68. Kapitel

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Badumzzzz.
Ähm...ja. Also ich habe mich jetzt gegen die Lesenacht entschieden, wie es mit den letzten Kapiteln wird muss ich mal schauen :)

Im ersten Moment ließen Damons Worte mich erstarren, doch gleich darauf fasste ich mich wieder. Es gab keinerlei Anlass Angst zu haben oder irgendetwas zu befürchten, immerhin waren wir jetzt im Lager der Rebellen, oder zumindest fast, und hier konnte, nein würde er mir nichts antun.
Wahrscheinlich gab es einen vollkommen logischen, nachvollziehbaren, Sinn machenden Grund, für Damons Bitte.
Hoffte ich jedenfalls.
Unsicher setzte ich ein winziges Lächeln auf, um zu vertuschen, wie ich mich wirklich fühlte. Wenn ich nicht wusste, ob ich Damon trauen konnte, war es besser, wenn er keine Ahnung hatte, wie es in mir aussah. Mit ein bisschen Glück konnte ich ihn sogar davon überzeugen, dass er mich nicht aus dem Konzept brachte, verwirrte oder gar mit seinem Verhalten Angst machte.
Einfach so tun, als wäre alles völlig normal, dann würde nichts passieren.
Obwohl auch so nichts passieren würde, aber sicher war sicher.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Und da ich Damon momentan nicht vertraute, war sie sogar am besten.
"Kommst du dann oder willst du mich noch länger anstarren?", fragte Damon schmunzelnd.
Verdammt, ich hatte gar nicht mitgekriegt, dass ich ausgerechnet ihn ununterbrochen ansah. Die Wand wäre definitiv eine angenehmere Wahl gewesen.
Ertappt senkte ich den Blick und räusperte mich unbehaglich, ehe ich tief Luft holte, wieder ein missglücktes Lächeln versuchte und es kurz wagte, Damon in die Augen zu sehen.
Er stand immer noch dicht vor mir - für meinen Geschmack zu dicht - hatte fragend den Kopf schief gelegt und schien sich gerade über meine derzeitige Zurechnungsfähigkeit Gedanken zu machen. Das verräterische Zucken seiner Mundwinkel trug auch nicht unbedingt zu meiner Absicht, irgendetwas Sinnvolles zu sagen und äußerlich völlig ruhig einen Schritt zurück zu machen, bei.
Im Gegenteil, ich schaffte es nicht, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Stattdessen stand ich, unfähig irgendeinen Muskel zu bewegen, da und versank in diesen wunderschönen blauen Augen. Ich hatte fast vergessen, wie faszinierend die dunklen Sprenkel rund um die Iris waren, beinahe wie...
Ein lautes Scheppern neben mir riss mich aus meiner unfreiwilligen Erstarrung. Peinlich berührt und gleichzeitig total erleichtert bückte ich mich und hob meine Taschenlampe wieder auf; vielleicht war es ja so eine Art Schutzmechanismus, dass ich sie ausgerechnet jetzt fallen gelassen hatte.
Wie auch immer, ich nahm mir fest vor, mich nicht noch einmal dermaßen von Damon verunsichern zu lassen, das würde nur noch mehr Probleme geben.
"Von mir aus können wir dann weiter", murmelte ich verlegen und setzte mich unaufgefordert in Bewegung, bevor ich mich erneut wie eine Geistesgestörte aufführen konnte. Während wir liefen, hatte ich wenigstens einen ordentlichen Grund, um Damon nicht ansehen zu müssen.
Apropos....ich hörte überhaupt keine Schritte hinter mir. Verwirrt drehte ich mich zu Damon um, der noch immer an der selben Stelle stand und mich anstarrte. Super, dann war ich wenigstens nicht die Einzige, die keine Kontrolle über die Situation gehabt hatte. "Damon?"
"Mhm?" Er blinzelte mehrmals, als hätte er erst jetzt bemerkt, dass ich ihn angesprochen hatte und schüttelte kurz den Kopf, ehe er von einer Sekunde zur nächsten wieder neben mir stand. "Entschuldige, ich war gerade mit den Gedanken woanders."
Klar. Ich wollte lieber gar nicht wissen, wo genau er war. Oder vielleicht wollte ich es doch wissen, aber ich hatte das starke Gefühl, dass ich das wahrscheinlich bereuen und im Endeffekt wieder am Boden festgewachsen wäre.
Dann verlagerte ich meine Neugier lieber auf etwas anderes und vermied es weiterhin, Damon zu lange in die Augen zu sehen. Stattdessen leuchtete ich abwechselnd von links nach rechts, um den Tunnel zu betrachten. So wie es aussah, war er direkt in das Gestein geschlagen wurden, die nackten Wände verursachten mir Unbehagen. Sie waren zu unregelmäßig, als dass sie mit modernen Maschinen hätten gebaut worden sein können, an einigen Stellen waren größere Einkerbungen, die den Eindruck erweckten, als wäre hier seit Ewigkeiten niemand gewesen, geschweige denn hätte die rissigen Stellen ausgebessert.
Plötzlich fühlte ich mich noch unwohler. Sonderlich stabil sah dieser Teil wirklich nicht mehr aus, früher oder hoffentlich später würde garantiert ein Großteil einstürzen.
Aber warum wurde dieser Tunnel dann überhaupt als Eingang für das Quartier genutzt? Das ergab keinen Sinn, es könnten innerhalb von Minuten dutzende Menschen sterben, wenn sie den Tunnel durchquerten.
Außer.... das hier war nicht der reguläre, sondern nur ein Nebeneingang. Das würde zumindest erklären, warum er nur von einer Person bewacht wurde, die Falltür war ebenfalls nicht so leicht zu entdecken. Umso wichtiger war es jedoch, dass die Wache sofort die Informationen über alle Leute, die den Tunnel betraten, weiterleitete.
"Warum soll Colin niemandem sagen, dass wir hier sind? Eigentlich muss er das doch machen, oder?", stirnrunzelnd brach ich nun doch meinen Vorsatz und sah Damon kurz an. Im Halbdunkeln konnte ich aus dieser Entfernung nicht genau erkennen, ob er mich ebenfalls ansah, doch das Schulterzucken war deutlich genug.
"Man kann Ausnahmen machen. Es ist besser, wenn nicht jeder weiß, dass du hier bist. Jedenfalls nicht jetzt sofort, vertrau mir bitte einfach", antwortete Damon abweisend. Mein Misstrauen verstärkte sich durch die nichtssagende Antwort weiter, doch ich zügelte mein drängendes Bedürfnis, mehr zu erfahren und entschied mich für eine andere Frage, die mich kaum weniger brennend interessierte. "Was ist eigentlich mit dir und Colin los gewesen? Ich dachte, ihr prügelt euch gleich."
"Du gibst schon auf? Versuchst nicht noch mehr Informationen zu deiner ersten Frage aus mir herauszukriegen?", fragte er ehrlich verblüfft und leuchtete mir überrascht ins Gesicht.
"Du willst es mir ja offensichtlich nicht sagen, also ja, ich gebe schon auf. Wenn du dann vielleicht deine Lampe woanders hinhalten könntest?"
"Ähm...ja, sorry." Er schien immer noch nicht so recht zu wissen, was er von meinem unerwartetem Nachgeben halten sollte, hörte aber zumindest auf, mich mit dem grellen Licht zu blenden. "Ich hätte nicht erwartet, dass dich mein Verhältnis zu Colin interessiert, aber falls du's unbedingt wissen musst: bevor ich mich auf die Suche nach dir gemacht habe, haben wir darüber diskutiert, ob ich allein gehen oder er mich begleiten soll. Im Endeffekt war er ziemlich angepisst, dass ich ohne ihn gegangen bin."
Jetzt war ich an der Reihe, ungläubig zu gucken. "Und das solls gewesen sein? Ihr habt euch darüber gestritten, du hast dich allein auf die Suche gemacht, kommst mit mir wieder hier her, ihr starrt euch an, als wäret ihr Todfeinde und plötzlich fangt ihr an zu grinsen und alles ist wieder gut?!" Es erschien mir völlig unlogisch, wie man so innerhalb von Sekunden sein Verhalten ändern konnte. Die hatten doch nicht einmal irgendwie richtig miteinander geredet, geschweige denn sich entschuldigt oder etwas in der Art.
Mein Gedankengang wurde von dem Ende des Tunnels unterbrochen. Neugierig betrachtete ich die Betontür, die offenbar das einzige Neue hier war, und versuchte herauszufinden, wie sie zu öffnen ging. Ich hatte mit irgendetwas Hochkomplizierten gerechnet, einem aus zehn verschiedenen Einzelcodes bestehenden Passwort etwa, umso enttäuschter war ich, als Damon sich schlicht und einfach gegen die Tür stemmte und sie aufschob. Nicht gerade die besten Sicherheitsmaßnahmen.
"Weißt du, wir Männer sind nicht annähernd so nachtragend wie ihr Frauen. Es macht keinen Sinn, sich weiter über etwas aufzuregen, was schon längst vergangen ist, also tun wir es auch nicht", erklärte Damon schmunzelnd und bedeutete mir, voraus zu gehen.
Ganz wohl fühlte ich mich dabei nicht, doch ewig herumstehen und am Ende auch noch mit Damon darüber diskutieren, warum ich nicht vor ihm einen unbekannten Gang betreten wollte, wollte ich auch nicht. Also ging ich innerlich seufzend an ihm vorbei und lenkte mich mit den Überlegungen zu seiner Begründung für das Verhalten von ihm und Colin ab.
Irgendwie ergab es sogar Sinn, auch wenn ich die männliche Psyche wohl nicht gut genug verstand, um es wirklich nachvollziehen zu können. Solange es dadurch keine Probleme für mich gab, sollte es mich nicht weiter stören.
Ganz abgesehen davon sollte ich mich lieber mit anderen Dingen beschäftigen, zum Beispiel was ich eigentlich tun wollte, jetzt nachdem wir anscheinend tatsächlich im neuen Hauptquartier der Rebellen angekommen waren. Bis jetzt hatte ich mir noch keine Gedanken darüber gemacht, sondern war vollkommen darauf konzentriert gewesen, nicht wieder in die Hände der Regierung zu fallen.
Doch die weiß gestrichen Wände des langen Flures, den wir betreten hatten, und die umherlaufenden Menschen bewiesen mir, dass ich mich nun allmählich meiner weiteren Zukunft zuwenden sollte. Das hier war definitiv ein Lager der Rebellen und es machte nicht gerade den Eindruck von friedlichen Zeiten auf mich.
Der Großteil von den uns entgegenkommenden Leuten wirkte ernst, nicht wenige waren bewaffnet. Und wenn ich bewaffnet sage, meine ich nicht nur eine Pistole am Gürtel, sondern die volle Montur. Schutzweste, Maschinengewehr, zwei kleinere Waffen, deren Namen ich mir nie merken konnte, mehrere Messer, Handgranaten und vermutlich noch einige andere Dinge, die unter der Kleidung verborgen waren. Ich konnte mich nicht erinnern, schonmal jemanden voll bewaffnet durch das Lager laufen gesehen zu haben, wenn derjenige nicht gerade auf dem Weg zu einem Einsatz war und dafür waren es zu viele Soldaten, die uns begegneten. Allgemein sah ich kaum Zivilisten und selbst wenn, waren auch sie bewaffnet.
Was zur Hölle war in den letzten vier Wochen passiert?
"Warum laufen hier alle rum, als würden wir uns im Krieg befinden?", fragte ich leise und vergaß für einen Moment meinen Vorsatz, Damon nicht zu nahe zu kommen, als eine besonders grimmig aussehende Gruppe Soldaten vorbeikam. Auch wenn ich von ihnen nichts zu befürchten hatte, hatte ich ein mulmiges Gefühl angesichts der zu allem entschlossen scheinenden Männer.
"Weil es so ist. Wir haben Krieg, Liebes, auch wenn es von außen nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist. Bis jetzt ist noch nichts größeres passiert, doch wir werden seit einigen Wochen regelmäßig angegriffen. Glücklicherweise haben sie noch nicht den genauen Standort dieses Verstecks ausfindig gemacht, aber viele kleine Außenposten sind schon zerstört worden", erklärte Damon düster und legte eine Hand auf meinen Rücken, um mich durch die wachsende Menschenmenge weiterzuschieben, weil ich stehen geblieben war.
Ich war fassungslos, dass es wirklich schon so weit war, dass es zu bewaffneten Auseinandersetzungen kam. Ich hatte immer gedacht, der Krieg wäre noch Lichtjahre entfernt, vielleicht sogar vermeidbar. Nun mit dieser Neuigkeit konfrontiert zu werden, machte mich vollkommen sprachlos. Wir konnten keinen Krieg gegen die Regierung führen, wir waren nicht annähernd gut genug dafür ausgerüstet. Uns fehlten Waffen, Panzer, Kampfhubschrauber, ausgebildete Soldaten, die neueste Technologie der Regierung, einfach alles um auch nur annähernd eine Chance haben zu können.
"Genau das wollte ich eigentlich vermeiden", murmelte Damon plötzlich und machte mich somit auf die aufgeregt wirkenden Menschen vor uns aufmerksam. Sie verhielten sich ganz anders als die, denen wir bisher begegnet waren, was jedoch auch daran liegen könnte, dass sie offensichtlich nicht zu den Phoenix gehörten. Und trotzdem oder gerade deswegen verunsicherte mich diese Gruppe noch mehr, besonders da sie sich nun gemeinsam in unsere Richtung bewegten und den gesamten Gang versperrten.
"Was zur...?", setzte ich an, als Damon seinen Arm um meine Taille schlang und mich trotz meines Protestes nicht losließ, sondern mit sich zog.
"Nicht stehen bleiben, nichts sagen, notfalls die Leute mit Telekinese aus dem Weg räumen, verstanden?"
"Was?" Verständnislos sah ich ihn an, versuchte zu verstehen, was diese Anordnung sollte. Bevor ich jedoch eine konkretere Frage stellen konnte, erreichten wir die Menschengruppe.
Sofort drängelten sich alle nach vorn und schrien durcheinander, jeder schien etwas anderes zu wollen.
"Damon, alle warten seit Wochen auf Sie, ist Ihnen eigentlich bewusst, dass es bereits zu Kämpfen kam?"
"Ist es wahr, dass die Regierung jegliche Verhandlungen abgelehnt hat?"
"Befanden Sie und Lola sich tatsächlich in der Gewalt der Regierung?"
"Warum wollen Sie Ihren Job als Offizierin aufgeben?"
"Gibt es schon nähere Hinweise wer uns verraten hab könnte?"
Von jeder Seite drangen Stimmen auf mich ein, mehrere Männer versuchten mich festzuhalten und hielten mir winzige Mikrophone unter die Nase, während gleichzeitig drei oder vier Kameras auf uns gerichtet waren. Völlig verängstigt klammerte ich mich an Damon, ich verstand nicht, was all diese Leute von uns wollten. Warum fragten sie nicht jemand anderen aus? Und woher wussten sie überhaupt, dass wir hier vorbeikommen würden und dass ich darüber nachdachte, mir einen anderen Beruf zu suchen? Warum dachten sie, dass es sie etwas anginge?
"Wir beantworten keine Fragen, warten Sie auf die offiziellen Meldungen", wiederholte Damon mehrmals und schob mich ungerührt weiter durch die Menge der Journalisten.
Ich bewunderte ihn für seine Ruhe, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass ich am liebsten schreiend weggerannt wäre, wenn mir nicht die Leute hartnäckig den Weg versperren würden.
"Können wir möglicherweise bald mit einer neuen Art von 'Supermutanten' rechnen?" Erschrocken zuckte ich zurück, als eine besonders dreiste Frau mich am Arm festhielt und mich erwartungsvoll ansah. "Und was sagen Sie dazu, dass Sie als Heldin gefeiert werden? Glauben Sie, dass Sie diesen Erwartungen gerecht werden können?"
Eine Heldin? Wovon sprach diese Frau überhaupt? Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was das bedeuten sollte, ich war doch keine Heldin. "Ich...also...", stammelte ich, ehe ich mich wieder auf Damons Anweisung besann und den Mund schloss. So wie ich diese Leute einschätzte, würden sie mir ohne zu zögern Worte in den Mund legen, die ich so nie gesagt hatte oder die Tatsachen verdrehen.
So schnell wie möglich riss ich mich von der aufdringlichen Frau los und bemerkte erleichtert, dass wir das Ende der Menge erreicht hatten. Sie folgten uns zwar noch, doch sobald niemand mehr im Weg stand, hob Damon mich kurzerhand hoch, sodass wir innerhalb von Sekunden mehrere Abzweigungen von den Journalisten entfernt waren.

Sooo, das war's erstmal. Mir ist vorhin aufgefallen, dass ich die ganze Sache wohl doch noch etwas kürzen werde, also vielleicht kommen wir noch bis Kapitel Hundert, aber weiter definitiv nicht. (Wäre lustig, wenn  99 das letzte ist xD)

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt