Kapitel 33

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P.O.V. Riley

Nachdem ich mich fertig gemacht habe gehen wir nach unten in den Speisesaal. Hier wurden alle Tische und Stühle beiseite geräumt, um eine gigantische Tanzfläche zu bilden. An der Wand entlang wurden Tische aufgestellt, auf welchem Getränke und kleine Snacks abgestellt worden sind.

An der Decke und an den Wänden wurde Dekoration in Form von Kürbissen, Spinnen und anderen Halloween-Accessoires angebracht. Viele Schüler sind bereits hier und der Raum ist gut gefüllt. Wobei die Kostüme so unterschiedlich sind, wie die anwesenden Personen. Von irgendwelchen Tieren zu Schauspielern über kurze sexy Kostüme ist alles dabei.

Ben, welcher neben mir mit einem Glas Bowle steht, hat sich als Zombie verkleidet. Dean hat sich stattdessen in ein Kostüm eines strippenden Polizisten gezwängt und ist bereits damit beschäftigt mit mehreren Mädchen gleichzeitig zu flirten. Ich hingegen bin als Zorro verkleidet. Mit dem schwarzen Hut, der Maske und dem Umhang falle ich unter den ganzen Anderen nicht sonderlich auf.

Einen Vorteil, den ich nutze um nach meiner Lieblingshexe Ausschau zu halten. Doch diese und ihre Anhängerinnen sind in der Menge nicht auszumachen. Daher verhalte ich mich weiter unauffällig und beobachte einfach die Schüler und auch einige Lehrer, die auf das ganze Spektakel acht geben. Daher entgeht mir auch nicht, wie plötzlich eine Gruppe von mir nur allzu bekannten Personen den Raum betritt. Wenn mich nicht alles täuscht sind das Selena, Elli, Luise, Destiny und Victoria.

Elli an der Spitze, gefolgt von Victoria und Destiny. Das Schlusslicht bilden Luise und Selena. Wie die Mädchen es geschafft haben, dass meine Schwester diese deutlich niedrige Rangfolge freiwillig annimmt, würde ich gerne wissen. Doch darauf liegt jetzt nicht mein Augenmerk. Eher auf den Kostümen der fünf.

Victoria hat sich als Vampir verkleidet, während Selena eindeutig einen Zombie darstellen soll und Luise aussieht wie eine Hexe. Destiny hat sich dagegen als typisches Cowgirl heraus geputzt, doch Elli schlägt sie alle. Bei ihrer Verkleidung kann ich einfach nicht anders als breit zu grinsen.

Die kleine Hexe hat sich einen breiten Hut aufgesetzt, an welchem eine große Feder hängt. Mit einem beigen Hemd, einer braunen Hose und ebenso braunen Stiefeln sieht sie tatsächlich aus wie einer der drei Musketiere. Da wäre das Schwert an ihrem Gürtel und der aufgeklebte Schnurrbart gar nicht nötig gewesen. Doch es verleiht ihrem Kostüm das gewisse Etwas. Bevor ich sie jedoch begrüßen kann sehe ich dabei zu, wie die Mädchen den Eingangsbereich unauffällig ein wenig räumen. Was hat der Hexen-Zirkel denn jetzt schon wieder geplant?

Doch bevor ich hingehen und nachfragen kann, zerschneidet ein lauter Peitschenknall die Luft. Nachdem noch ein zweiter und dritter Knall ertönt ist liegt auch das letzte Augenpaar auf dem Eingang. Doch dann kommt etwas durch den Eingang mit dem ich im Leben nicht gerechnet hätte.

Shawn ist in kurze Lumpen gekleidet, seine Haare hängen ihm verfilzt im Gesicht herum und alles in allem sieht er ziemlich schmuddelig aus. Auf seinen Schultern trägt er ein thronartiges Gebilde, auf welchem sich Abigail befindet. Diese sieht dagegen wie eine ägyptische Königin aus. Oder besser wie Kleopatra persönlich. Schön gemachte Haare, einige Blumen sind darin eingeflochten, und ein wunderschönes langes weißes Kleid ziert ihren Körper. Der Sklave und die Pharaonin. Was für ein Bild!

Doch die Show scheint noch nicht zu Ende zu sein, als Shawn auf einmal von seiner Last befreit wird und ein Lied mit ordentlichem Rhythmus eingespielt wird. Während Abigail mit ihrem Thron noch zu Boden schwebt, hier hat sicherlich Elli ihre Hände im Spiel, beginnen die anderen Mädchen aus dem Hexen-Zirkel damit sich auf Shawn zuzubewegen. Aufreizend tanzen sie mit ihm und machen damit gleichzeitig alle Typen im ganzen Raum heiß.

Der Hexenzirkel umfasst nämlich inzwischen alle Frauentypen, auf die Männer stehen können. Und ich muss zugeben, dass es auch bei mir funktioniert. Selbst wenn ich es versuche, kann ich die Augen nicht von Elli lassen. Die kleine Hexe kann ihre Hüften bewegen, dass ich versucht bin sie von der Tanzfläche zu zerren, damit die anderen es nicht zu Gesicht bekommen. Doch mein Vorhaben wird unterbunden, als Abigail von ihrem Thron steigt und sich damit in die Show einmischt.

In dem Moment, indem die Vampirin aufgestanden ist, setzt schlagartig die Musik aus. Außerdem ziehen sich die Mädchen so schnell und mit einem verängstigten Gesichtsausdruck von dem Werwolf zurück. Anmutig schreitet Abigail auf Shawn zu und läuft einmal um ihn herum. Dabei fixiert sie ihn wie ein Jäger seine Beute. Was sowohl bei Werwölfen als auch bei Vampiren keine Seltenheit ist. Schließlich kommt die Vampirin hinter Shawn zum Stehen. Gleichzeitig legt sie ihm eine Hand auf die Schulter und vergräbt die andere in seinen Haaren.

Wie auf Kommando geht der Werwolf auf die Knie und Abigail vergräbt ihre Zähne in seinem Hals. Das jedoch nur kurz, denn gleich darauf sieht sie mit unheimlich silbern leuchtenden Augen in die Runde. "Shawn Patterson ist mein Gefährte. Sollte ich je sehen, dass ihn irgendjemand ohne meine Erlaubnis ansieht oder gar berührt mache ich von meinem Recht Gebrauch diese Person vom Antlitz der Erde zu tilgen. Dies ist meine letzte Warnung. Mein Anspruch ist endgültig und unwiderruflich!", gibt Abigail bedrohlich von sich und sieht alle genauestens an.

Jetzt verstehe ich den Auftritt. Auch wenn sich inzwischen herum gesprochen hat, dass die Beiden etwas am Laufen haben, ist vielen der Ernst dahinter nicht bewusst. Besonders viele der Frauen, mit denen Shawn auch in der Vergangenheit zu tun hatte, werden sich nicht so schnell abschütteln lassen. Und mit dieser zu Schaustellung will Abigail deutlich machen, dass Shawn einzig und allein ihr gehört. Besonders Vampire und Werwölfe sind dahingehend unglaublich besitzergreifend. Ich frage mich, was die Vampirin versprechen musste, damit er hier mitzieht. Bei Gelegenheit werde ich Shawn mal danach fragen.

Doch nun gilt meine Aufmerksamkeit Elli, welche sich zu dem Pärchen gesellt und suchend in die Menge blickt, bis unsere Blicke sich kreuzen. Ein kurzes Kopfnicken reicht aus und ich begebe mich ebenfalls auf den Weg nach vorne. Als ich neben den Dreien angekommen bin, erhebt Elli die Stimme. "Ich und der gesamte Hexenzirkel wünschen Abigail Lorenz und Shawn Patterson alles erdenklich Gute. Und hiermit gebe ich bekannt, dass jedes weibliche Wesen, welches versucht die Beiden auseinander zu bringen, sich mit uns allen anlegt!"

Ohne zu zögern nicke ich zustimmend. "Auch das Rudel steht hinter den Beiden und wird in dieser Sache mit dem Hexen-Zirkel zusammenarbeiten." Da ich ziemlich unvorbereitet bin, fällt mir absolut nichts Besseres ein als dieser kurze Satz. Doch damit müssen sie leben, wenn sie mich nicht informieren. "Auf Abigail und Shawn!", höre ich Destiny auf einmal rufen und bin überrascht, dass die Walküre so aus sich raus kommt. Im nächsten Moment ertönt dieser Satz jedoch noch einmal im Chor und auch ich spreche mit. Währenddessen sehe ich dabei zu, wie Shawn Abigail in seine Arme zieht und leidenschaftlich küsst. Wenigstens bei den Zweien klappt alles wie es soll.

Das bringt meine Gedanken wieder zu Elli, welche ich in meine Arme ziehe und zum tanzen bewege, kaum das die Musik eingesetzt hat. "Schicke Verkleidung, Hexe.", flüstere ich ihr ins Ohr und drehe sie einmal um sich selbst. "Dieses Kompliment kann ich nur zurück geben.", grinst sie mich breit an und sieht trotz ihrem Schnurrbart irgendwie heiß aus. Mich hat es ganz schön erwischt! Zumindest mir selbst gegenüber kann ich eingestehen, dass ich mich in diese kleine Hexe verliebt habe.

"Ihr habt ganz schön dick aufgetragen oder?", frage ich schließlich leise nach und ziehe Elli noch ein Stück näher an mich. Verschmitzt sieht sie mich an und ich bemerke jetzt, dass ihr angeklebter Schnurrbart schief sitzt. Lachend ziehe ich ihr den ab und warte dann auf ihre Antwort. "Ja, aber was tut man nicht alles für die Familie.", zwinkert sie mir zu und schlingt ihre Arme um meinen Hals, als auf einmal ein langsames Lied gespielt wird.

Und so verbringen wir den Abend und die Nacht in trauter Zweisamkeit, umgeben von so vielen Anderen. Doch wir werden nicht einmal mit schrägen Blicken bedacht, da eigentlich alle viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind, um auf uns zu achten. Lediglich unsere Freunde schauen ab und zu mal in unsere Richtung. Doch heute Abend interessiert uns Beide das kein bisschen. Heute genießen wir den Augenblick und vergessen die Probleme zwischen uns.

Ein Hauch von Magie - SchicksalsschlagNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ