Kapitel 34

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Drei Wochen nach der großen Halloween-Party sitzen wir wieder beisammen. Abigail und Shawn sind so glücklich, wie zwei so verschiedene Menschen es sein können. Sogar Luise hält sich ausnahmsweise auch mal etwas zurück. Und daher sitzen wir alle an einem Samstag gemeinsam beim Mittagessen und amüsieren uns prächtig, als Destiny völlig außer Atem zu uns an den Tisch gestürmt kommt.

"Was hat dich denn gestochen?", will Dean irritiert wissen und mustert die Walküre eingehend. Diese beginnt nun so stark zu grinsen, dass ich mich misstrauisch in meinem Stuhl zurück lehne. Und nach dem, was im nächsten Moment passiert, hat mich mein Gefühl nicht getrogen. "Das hier!", ruft Destiny übermütig und wirft Dean im nächsten Moment einen Schneeball gegen den Kopf. Erst sind alle völlig perplex, doch dann können wir uns nicht mehr halten vor Lachen.

"Oh, na warte, Kleine! Das bekommst du zurück!", knurrt Dean nach dem ersten Schockmoment, schnappt sich Destiny und trägt sie, über seine Schulter gehängt, nach draußen. "Dean! Lass mich runter! Das war doch nur ein Spaß!", können wir Destiny noch rufen hören, was uns allen ein breites Grinsen entlockt. Schnell packen wir unser Geschirr weg und folgen den Beiden nach draußen.

Wir kommen gerade aus dem Gebäude, da sehen wir, wie Dean Destiny in die nächste Schneewehe wirft, wo sie schreiend eintaucht. Lachend stehen wir am Eingang des Gebäudes und sehen dabei zu, wie Destiny sich wieder aufrappelt und im nächsten Moment auf Dean stürzt. Beide gehen zu Boden und die Walküre nutzt die Gelegenheit, um Dean eine Ladung Schnee ins Gesicht zu drücken.

Das niemand von uns eine Jacke an hat ist uns dabei egal. Die Wölfe und Walküren sind dafür sowieso nicht sonderlich anfällig. Und die Vampire interessiert Kälte herzlich wenig. Nur wir drei Hexen könnten uns hier eine ordentliche Erkältung holen, doch so lange wollen wir hier ja nicht rum stehen.

Breit grinsend kommt mir da eine Idee, welche ich sofort in die Tat umsetze. Schneller als irgendjemand der Anderen reagieren kann liegen auch sie im Schnee und ich vor Lachen beinahe am Boden. "Du miese kleine Hexe!", höre ich Abigail fluchen und muss daraufhin noch mehr lachen. "Ihr solltet mal eure Gesichter sehen!", kichere ich und muss mir die Tränen aus den Augenwinkeln wischen. "Das bekommst du sowas von zurück!", höre ich Riley grummeln und die Anderen stimmen alle augenblicklich zu. "Das wagt ihr euch nicht!", gebe ich ruhig zurück und richte mich wieder auf. Es ist eher ein Test als eine wirkliche Drohung. Ich will nur sehen, wie die Einzelnen reagieren. Und sie enttäuschen mich nicht.

Während sich Selena noch den Schnee von den Klamotten putzt funkelt Victoria mich wütend an. "Wir vielleicht nicht. Er aber schon!", gibt sie zurück und zeigt mich dem Finger auf Riley. "Und wir werden ihn nach besten Kräften unterstützen.", fügt Shawn hinzu und formt mit seinen Händen einen Schneeball. Auch die Anderen greifen in den Schnee und beginnen sich auf eine Schlacht gegen mich vorzubereiten.

Automatisch wandert mein Blick zu Riley, welcher mich vermitzt angrinst. "Du hast sie gehört, Hexe. Jetzt kommt der große, böse Wolf und holt sich das kleine Mädchen." Kaum hat Riley sich in Bewegung gesetzt werde ich mit Schneebällen nur so bombardiert. Lachend mache ich mich unsichtbar und verhalte mich ganz still. Die Anderen machen genug Lärm, damit Riley mich nicht gleich findet.

So leise wie möglich schleiche ich mich hinter Victoria und Charles entlang und versuche dabei in die Schuhabdrücke der Anderen zu treten. Meinen Herzschlag und meine Atmung halte ich dabei so ruhig wie möglich, während ich zwischen meinen Freunden hindurch schleiche. "Wie kann man sich nur so unauffällig bewegen?", will Dean irritiert wissen und ich kann sehen, wie er auf jede Kleinigkeit um sich herum achtet. Doch dort, wo er mich gerade sucht, bin ich schon gar nicht mehr.

Riley stößt ein Schnauben aus, was alle Aufmerksamkeit wieder auf ihn lenkt. "Jetzt versteht ihr, womit ich es in den Übungskämpfen immer zu tun habe. Wenn die kleine, nervige Hexe nicht gefunden werden will, dann ist es auch verdammt schwer sie aufzuspüren." Würde Riley nicht in diesem neckenden Tonfall reden, dann wäre ich direkt sauer auf ihn. Aber so muss ich einfach breit grinsen. Mit etwas Abstand zu unseren Freunden benutze ich meine Magie, um Schneebälle zu formen und diese aus allen Richtungen auf den Werwolf zu schießen.

"Elli, verdammt, lass den Scheiß.", höre ich Riley knurren und sehe dabei zu, wie er versucht mit den Händen die Angriffe abzuwehren. Doch trotzdem wird er von genügend Schnee getroffen. Lachend mache ich mich wieder sichtbar, was dafür sorgt, dass sich alle überrascht zu mir umdrehen, da ich inzwischen hinter ihnen stehe. "Gibst du auf, Wolf?", frage ich mit Absicht provozierend, auch wenn mir bewusst ist, dass Riley sich dafür an mir rächen wird.

"Niemals, Hexe!", knurrt er als Antwort und richtet seine türkisen Augen auf mich, während die Anderen etwas Abstand nehmen, um nicht im Weg zu stehen. Da Riley sich jedoch noch nicht in Bewegung gesetzt hat, nutze ich die Chance um mich nach unten zu beugen und nun selbst einen Schneeball zu formen, welchen ich dem Wolf im nächsten Moment an den Kopf werfe. "Na warte!", gibt er zurück und wirft augenblicklich zurück.

Mit einem kurzen zuzwinkern verbünden wir uns miteinander und stellen uns Rücken an Rücken, um die Anderen abzuwerfen, welche unseren Angriff umgehend erwidern. Doch schnell bemerken wir, dass zwei gegen acht keine gute Idee ist. Trotzdem überrascht es mich, dass Riley mich plötzlich um die Taille packt und wie ein Schutzschild vor sich hält. "Was soll das?", gebe ich empört von mir und versuche mich mit meinen Armen vor den Schneebällen zu schützen. "Das ist meine Rache, Hexe!", höre ich seine raue Stimme an meinem Ohr, was sofort für eine Gänsehaut sorgt.

Den restlichen Tag haben wir dann schließlich in einem der Gemeinschaftsräume verbracht, um uns wieder aufzuwärmen. Nach unserer Schneeballschlacht waren wir alle nämlich ziemlich nass und durchgefroren. Dort haben wir es uns gemeinsam mit Charles und seinen Vampirfreunden gemütlich gemacht, da außer unserer immer größer werdenden Gruppe sowieso niemand mehr Platz hatte. Gegenseitig haben wir uns die lustigsten Geschichten aus unserer Schulzeit erzählt, wobei erstaunlich oft Riley und ich zur Sprache gekommen sind. Offenbar haben wir mit unseren gegenseitigen Anfeindungen die ganze Schule unterhalten.

"Was hast du eigentlich gemacht bevor wir uns kannten, Wolf?", spreche ich meine seit Stunden bestehende Frage laut aus und sehe Riley direkt in die Augen. "Ich habe den Laden hier unter meine Kontrolle gebracht. Niemand hat sich mit mir angelegt oder widersprochen. Bis du meintest dich einmischen zu müssen.", gibt er mit einem Funkeln in den Augen zurück. Uns ist Beiden klar, dass wir unsere gemeinsame Vergangenheit mit all den Streichen und Neckereien niemals aufgeben würde. Für nichts auf der Welt würde ich die Zeit zurück drehen wollen und das alles verhindern. Und Riley scheint es damit ähnlich zu gehen.

"Soweit ich weiß hast du mich zuerst schief von der Seite angemacht!", gebe ich daher betont arrogant zurück, zwinkere ihm aber zu. "Oh ja! Erzählt die Geschichte, wie ihr euch kennen gelernt habt!", bricht es aus Destiny heraus und wir stimmen alle lachend zu. Den Großteil erzählen Riley und ich, jeder aus seiner Sicht, aber auch die Anderen ergänzen das ein oder andere. Das wir jemals so beisammen sitzen hätte damals niemand vermuten können. Und doch ist alles gut so, wie es gelaufen ist.

Ein Hauch von Magie - SchicksalsschlagWhere stories live. Discover now