Kapitel 8

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P.O.V. Riley

Eins muss ich der kleinen Hexe lassen, sie hat wirklich Feuer. Und das offenbar im wahrsten Sinne des Wortes. Wie sie es den anderen Beiden gegeben hat war beeindruckend. Ich weiß nicht wie es dazu kommt, aber ich bin unglaublich Stolz auf sie. Und besonders, wenn man ihre Wut bedenkt. Ihre begründete Wut. Aber ihre Disziplin ist erstaunlich. Ich an ihrer Stelle hätte Selena wahrscheinlich nicht so einfach davon kommen lassen. Aber ich weiß auch nicht viel über die Strukturen von Hexenzirkeln.

Egal, was Elisabeth über Nacht so verändert hat, aber ich finde sie so viel besser als das Häufchen Elend, das sie gestern noch gewesen ist. So kann man mit ihr arbeiten. Und da es ihr augenscheinlich wieder gut geht, kann ich den Waffenstillstand ja bald wieder aufheben.

"Was grinst du denn so dumm, Bruder? Gefällt es dir, dass wir uns gegenseitig bekriegen?", faucht mich meine kleine Schwester an, während sie versucht Selena zu beruhigen. "Ich habe euch für klüger gehalten. Besonders dich, Schwester.", gebe ich kalt zurück. Eine solche Frechheit muss ich mir nicht grundlos bieten lassen. Sie weiß schließlich, wo ihr Platz ist. "Was meinst du damit?", will Abigail wissen, die Victoria vom anderen Ende des Raums geholt hat und vorsichtig auf einem Stuhl platziert. Elisabeths Angriff war wohl nicht von schlechten Eltern. Aber er hätte definitiv heftiger ausfallen können. Das ist allen bewusst.

Da Abigail eher neugierig gefragt hat, wenigstens einer der seine Gehirnzellen benutzen will, lasse ich mich auch dazu herab ihr zu antworten. "Ihr habt einer dominanten, starken und sturen Persönlichkeit ins Gesicht gesagt, dass sie Schwach ist und auf Hilfe angewiesen." "Aber das ist doch auch so.", murrt Luise weiter und streicht Selena weiter über den Rücken. Aller Augen sind auf mich gerichtet, doch keiner scheint zu verstehen was ich sagen will. Na klasse!

"Würdest du mir das auch ins Gesicht sagen, wenn ich in der gleichen Situation wäre?", frage ich meine Schwester direkt. Scheinbar versteht sie es sonst nicht und das obwohl sie ein Werwolf ist. Meine Kumpels halten sich zum Glück zurück. Ihnen ist anzusehen, dass sie die Situation ebenfalls für unnötig ansehen. Die Einzige die wirklich nachvollziehbar gehandelt hat ist Elisabeth. Und das konnte ich bisher wirklich nicht oft sagen.

"Nein, aber du bist ja auch ein Alpha.", gibt Luise zurück und ich muss mir ein bedrohliches Knurren unterdrücken, während sich Dean im selben Moment die flache Hand gegen die Stirn haut. Entweder sie will es nicht verstehen oder sie versteht es wirklich nicht. Nur Abigail und Victoria scheint ein Licht aufzugehen, denn Beide sehen sich kurz entsetzt an, bis sie leise mit Fluchen beginnen. Scheinbar doch keine so hoffnungslosen Fälle.

"Wäre Elisabeth Snow ein Werwolf, dann wäre sie ein Alpha." Noch deutlicher kann ich es meiner Schwester einfach nicht klar machen. In ihren Augen erkenne ich, dass sie nun doch endlich versteht, warum ihre Freundin so gehandelt hat, auch wenn sie es scheinbar immer noch nicht wahr haben will. "Aber wir sind doch ihre Freundinnen. Sie hätte sich doch einfach helfen lassen können. Beth hat einfach total überreagiert." Bevor ich meine Schwester jedoch zu Recht weisen kann, meldet sich Selena leise zu Wort.

"Er hat Recht. Auch wir Hexen haben eine Art Rangordnung, die eigentlich abhängig von unserer Magieskala ist. Ich bin mit meiner fünf eigentlich zu Schwach um überhaupt den Mund aufmachen zu dürfen, doch das habt ihr mich nicht spüren lassen. Ich habe es verdient auf meinen Platz verwiesen zu werden.", gibt Selena kleinlaut zu und sieht auch Victoria entschuldigend an. Schließlich hat diese bei der Auseinandersetzung am Meisten abbekommen.

"Normalerweise hätte ich demnach die Anführerin sein sollen. Doch Elisabeth ist es schon immer gewesen, obwohl sie die letzten Jahre immer eine Stufe unter mir stand. Scheinbar liegt ihr eigentliches Potenzial viel höher, als irgendjemand vermutet hätte.", wirft Victoria ein und greift sich an die linke Schulter, die offensichtlich schmerzt.

Seufzend schüttele ich den Kopf. "Warum glaubt ihr, dass wir uns auf den ersten Blick nicht ausstehen konnten? Weil wir uns als Konkurrenz betrachten.", beantworte ich meine Frage selbst. "Und ganz ehrlich? Meiner Meinung nach seid ihr noch ziemlich glimpflich davon gekommen."

Damit wende ich mich von den Mädchen ab. Den Rest müssen sie unter sich klären. Über die Dummheit meiner eigenen Schwester muss ich immer wieder den Kopf schütteln. Sogar die Vampirin und die Hexen haben es schneller begriffen. Offenbar gibt es bei ihnen ähnliche Rangstreitigkeiten wie bei uns. Faszinierend, aber auch nicht so interessant das es mich von den Gedanken an Elisabeth ablenken kann. Wo sie wohl hin ist? In den Unterricht sicherlich nicht. Dazu war sie viel zu aufgebracht.

Was machen Hexen wenn sie sich schlecht fühlen? Hoffentlich ist sie nicht wieder zu den Klippen gegangen, schießt es mir durch den Kopf und ich bleibe direkt an Ort und Stelle stehen. Was dazu führt das Ben direkt in mich hinein läuft. Ich hab gar nicht mitbekommen, dass die Jungs mir gefolgt sind. "Geht schon mal vor. Ich komm gleich nach.", murmel ich entschuldigend und renne so schnell ich kann nach draußen.

Doch an den Klippen ist nichts von ihr zu sehen und auch unten im Wasser schwimmt glücklicherweise keine nervige Hexe herum. "Suchst du dein Niveau, Wolf.", ertönt eine Stimme über mir und lässt mich vor Schreck zusammen fahren. Jetzt wäre ich beinahe selbst die Klippen runter gefallen.

Als ich nach oben schaue sehe ich die nervigste Hexe die ich kenne, auf einem Besen zwei Meter über mir schweben und mich frech angrinsen. "Ich hab nur nachgesehen ob ich dein loses Mundwerk nicht vielleicht aus dem Meer fischen muss.", gebe ich ruhig zurück und verschränke die Arme vor der Brust.

"Dir ist schon klar, dass ich den anderen gerade den Kopf gewaschen habe, weil sie mir mit ihrem gluckenhaften Getue auf die Nerven gegangen sind oder?", zischt sie mich wütend an und es blitzt gefährlich in ihren Augen. Davon lasse ich mich aber nicht aus der Ruhe bringen. Solche Auseinandersetzungen sind ja nichts Neues für mich. Deshalb grinse ich sie lediglich herausfordernd an.

"Also, Eisprinzessin, gehen wir jetzt zusammen in den Unterricht oder nimmst du mich eine Runde auf deinem Fluggerät mit?" Ich kann nicht glauben, dass ich sie das gerade wirklich gefragt habe. Hoffentlich kommt sie mit in den Unterricht. Doch meine Hoffnung ist vergebens. "Du auf nem Besen? Das will ich erleben!"

Scheiße!

Ein Hauch von Magie - SchicksalsschlagWhere stories live. Discover now