Kapitel 2

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"Na wenn das nicht unsere kleine Eisprinzessin ist.", ertönt auf einmal eine Stimme hinter mir, als wir die Eingangshalle gerade hinter uns gelassen haben und im angrenzenden Gang verschwinden wollen. Apropos Dummheit. Langsam drehe ich mich um. Hinter uns steht ein großer Typ, braun gebrannt mit dunklem, kurzen Haar, türkisfarbenen Augen und einem breiten Grinsen im Gesicht. Und ein Werwolf.

Wir haben uns am ersten Schultag hier getroffen und konnten uns von Anfang an nicht leiden. Es war sozusagen Hass auf den ersten Blick. Er ist ein arrogantes Arschloch und für ihn bin ich eine dämliche Zicke, die nicht nach seiner Pfeife tanzt. Wir sind wie Feuer und Wasser. Und selbst in meinem erbärmlichen Zustand kann ich es nicht verhindern mich mit ihm anzulegen.

"Ach Gott, Riley. Bist du immer noch hier? Solltest du nicht vor Jahren deinen Abschluss machen? Wie dumm kann man eigentlich sein?" Damit wollte ich ihn stehen lassen, doch Werwölfe zu reizen erweist sich immer als Fehler. Sonst war es kein Problem, als er mich immer wütend gegen die nächste Wand geworfen hat, doch heute ist nun mal nicht sonst. Heute muss ich bei dieser Aktion gegen die Tränen und den Schmerz ankämpfen und versuchen bei Bewusstsein zu bleiben, während Riley mich wütend anknurrt und dann von Selena einfach beiseite gestoßen wird.

Mich selbst im Geist für meine Dummheit verfluchend, versuche ich mich auf den Beinen zu halten, doch entgegen meinem Willen rutsche ich einfach an der Wand hinunter, nicht mehr in der Lage mich zu rühren. Nur mit größter Willensanstrengung kann ich mich zwingen bei Bewusstsein zu bleiben und gegen den Schmerz anzuatmen, wie ich es in den letzten Wochen hunderte Male getan habe. Deshalb nehme ich auch erst langsam wahr, dass Selena sich zu mir runter gehockt hat und mit mir spricht.

"Verdammt, Beth, das hättest du sein lassen sollen.", flüstert sie mir eindringlich zu und ich bemerke die gestiegene Sorge in ihrem Blick und die Tränen in ihren Augen. Mein Tarnzauber ist gebrochen. Durch die Schmerzen konnte ich ihn nicht aufrecht erhalten und jetzt bin ich zu geschwächt, um ihn zu erneuern. Na klasse. Danke, Riley! "Du kennst mich doch, dass kann ich nicht auf mir sitzen lassen.", flüstere ich zurück und versuche erneut die Schmerzen zu verdrängen. Mit eher mäßigem Erfolg. "Hilf mir hoch!"

Ein Stöhnen unterdrückend lasse ich mir von Selena aufhelfen, die mich unbewusst mit ihrem Körper vor allen Blicken geschützt hat. Doch nun müssen wir weiter und noch immer steht Riley mit seinen tollen Werwolf-Kumpels im Weg. Auch wenn sie mich hinter Selena noch nicht sehen können. "Deine Nase blutet.", flüstert diese mir leise zu und ich muss lautlos Seufzen. Dieses blöde Nasenbluten werde ich seit dem Unfall auch nicht mehr los. Immer wenn ich mich überanstrenge fängt es wieder an.

Mühsam hole ich ein Taschentuch aus meinem Pullover, welches bereits mit einigem Blut besudelt ist. Während des Fluges hielt es sich ziemlich in Grenzen, doch ganz ohne Nasenbluten habe ich es auch nicht geschafft herzukommen. Mit Hilfe meines kleinen Spiegels wische ich mir das Blut weg, ohne dabei auf mein restliches Aussehen zu achten. Ich weiß, wie scheiße ich aussehe.

Nachdem dieses Malheur beseitigt ist nicke ich Selena zu, damit wir uns weiter auf den Weg in unser Zimmer machen können. Doch wieder hält uns Riley mit seiner großen Klappe auf. "Was ist dir den passiert, Prinzessin? Von einem Lastwagen überfahren worden?", will er lachend wissen und weidet sich sichtlich an meinen Schmerzen. Das bringt das Fass zum überlaufen. Vergessen sind die körperlichen Schmerzen. Die seelischen Schmerzen sind tausend Mal schlimmer, auch wenn ich sie immer versuche in den Hintergrund zu drängen.

"Tausend Punkte für den Kandidaten!", zische ich Riley so giftig an, dass ich selbst von mir überrascht bin. Doch davon lasse ich mich jetzt nicht ablenken. In den letzten Wochen hat sich einiges aufgestaut und da er sich so bereitwillig zu Verfügung stellt muss er jetzt auch den Kopf hinhalten. "Bist du stolz auf dich ein kleines verletztes Mädchen zu tyrannisieren? Macht dich das an? Dann mach ruhig weiter. Und nur damit du es weißt, vor dir steht das letzte Mitglied der Familie Snow. Alle anderen sind von diesem beschissenen Lastwagen überfahren worden! Also hol dir darauf jetzt in deinem Zimmer einen runter und lass mich gefälligst in Ruhe!"

Ein Hauch von Magie - SchicksalsschlagWhere stories live. Discover now