gleichzeitig in Richtung Ausgang zu sprinten. Wenn alles gut ging, fielen meine Verfolger erstmal überrascht übereinander, ehe sie mich ergreifen konnten. Und in dieser Zeit wäre ich schon längst aus dem Zug gesprungen. Noch drei Meter, noch zwei, noch einer....
Mein Hechtsprung in die Freiheit wurde von geschätzten 90 Kilo Muskelmasse, die sich auf mich warfen, vereitelt. Panisch versuchte ich mich irgendwie zu befreien, erstarrte jedoch schlagartig, als einer der Männer sein Gewehr auf mich richtete. Sollte mein Leben wirklich so enden? "Bitte, ich wehre mich auch überhaupt nicht mehr, bitte schießen Sie nicht...", flehte ich den dunkelhaarigen Mann verzweifelt an. Ich wollte noch nicht sterben, nicht so. Und ich musste mich doch noch von so vielen Leuten verabschieden, das konnte jetzt einfach nicht wahr sein.
"Sorry", der Mann grinste mich bösartig an und drückte ab.

Eine Berührung an meiner Hand ließ mich verwirrt die Augen aufschlagen. "Bin ich tot?"
"Zum Glück nicht, es wäre ziemlich gruselig, hier mit einer Leiche festzuhängen."
Irritiert richtete ich mich auf und starrte die junge Frau neben mir an. Ihre langen schwarzen Haare waren von pinken Strähnen durchzogen und sie musterte mich neugierig aus giftgrünen Augen. Insgesamt so ziemlich das Gegenteil von dem, was ich hier erwartet hätte; nicht, dass ich überhaupt erwartet hatte, noch am Leben zu sein.
"Ich bin Zita", stellte sie sich vor und sah mich weiterhin abwartend an. Langsam wurde das echt gruselig. "Ähm...ich heiße Lola. Könntest du vielleicht...?", murmelte ich unbehaglich und rutschte ein Stück zur Seite. Für einen Moment runzelte sie unsicher die Stirn, grinste mich jedoch gleich darauf wieder an und betrachtet etwas, das sie in ihrer Hand hielt. "Entschuldige, es ist einfach zu selten, dass ich mal was anderes als diese grauen Wände sehe. Wenn man drei Monate hier drin verbringt, freut man sich über jede noch so kleine Abwechslung."
Ich nickte anwesend und sah mich in dem kleinen Raum um; Zitas Worte 'was anderes als diese grauen Wände' waren durchaus berechtigt. Tatsächlich schien es hier nichts anderes zu geben, keine Möbel, keine Bilder, kein Teppich, gar nichts. Nur vier graue Wände, der Boden und natürlich die Decke. Oh, und zwei unscheinbare Türen, von der eine vermutlich nach draußen und die andere möglicherweise in ein kleines Badezimmer führte. Ich wollte mir lieber nicht vorstellen, wie man hier 3 Monate leben konnte.
"Wo zum Teufel sind wir hier?", fragte ich leise und starrte nun meinerseits meine Leidensgenossin an.
"In einer Gefängniszelle der Regierung, was denkst du denn? Darf ich fragen, warum du hier bist? Es waren bis jetzt noch nicht sonderlich viele andere Gefangene hier." Sie sah mich neugierig an und spielte mit einer kleinen Glaskugel; erst auf den zweiten Blick erkannte ich, dass es meine war. Unwillkürlich tastete ich nach meinen Waffen. Vergeblich, wie ich gleich darauf feststellte. Sowohl meine Pistole als auch meine drei Messer waren verschwunden, wahrscheinlich konnte ich noch von Glück reden, dass sie mir meine Klamotten gelassen hatten. Seufzend lehnte ich mich an die kalte Wand und starrte auf den Boden. "Ist ne lange Geschichte. Kurz gesagt: ich bin vor dem Innenminister abgehauen und bin den Rebellen beigetreten. Als wir zu einem anderen Versteck wollten, bin ich gefangen genommen wurden." Warum erzählte ich ihr das überhaupt? Musste wohl daran liegen, dass sie ebenfalls hier festsaß. Wenigstens schien ich die Einzige zu sein, die geschnappt wurde, andernfalls wären wohl noch mehr von uns hier.
"Das klingt zumindest interessant. Ursprünglich wollte ich mich auch mal den Rebellen anschließen, bin aber leider nie dazu gekommen", nachdenklich rollte Zita die Murmel von links nach rechts.
"Warum", ich räusperte mich unsicher, "warum bist du hier?" Irgendwie konnte ich mir nicht vorstellen, was man tun musste, um über mehrere Monate hier eingesperrt zu werden.
Zita zuckte kurz mit den Schultern und lächelte schelmisch. "Könnte sein, dass ich mich in die Computersysteme einiger Fernsehsender eingehackt und unfreundliche Kommentare über die Regierung verbreitet habe."
"Das warst du?", fragte ich ungläubig. Ich hatte die ganze Sache nebenbei mitbekommen, weil so ungefähr jeder von meinen Freunden darüber geredet hatte. Angeblich war über mehrere Stunden ein Video über die ungerechten Handlungen der Regierung zu sehen gewesen, in dem unter anderem auch gezeigt wurde, wie genau die Abschlussprüfung von Offizieren der Armee aussah. Nicht sonderlich angenehm, wenn ich mich an Damons Bericht erinnerte. Wo wir gerade bei Damon waren...
"Du hast nicht zufällig meinen Freund gesehen?" Hoffnungsvoll sah ich Zita an; immerhin war es nicht gerade unwahrscheinlich, dass Damon ebenfalls hierher gebracht wurde. "Etwa 1,85m groß, dunkelblond und blaue Augen?"
Für einige Sekunden schien sie angestrengt nachzudenken und nickte schließlich. "Also ich habe jemanden gesehen, auf den deine Beschreibung passt, aber..." Was auch immer sie noch sagen wollte, wurde durch das Öffnen einer Tür verhindert. Reflexartig schoss mein Blick dorthin - und ich konnte mein Glück kaum fassen. Mit einem leisen Schrei sprang ich auf und rannte zur Tür.
"Ich glaube es nicht, du bist wirklich hier. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich dich vermisst habe", murmelte ich und versuchte zu begreifen, dass das kein Traum war.
"Das ist aber kein sonderlich guter Grund, um mich zu erwürgen", schmunzelnd löste Damon meine Arme von seinem Hals und musterte mich belustigt.
"'tschuldige, ich freue mich nur so...." Mein Lächeln erstarb genauso plötzlich, wie es gekommen war und ich starrte verwirrt auf die Handschellen an meinen Händen. Die waren vorhin definitiv noch nicht da gewesen. "Was soll das, Damon?"

Ehrlich mal, Damon, was soll der Scheiß? Naja, ich weiß es ja, aber ihr nicht hehehe. Ich weiß, das Ende ist gemein, aber das musste einfach sein ^^. Mann, ich bin gerade irgendwie selbst total aufgeregt...gut, könnte auch daran liegen, dass ich gerade auf vollster Lautstärke den Fluch der Karibik Soundtrack hören. Aber hey, Damon is back. ^^ Ich habe ihn irgendwie schon voll vermisst xD.

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt