Kapitel 13

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Nachdem ich mich in meinem Zimmer einfach aufs Bett gesetzt habe, dachte ich eigentlich, dass Ruhe mir gut tun würde. Aber nachdem meine Freundinnen mich zu einem Mädelsabend überredet haben, weiß ich, dass mir genau das gefehlt hat. Einfach mal einen Abend abschalten, mit den Mädchen reden und entspannen.

Dafür haben wir uns in das Zimmer von Luise, Abigail und Victoria zurück gezogen. Da wir uns in einem Dreibettzimmer befinden ist auch die Leseecke größer als bei mir und Selena. Ein Sofa und zwei Sessel stehen hier, worauf wir es uns bequem gemacht haben. Das heißt, die anderen haben sich die Sitzgelegenheiten geschnappt und ich habe es mir einfach auf dem Boden bequem gemacht.

Victoria und Abigail sitzen auf den beiden Sesseln links von mir, während Luise auf dem Sofa liegt, den Kopf auf Selenas Schoß und sich von ihr den Kopf kraulen lässt. Bei Luise kommen da gelegentlich die Wolfsgene durch, habe ich das Gefühl. Doch Selena hat sich inzwischen so sehr daran gewöhnt als persönlicher Streichler zu fungieren, dass sie es inzwischen unbewusst macht.

"Und, Abigail, hast du dir für dieses Jahr schon wieder ein neues Opfer ausgesucht?", will ich interessiert wissen und beobachte vom Boden aus ihre Mimik. Eine leichte Röte überzieht ihre sonst so blassen Wangen und einer ihrer Reißzähne lugt unter ihrer Lippe hervor. "Vielleicht.", gibt sie ruhig zurück und wenn ich die Anzeichen nicht kennen würde, hätte ich nicht vermutet, dass sie wieder ein Auge auf jemanden geworfen hat.

Abigail ist in Herzensangelegenheiten eher ein Freigeist. Sie liebt es einfach zu jagen, einen Mann zu verführen. Es liegt in der Natur von Vampiren so unstet zu sein. Denn lange halten sie es dann nicht mit ein und demselben Partner aus. Dazu müsste er eine sehr spannende Persönlichkeit haben. Und die meisten Männer sind nun mal nicht so komplex. Daher entstehen Kinder bei Vampiren entweder ausversehen oder aus Partnerschaften zwischen Vampiren.

"Wer ist es denn dieses Mal?", will Victoria wissen und beugt sich neugierig vor. Auch sie hat unsere Freundin genau beobachtet und die Zeichen erkannt. "Das werdet ihr mir ausreden wollen.", gibt Abigail zurück und kaut abwesend auf ihrer Unterlippe herum. Eine Angewohnheit von ihr, die die meisten Männer in ihrer Umgebung total wahnsinnig macht. "Jetzt sag schon.", drängen nun auch Selena und Luisa gleichzeitig, was Abigail schließlich einknicken lässt.

"Shawn.", gibt die Vampirin schließlich nach und allen klappt die Kinnlade runter. Eine überraschende Wahl. Ich hätte nicht vermutet, dass der Werwolf interessant genug für Abigail ist. Bisher wirkte er eigentlich immer nur wie jemand, der von einem Bett ins nächste springt. Aber wenn die Vampirin Interesse gezeigt hat, dann muss an ihm mehr dran sein, als auf den ersten Blick ersichtlich ist.

Keiner sagt ein Wort. Alle sehen mich an und warten scheinbar auf eine Reaktion meinerseits. Seit meinem Ausraster im Speisesaal ist das zur Gewohnheit geworden. Zumindest von Victoria und Selena. Abigail und Luise scheinen sich dem einfach angepasst zu haben. Ich glaube, wenn ich dagegen wäre, würde die Vampirin sogar die Finger von Shawn lassen. Doch da würde ich mich nie einmischen. Schon gar nicht im Hinblick darauf, was ich letztens mit Riley, Luises Bruder, hinter der Schule gemacht habe.

"Wenn du dir dahingehend sicher bist, dann werden wir dich natürlich unterstützen. Und wenn er dir wehtut schlagen wir ihn für dich zusammen, trösten dich mit Eiscreme und suchen dir den nächsten Typen aus." Ein Lachen entfährt der Vampirin und auch die Anderen stimmen mit ein. Wir sind ein Team und als solches werden wir auch handeln. Selbst wenn wir uns nicht immer einig sind.

"Und wie sieht es bei dir so aus, Victoria? Schwärmst du für jemanden?", lenkt Abigail absichtlich die Aufmerksamkeit von sich und zum ersten Mal muss ich dabei zusehen, wie meine beste Freundin rot anläuft. Na, was ist denn mit der los? "Wer ist es?", will ich aufgeregt wissen und drehe mich auf den Bauch, um sie genauer beobachten zu können. Dieser schüchterne Blick ist einfach zu überraschend!

"Einer der Vampire. Aber ich fürchte ich bin nicht interessant genug dafür.", murmelt Victoria und sieht uns traurig an. "Das kommt sicherlich auf den Vampir an.", überlegt ich laut und stütze meinen Kopf auf meinen Händen auf, um keine Nackenstarre zu bekommen. "Seit wann bist du so offen für Beziehungen und Männerprobleme?", reißt mich Luise aus den Gedanken, wie wir Victoria für einen Vampir interessant bekommen.

"Was soll das denn heißen? Ich bin doch keine verklemmte Jungfer.", lache ich auf und drehe mich wieder auf den Rücken, um die Werwölfin ansehen zu können. "Nein, aber sonst beteiligst du dich eher weniger bei solchen Gesprächen. Ist da was im Busch?" Bei ihrem anzüglichen Blick und den wackelnden Augenbrauen kann ich einfach nicht anders, als sie auszulachen. Es sieht einfach so dumm aus!

Nachdem ich mir die Lachtränen aus den Augen gewischt habe schüttel ich nur den Kopf. "Da versucht man einmal seinen Freunden zu helfen und schon werden einem Dinge unterstellt. Mit wem sollte ich mich denn deiner Meinung nach zusammen tun?", will ich herausfordernd wissen und mache es mir wieder auf dem Teppich bequem. Der ist einfach so schön flauschig!

"Riley.", kommt es aus dem Mund von allen vieren und ich kann nicht anders als sie entsetzt anzustarren. "Wie kommt ihr denn darauf?" Hoffentlich werde ich jetzt nicht Rot! Und hoffentlich bemerken die vier meine Unsicherheit bei dem Thema nicht! "Weil ihr so nett zueinander seid dieses Jahr." Ich kann nicht anders als ironisch aufzulachen. "Euch ist schon klar, dass wir nur so zueinander sind, weil wir einen Waffenstillstand haben und uns Beide nicht die Blöße geben wollen ihn als erstes zu brechen, oder?", betone ich noch einmal die Details, um sie mir auch selbst ins Gedächtnis zu rufen.

"Aber...", beginnt Selena, doch ich unterbreche sie. "Kein aber! Wir können uns nicht leiden. Er ist ein arroganter Vollidiot, der sich inzwischen viel zu viele Freiheiten heraus nimmt und seine Nase in meine Angelegenheiten steckt. Sobald er die Grenze übertritt herrscht wieder Krieg." Kurz schließe ich die Augen um mich zu beruhigen, dann sehe ich Abigail an. "Wenn es dann soweit ist werden wir dich aber trotzdem in Sachen Shawn unterstützen."

Damit ist dieses Thema zu den Akten gelegt. Erstmal. Ich weiß nicht wie lange meine Freundinnen mir das abkaufen, wenn Riley und ich weiterhin nett zu einander sind. Aber den Waffenstillstand einfach brechen liegt auch nicht in meinem Interesse. Dann hätte ich ja die Herausforderung verloren. Selbst wenn ich jetzt wieder gesund bin und der Grund des Waffenstillstandes damit weggefallen ist.

"Ich glaube ich gehe ins Bett.", murmel ich müde und richte mich langsam auf. Es ist bereits mitten in der Nacht und jetzt wäre ich beinahe auf dem Fußboden eingeschlafen. An sich kein Problem, doch nachts ist es inzwischen schon ziemlich kalt und frieren ist nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung.

Vorsichtig helfe ich Selena dabei aufzustehen ohne Luise zu wecken, die bereits tief und fest schläft. Schnell breiten wir über ihr noch eine Decke aus. Victoria liegt bereits schlafend in ihrem Bett und Abigail wirft sich in ihres. Beim rausgehen wünschen wir noch leise eine gute Nacht, auch wenn niemand mehr antwortet, dann verschwinden auch wir in unseren Betten.

Das war ein langer und anstrengender Tag, der mehr Überraschungen bereit hielt, als ich gerne gehabt hätte. Beim Einschlafen muss ich wieder an diesen unglaublichen Kuss denken, dränge aber die Gedanken daran zur Seite und versuche zu schlafen. Darüber nachdenken kann ich auch morgen noch. Es führt sowieso zu keinem Ergebnis.

Ein Hauch von Magie - SchicksalsschlagWhere stories live. Discover now