Kapitel 25

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Die nächsten Tage vergehen schnell. Sie ziehen schneller an mir vorbei, als mir lieb ist. Mit Luise, Ben, Dean und Riley hatte ich wesentlich mehr Spaß, als ich jemals für möglich gehalten hätte. Und entgegen meinem Gefühl habe ich mich kein einziges Mal mit Riley gestritten. Auch, wenn es mir förmlich unter den Fingern brennt. Doch ich ignoriere das Gefühl. Es ist schließlich vollkommen unnötig einfach aus einer Laune heraus einen Streit vom Zaun zu brechen.

Heute ist der letzte Abend, bevor es morgen zurück ins Internat geht. Den Nachmittag haben wir damit verbracht uns von den Dorfbewohnern zu verabschieden, die uns schon beinahe mit Geschenken überhäuft haben. Essen, Getränke, kleine Dekorationsartikel und Bilder der vergangenen Wochen. Allen ist klar, dass es ein Abschied für eine lange Zeit, wenn nicht sogar für immer, gewesen ist.

"Was haltet ihr davon, wenn wir einen der Weine öffnen.", schlägt Dean vor und hält eine der Flaschen hoch. "Hast du vom letzten Mal noch nicht genug?", lacht Luise auf und spielt damit auf die Feier am Anfang der Ferien an. Der Werwolf hat in den letzten zwei Wochen viel Zeit damit verbracht den vielen Hexenmädchen und ihren Vätern aus dem Weg zu gehen.

"Ach was. Wir sind doch hier unter uns! Oder habt ihr Beiden etwas Unanständiges mit mir vor?", grinst Dean breit und zwinkert Luise zu, die sofort rot wird. "Ich weiß nicht ob Riley und Ben dich so heiß finden.", gebe ich trocken zurück und mustere die beiden Jungs eingehend, die neben mir auf dem Sofa sitzen.

"Nein. Dean ist nicht so mein Typ.", steigt Ben mit ein und steht auf, um Gläser für uns zu holen. Da es ziemlich frisch ist, zünde ich mit einer schnellen Handbewegung die Holzscheite an, die bereits im Kamin gestapelt sind. "Dein Ernst, Hexe? Hier ist es doch schon unglaublich warm!", gibt Riley augenverdrehend von sich und sieht so aus, als würde er gleich sein T-Shirt ausziehen.

"Im Gegensatz zu euch verfüge ich nicht über permanente Hitzewallungen.", gebe ich zurück und strecke ihm die Zunge raus. "Da hilft dir nur Alkohol!", ruft Dean dazwischen und reicht mir einen Becher, bevor unsere Diskussion ausarten kann. "Wenn du meinst.", lache ich und stoße mit den Anderen an.

"Lasst uns ein Spiel spielen.", meint Luise nach der ersten Weinflasche, während Dean bereits die nächste öffnet und uns nun allen einschenkt. "Was denn für eins?", will ich, nicht gerade begeistert, wissen und setze mich auf, da ich bis gerade eben noch vor dem Kamin gelegen habe. Der Teppich hier ist aber auch viel zu gemütlich. Ich glaube, ich habe ein Faible dafür auf dem Boden zu liegen.

"Das ist eine gute Idee! Aber es gibt so viele Spiele! Flaschendrehen, Wer hat noch nie oder Wahrheit oder Pflicht.", zählt Ben auf und scheint ebenfalls begeistert zu sein. "Dafür brauche ich mehr Alkohol.", höre ich Riley murmeln, der auf einem Sessel neben mir sitzt und in einem Zug sein Glas mit Wein austrinkt.

Gegenüber von mir haben sich Ben und Luise auf dem Sofa niedergelassen, während Dean rechts von mir sitzt. Sofort schenkt Riley sich nach. Ein Glück haben wir genügend Wein oder ähnliche Getränke geschenkt bekommen. Wahrscheinlich fangen wir bei dem Tempo in der nächsten halben Stunde mit dem Wodka an, den der ehemalige beste Freund meines Vaters uns gegeben hat. Wenn wir allerdings jetzt wirklich anfangen ein solches Spiel zu spielen, habe ich den auch nötig.

"Lasst uns erstmal 'wer hat noch nicht' spielen. Beth und Riley sehen so aus, als müssten sie erstmal einen gewissen Pegel erreicht, bevor wir mit denen Spaß haben können.", schlägt Dean spitzbübisch vor und grinst dabei wie ein kleiner Junge. Endlich begreife ich, wie viele Mädchen seinem Charme nicht mehr widerstehen können. Doch trotzdem hat er auf mich nicht die Wirkung, die er wahrscheinlich haben will.

Skeptisch sehen Riley und ich uns an. Seufzend folge ich dem Beispiel des Alphas, indem ich mein Glas auf Ex runter kippe und mir sofort nachschenke. Währenddessen hat Luise Schnapsgläser aus der Küche geholt und füllt diese mit Wodka auf. Der kommt scheinbar doch eher zum Einsatz, als von mir erwartet. "Nochmal kurz zu den Spielregeln! Jemand sagt etwas das er noch nie getan hat und derjenige, der es schon getan hat, der muss trinken. Und wenn nicht stellt man sein Glas wieder hin.", meint Ben schon deutlich erheitert, doch noch nicht betrunken.

"Okay. Ich fange an!", verkündet Dean und grinst wie ein Honigkuchenpferd. Na, das kann ja heiter werden. "Ich habe noch nie Sex gehabt." Augenverdrehend kippe ich meinen Wodka herunter und sehe, wie die Jungs es mir gleich tun. Mit einem Seitenblick auf ihren Bruder trinkt Luise schließlich auch. Riley scheint zwar nicht begeistert, doch irgendwie habe ich das unbestimmte Gefühl, dass er das bereits wusste. Denn Riley ist vieles, aber sicherlich nicht dumm.

"Gut. Dann bin ich jetzt dran.", verkündet Ben und Dean schenkt uns allen nach. "Ich habe noch nie einen Werwolf geküsst." Jetzt bin ich sowas von am Arsch! So schnell ich kann trinke ich mein Glas aus und traue mich gar nicht, den anderen in die Augen zu sehen. Doch dann hebe ich schließlich doch meinen Blick.

Riley hält eine neutrale Miene bei. Nur seine Augen verraten die Gefühle, die er versucht zu verbergen. Auch wenn ich nicht sagen kann, ob er positiv oder negativ darüber denkt. Ben sieht so aus, als hätte er einen Geist gesehen, während Dean und Luise sich gegenseitig verwirrte Blicke zuwerfen. Aber was hätte ich machen sollen? Lügen? Nein, eher nicht.

"Dann bin ich ja jetzt dran, oder? Also...", zögerlich überlege ich, was ich am besten sagen kann, um von mir abzulenken. Und dann fällt mir etwas ein, was mich verschlagen grinsen lässt. "Ich hatte noch nie etwas mit jemandem am Laufen, der das gleiche Geschlecht hatte wie ich."

Nun kann ich ein eindeutig amüsiertes Funkeln in Rileys Augen sehen, als sowohl Dean als auch Luise ihr Glas leeren. "Das glaube ich einfach nicht.", lacht Ben auf und schaut zwischen Dean und Luise immer wieder hin und her. Diese sehen sich nun auch an und stoßen darauf noch einmal an. Wenn ich Glück habe, dann haben morgen alle vergessen, über was wir heute gesprochen haben.

Doch meine Hoffnung stirbt mit dem nächsten Satz, den Luise von sich gibt. "Ich hatte noch nie etwas mit einer Hexe." Mit zusammengekniffenen Augen beobachtet die Werwölfin ihren Bruder. Ich versuche nicht weiter auf die Blicke zu achten und leere lieber mein eigenes Glas. Schließlich ist es kein Geheimnis, dass mein erster Freund meiner eigenen Art angehörte. Was schlussendlich dazu führt, dass wir alle außer Ben den Wodka runter kippen.

Letztendlich wird der Abend jedoch auch noch ganz lustig, da wir das mit den Spielen seinlassen und uns gegenseitig die lustigsten Geschichten erzählen, die wir erlebt haben. Und nebenbei sorge ich dafür, dass Dean, Luise und Ben soviel trinken, dass sie morgen wahrscheinlich gar nichts mehr wissen. Hoffentlich!

Riley hält sich dagegen ziemlich zurück, was eigentlich nicht seinem Wesen entspricht. Doch ich habe keine Lust zu fragen. Besonders, da die anderen Drei dies hören könnten. Diesen Abend will ich noch einmal genießen, bevor übermorgen die Schule wieder beginnt. Und damit das Grauen.

Ein Hauch von Magie - SchicksalsschlagWhere stories live. Discover now