56. Kapitel

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So, bevor ich es wieder vergesse: ich habe (mal wieder) eine Frage an euch. Also, als vorausschauende Autorin *hust...* überlege ich bereits seit einer Weile, wie eigentlich das Ende von Caeth-Die Rebellen aussehen wird. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten (nein, keine Sorge, ich spoiler jetzt nicht) und ich würde gerne eure Meinung dazu hören (wie das Ende nun wird, entscheide ich wahrscheinlich nicht danach, aber es interessiert mich). Also entweder es gibt ein 'zufriedenstellendes' oder ein 'offenes' Ende (falls jemand nicht weiß, was ich damit meine, fragt einfach) und joa....Schreibt einfach mal, was euch besser gefallen würde ;)

Ein Alarm. Ein Alarm konnte doch eigentlich nur Gutes für mich bedeuten, oder? Vielleicht war ja endlich jemand gekommen, um mich zu retten oder zumindest um die Regierung anzugreifen. Oder natürlich der Alarm hatte völlig andere Gründe, aber eines stand fest: innerhalb der nächsten Minuten würde hier garantiert Chaos herrschen. Und in diesem Chaos würde niemand auf die Idee kommen, mich zu beachten.
Voller neuer Hoffnung bemerkte ich, wie sich ein winziges Lächeln auf meine Lippen schlich. Möglicherweise war heute doch der richtige Tag für eine Flucht. Solange ich nicht gerade Damon zufällig über den Weg lief, würde ich verschwinden können, ich würde frei sein. Nicht mehr ununterbrochen im selben Raum festgehalten werden; nicht mehr ständig auf schlechte Nachrichten warten; und vor allem nicht mehr jeden Tag von Damon gefoltert werden.
Angespannt stand ich vor der Zimmertür und legte die Hand auf den Griff. Mehrmals war ich kurz davor, ihn herunter zu drücken, ließ es dann aber doch bleiben. Die Angst, dass die Tür verschlossen sein könnte, dass meine ganze Flucht schon enden könnte, bevor sie überhaupt begonnen hatte, lähmte mich. Wenn ich nicht durch diese Tür verschwinden konnte, konnte ich nirgendwo hin; es gab keine anderen Ausgänge, nicht einmal die Klappe eines Lüftungsschachtes.
"Okay, Lola, sei kein Weichei. Je länger du hier untätig rumstehst, desto weniger Zeit hast du, bis Damon oder sonstwer dich hier abholt oder bewacht. Also los, diese bescheuerte Tür wird schon aufgehen, sie muss einfach", feuerte ich mich selbst leise an. Ein letztes Mal holte ich tief Luft, schloss die Augen und kreuzte sicherheitshalber Zeige- und Mittelfinger hinter meinem Rücken, ein bisschen Glück konnte nicht schaden.
Wie in Zeitlupe drückte ich vorsichtig den Griff herunter und zog. Nichts. Eine Welle der Enttäuschung brach über mich herein, als ich die Augen öffnete. Das konnte doch einfach nicht wahr sein, es durfte nicht wahr sein. Warum konnte ich denn nicht einmal, nicht ein einziges Mal, wirklich auf Anhieb ohne Probleme etwas schaffen? Hasste das Schicksal mich wirklich so sehr?
Verzweifelt rüttelte ich erneut an der Tür. Wie zu erwarten, passierten noch immer nichts. Mit Tränen in den Augen lehnte ich mich, noch immer den Griff festhaltend, gegen die Tür und ließ mich langsam daran herunterrutschen. Warum musste ich auch nur so ein P...."Wa-", mit einem überraschtem Ausruf fiel ich nach vorne und landete schmerzhaft auf dem Boden. Verwirrt starrte ich von meiner Position aus einige Sekunden lang auf die nun geöffnete Tür, ehe ich den Kopf zum zweiten Mal auf den Boden knallte. Wie konnte man auch nur so blöd sein, an der Tür zu ziehen, obwohl man drücken musste?
Mich im Stillen noch immer selbst beschimpfend, rappelte ich mich auf und warf einen kurzen Blick hinter mich, ehe ich dem Gang vor mir folgte. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wo ich überhaupt hin musste, aber es war besser, irgendwo hin zu laufen, als einfach mitten im Gang stehen zu bleiben. Und früher oder später musste ich ja mal einen Ausgang oder etwas, was ich dazu umfunktionieren konnte, finden. Wenn ich jetzt noch dieses Armband abbekommen würde, würde ich mir glatt die Annahme, dass ich wirklich fliehen könnte, gestatten. Eine Waffe wäre aber auch schon hilfreich.
Ziellos lief ich an jeder Abzweigung weiter geradeaus, in der Hoffnung, so zumindest zu verhindern, dass ich im Kreis lief. Dass ich vollkommen ungeschützt und beinahe wehrlos war, beunruhigte mich, doch noch beunruhigender war die Tatsache, dass ich keiner Menschenseele über den Weg lief. Bei einem so großen Gebäude müsste ich doch irgendwann mal jemandem begegnen, oder? Die Möglichkeit, dass ich vielleicht gerade zu dem Zeitpunkt, wo alle Leute auf einer Versammlung waren, hier entlang lief, bezweifelte ich. Viel wahrscheinlicher erschien es mir da, dass es doch einen Feueralarm war und ich als Einzige zurückgelassen wurde. Andererseits - das machte auch keinen richtigen Sinn. Vielleicht mussten ja alle an das andere Ende des Gebäudes, um dort mögliche Angreifer abzuwehren. In diesem Fall würde ich aber genau in die falsche Richtung rennen, also sollte ich eventuell doch lieber umkehren. 'Aber du kannst dir nicht sicher sein, ob der Alarm tatsächlich von den Rebellen ausgelöst wurde', gab meine innere Stimme zu bedenken.
Seufzend gab ich ihr Recht, ehe ich an der nächsten Kreuzung stehen blieb und vorsichtig nach links und rechts spähte. Allmählich fühlte ich mich wirklich wie in einem Labyrinth, man sollte mal einige Orientierungspläne aufhängen.
Erleichtert, dass erneut niemand zu sehen war, sprintete ich durch den leeren Gang - und rannte an der nächsten Ecke direkt in jemanden hinein. Panisch sprang ich zurück und starrte das Mädchen vor mir unverhohlen an. Sie hatte ihre Haare auf der linken Seite komplett weggeschoren; stattdessen rankte sich ein kunstvolles Tattoo aus grünen Blätter bis zu ihrer Schulter.
"Was? Gib's nen bestimmten Grund, mich so anzustarren?", fragte sie mit zusammengekniffenen Augen und musterte mich ebenfalls. Mit zugeschnürter Kehle schüttelte ich schnell den Kopf und betete, dass sie nicht wusste, wer ich war.
"Na dann. Was machst du überhaupt noch hier? Hast du den Alarm nicht gehört?"
"I-ich habe mich verlaufen", murmelte ich verunsichert. Sie schien tatsächlich nicht einmal zu ahnen, dass ich offiziell gesehen nicht frei herumlaufen durfte.
Der misstrauische Blick verschwand sofort und machte einem breiten Grinsen Platz. "Achso, du bist neu hier. Ist natürlich dumm gelaufen, dass du dich ausgerechnet bei einem Alarm verläufst. Unter anderen Umständen hätte ich dich gar nicht gefunden, ich soll nur mal nach irgendeiner Gefangenen sehen. Um ehrlich zu sein, habe ich alles andere als Lust darauf, ich würde viel lieber mit den anderen nachsehen, was den Alarm ausgelöst hat. Aber nein, ich muss ja unbedingt nachsehen, ob die Gefangene noch da ist. Nicht, dass die überhaupt abhauen könnte. Dazu ist sie wahrscheinlich schon allein psychisch viel zu instabil. Ich habe gehört, dass Damon, du kennst doch Damon?", sie schaute mich gerade lange genug an, um mein leichtes Nicken zu registrieren, ehe sie fortfuhr. "Also jedenfalls soll Damon sie angeblich auf Anweisung von Newton mit dieser Chemikalie, deren Namen ich immer vergesse, foltern. Und das schon seit zwei Wochen, kannst du dir das vorstellen? Ich meine, ich habe mal versehentlich was von dem Zeug abgekriegt und das hat schon höllisch wehgetan, aber sie hat soweit ich weiß schon den gesamten Unterarm voll mit Wunden davon. Davon kann man doch nur verrückt werden, deswegen hat sie sich Gerüchten zufolge heute sogar aus dem Fenster gestürzt. Ist ja auch irgendwie nachvollziehbar, also ich hätte wahrscheinlich genauso gehandelt. Jedenfalls ist es doch total unwahrscheinlich, dass sie in diesem Zustand einen Fluchtversuch wagen könnte, oder?" Oh, wenn die wüsste. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter und hoffte, dass dieses Mädchen so mit sich selbst beschäftigt war, dass sie nicht bemerkt hatte, wie blass ich plötzlich geworden war. Oder dass ich meinen rechten Arm hinter meinem Rücken versteckte.
"Du bist nicht sonderlich gesprächig, was? Ist ja eigentlich auch egal, ich muss sowieso los. Du weißt nicht zufällig, wohin ich muss? Ich habe nicht so richtig zugehört, wo die Gefangene gerade sein soll."
"Ähm....da lang, glaube ich", sagte ich schnell und zeigte in eine andere Richtung, als die, aus der ich gekommen war. Desto später jemand mein Fehlen bemerkte, desto besser.
"Okay, danke. Schönes Armband übrigens", erwiderte sie und betrachtete neugierig mein Handgelenk. Einen Moment lang wollte ich auch dieses hinter meinem Rücken verstecken, als mir urplötzlich eine Idee durch den Kopf schoß. Vielleicht wusste sie ja, wie man das Armband entfernte. "Findest du? Mir persönlich gefällt es nicht sonderlich, aber irgendwie bekomme ich es nicht mehr ab...."
"Wirklich nicht?", sie sah mich ungläubig an, "Darf ich es mal probieren?" Ohne auf mein Einverständnis zu warten, griff sie nach meinem Arm und begann, an dem Armband zu drehen. "War doch ganz einfach." Mit einem zufriedenem Lächeln hielt sie das silberne Schmuckstück nach oben und grinste mich an. "Ich darf es doch behalten, nicht wahr?"
"Ja, klar. Viel Spaß damit", 'und danke für die Hilfe', fügte ich in Gedanken hinzu und beobachtete, wie sie in den, von mir angezeigten Gang verschwand. Täuschte ich mich oder war das schon fast zu einfach?
Leicht verunsichert starrte ich ihr hinterher, bis sie aus meinem Blickfeld verschwand. Irgendwie kam es mir mehr als suspekt vor, dass sie mich nicht erkannt hatte und auch nicht wusste, wo ich mich normalerweise aufhalten sollte. War das vielleicht alles nur Taktik gewesen? Falls ja, wusste ich jedenfalls nicht, was diese bewirken sollte. Außerdem hatte sie so viel unnützes Zeug erzählt, dass es eigentlich nicht vorher geplant gewesen sein konnte. Oder sie hatte das gemacht, um mich abzulenken.
Nein, das war dann aber wirklich zu weit hergeholt. Ich schüttelte den Kopf in der Hoffnung, so die paranoiden Gedanken loszuwerden. Ich hatte deutlich Wichtigeres zu tun, als über die Verhaltensweisen von jeder Person, die mir begegnete, zu grübeln. Mich entscheiden, in welche Richtung ich gehen sollte, zum Beispiel.
Nach einigen Sekunden, in denen ich ratlos von links nach rechts und von vorne nach hinten gesehen hatte, entschied ich mich, weiterhin meinem bisherigem Weg zu folgen. Wenn ich Glück hatte, würden alle anderen Leute hier ganz woanders sein, wenn ich Pech hatte, würde ich ihnen direkt in die Arme laufen. Fifty-Fifty Chance, würde ich mal sagen.
Nachdenklich schlich ich die ausgestorbenen Gänge entlang. Bis jetzt hatte ich mich noch nicht hundertprozentig mit der Möglichkeit, dass ich tatsächlich entkommen konnte, beschäftigt. Wenn ich es schaffte, blieb noch immer die Frage, was ich danach tun würde. Die logischste Handlung wäre es, so schnell wie möglich das Hauptquartier der Rebellen zu suchen. Ich wusste, dass es in der Nähe von Philadelphia sein musste, das würde den abzusuchenden Bereich deutlich verkleinern. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich es irgendwie finden würde, war nicht einmal so gering, doch ich tendierte immer mehr zu einer anderen Möglichkeit. Auch wenn ich es unbedingt wollte, durfte ich nicht sofort nach Philadelphia. Noch konnte ich mir nicht sicher sein, ob das Alles nicht ein ausgeklügelter Plan war, den sich jemand ausgedacht hatte, um die notwendigen Informationen über die Rebellen auf eine andere Weise aus mir herauszubekommen. In diesem Fall würde ich die Regierungstruppen unabsichtlich zu dem Hauptquartier führen und das wollte ich um jeden Preis verhindern.
Blieb also nur noch - ja, was eigentlich? Ich könnte ziellos durch das Land fahren und dann irgendwo untertauchen, aber da wusste ich wiederum nicht, wohin ich gehen könnte. Trotzdem würde es wohl auf diese Variante hinauslaufen, vorausgesetzt ich kam hier überhaupt raus.
Inzwischen hatte ich den Zugang zu einem Treppenhaus erreicht und blieb misstrauisch stehen. Die gläserne Tür war definitiv nicht normal; sie erinnerte mich ein wenig an die, durch die Damon mich an meinem ersten Tag hier gebracht hatte. Es schien keine andere Möglichkeit die Tür zu öffnen zu geben, als diesen Fingerabdruckscanner zu nutzen. Sollte ich es wirklich wagen? Am Ende gab es noch einen Alarm, weil ich versuchte, durch diese Tür zu kommen. Andererseits - hatte ich überhaupt eine Wahl? So wie ich die Situation einschätzte, würde auch jeder andere Weg auf diese Art und Weise versperrt sein.
Mit angehaltenem Atem drückte ich vorsichtig meinen Zeigefinger auf den kleinen Bildschirm.
"Komm schon, komm schon. Lass es einfach..", 'Nicht autorisierte Eingabe', "...war ja klar." Frustriert trat ich einen Schritt zurück und überlegte, ob ich das Glas vielleicht eintreten konnte, als die Tür plötzlich aufschwang. Irritiert starrte ich wieder auf den Bildschirm: 'Zutritt aufgrund akuter Alarmsituation gewährt'.
Das musste irgendein Sicherheitsmechanismus sein, anders konnte ich es mir nicht erklären. Auf jeden Fall war dieser Alarm offensichtlich wirklich das Beste, was mir passieren konnte, andernfalls hätte meine Flucht wohl spätestens hier geendet. Beschwingt sprang ich die glatten Stufen herunter und stieß einen leisen Freudenschrei aus, als ich weiter unten ein Schild, das den Weg zu einem Notausgang kennzeichnete, entdeckte. Mit jedem Schritt kam ich der Freiheit näher. Noch durch eine weitere Sicherheitstür und....
"Hey!" Erschrocken fuhr ich herum, als eine Gruppe bewaffneter Männer direkt auf mich zu rannte. Ich war so kurz davor zu entkommen, die durften mich einfach nicht kriegen. Das war meine einzige und vermutlich letzte Chance, eine andere würde ich nicht bekommen.
Panisch drehte ich mich wieder nach vorne und riss ruckartig die Tür auf. Ohne mich vorher zu orientieren sprintete ich los. Das Einzige, was ich wusste, war, dass ich mich nicht mehr in dem Gebäude, sondern in einer Seitengasse New Yorks befand. Wenn ich es jetzt noch bis in eine belebtere Straße schaffen würde, konnte ich meine Verfolger vielleicht abhängen.
"Stehen bleiben oder ich schieße!", brüllte irgendjemand hinter mir. Ich dachte gar nicht daran, diesen Befehl zu befolgen, sondern verließ mich darauf, dass er seine Drohung nicht wahr machen würde.
Eine direkt neben mir vorbeizischende Kugel bewies mir das Gegenteil. Fluchend bog ich um ein Ecke und ließ nebenbei ein paar Mülltonnen hinter mich fliegen.

Damdamdaaaaam. Und ein neues Kapitel ist fertig ^^ Gewöhnt euch aber nicht an die sehr häufigen Updates der letzten Tage, das war nur möglich weil ich ziemlich viel Unterrichtsausfall hatte ^^.

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Donde viven las historias. Descúbrelo ahora