Kapitel 7

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Zum ersten Mal seit Wochen wache ich ohne Kopfschmerzen auf. Ich weiß nicht warum, aber offenbar befinde ich mich doch auf dem Weg der Besserung. Als ich gestern zurück gekommen bin habe ich noch einmal meine Magie verwendet, um mich zu heilen. Zu meiner Überraschung hat es besser funktioniert als die vorherigen Male.

Ich bin sogar vor Selena wach. Daher nutze ich lieber die mir zur Verfügung stehende Ruhe, um in unserem angrenzenden Badezimmer zu duschen. Vorsichtig steige ich in die Kabine und achte darauf, dass die Seife nicht in meine Naht am Oberschenkel läuft. Langsam steige ich schließlich wieder aus der Dusche und trockne mich möglichst ohne Druck auszuüben ab. Doch meine Bedenken sind unbegründet.

Meine gestrige Heilung hat scheinbar Wunder bewirkt. Die Blutergüsse in meinem Gesicht sind zu einem blassen gelb zurück gegangen und die Schmerzen in meinen Rippen haben ebenfalls nachgelassen. Das dunkle violett ist zu einem merkwürdigen grün geworden und die Wunde an meinem Bein ist definitiv nicht mehr so geschwollen wie vorher.

Glücklich mit der Entwicklung entscheide ich mich dafür noch einmal etwas Magie einzusetzen. Ich kann förmlich dabei zusehen, wie der letzte Gelbstich mein Gesicht verlässt. Und auch meine Rippen fühlen sich so an, als könnte ich mich heute ohne Probleme hinsetzen und wieder aufstehen. Ich weiß nicht wie das passiert ist, aber ich freue mich einfach mal über diese positive Entwicklung. Zum ersten Mal seit Wochen verspüre ich mal wieder ehrlichen Optimismus. Unfassbar!

Mit einem Lächeln im Gesicht verlasse ich das Badezimmer und gehe zu meinem Schrank. Daraus nehme ich mir frische Unterwäsche, einen knielangen Rock und mein Lieblingsshirt. Beides ist dunkelblau und daher kombiniere ich dies mit meinen schwarzen Ballerinas. Meine kurzen Haare lasse ich einfach in alle Richtungen abstehen. Irgendwie habe ich langsam Gefallen daran gefunden. Noch einen Lidstrich und dezenten Lippenstift, dann schnappe ich meine Schultasche und verlasse fröhlich mein Zimmer.

Selena lasse ich einfach weiter schlafen. Wenn sie sich nicht den Wecker stellt, dann ist das ihre Schuld. Ich bin nicht für sie verantwortlich. Ich bin nur für mich selbst verantwortlich und niemandem mehr Rechenschaft schuldig. Mein heutiger Optimismus ist beinahe gruselig.

Fröhlich vor mich hin summend laufe ich durch den Speisesaal und schaue, was ich essen könnte. Am Ende entscheide ich mich für eine Schale Müsli, etwas Obst, Pancakes mit Schokosoße und, weil ich gerade Lust habe, eine heiße Schokolade statt meines Kaffees. Mit meiner Ausbeute lasse ich mich auf meinen Stammplatz fallen.

Da es noch immer sehr zeitig ist, bin ich beinahe fertig als Selena und Luise sich neben mich fallen lassen. Die Werwölfin sieht so müde aus, als hätte sie die ganze Nacht gar nicht erst geschlafen. Wie selbstverständlich schnappt sie sich meine Tasse und trinkt daraus. Verzieht aber nach dem ersten Schluck das Gesicht und beginnt zu husten. "Ist das kein Kaffee?" Mit einem breiten Grinsen im Gesicht schüttele ich den Kopf.

"Das ist eine heiße Schokolade." Die blöden Gesichter der Beiden bringen mich so sehr zum Lachen, dass ich mir den Bauch halten muss, weil mein Lachkrampf mir auch starke Schmerzen durch den Körper jagt. Fröhlich trinke ich trotzdem meine heiße Schokolade weiter und beobachte die beiden Mädchen bei ihrem Frühstück. "Was ist heute mit dir los?", will Selena schließlich wissen, als sie ihre Müdigkeit halbwegs abgeschüttelt hat und mustert mich eingehend.

"Ich habe einfach gute Laune.", gebe ich mit einem Augenzwinkern zurück und grinse Beide breit an. Ich weiß nicht was los ist, aber es macht einfach zu viel Spaß die Zwei zu ärgern. Nicht mal als sich Riley und Dean zu uns an den Tisch setzen wird meine gute Laune gemindert. "Du bist heute echt gruselig drauf.", murrt Luise und mustert mich weiter skeptisch.

"Soll ich dir mein Geheimnis verraten?", flüstere ich ihr gespielt ernst zu und weiß selbst, dass ich vollkommen übergeschnappt wirken muss. Trotzdem nickt Luise zustimmend und lehnt sich weiter zu mir. "Ich verwende gerade überhaupt keine Magie.", flüstere ich ihr zu, doch nur Selena scheint die Bedeutung dessen überhaupt aufzufallen. "Was?", entschlüpft es ihr überrascht und ich stehe mit einem breiten Grinsen vom Tisch auf, um mein Geschirr wegzuräumen. Spätestens jetzt wird auch den anderen klar, dass irgendetwas anders ist, denn im Gegensatz zu gestern kann ich schnell und ohne gegen den Schmerz anatmen zu müssen aufstehen. Ich liebe Magie!

Ein Hauch von Magie - SchicksalsschlagWhere stories live. Discover now