Kapitel 30

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Die nächsten Tage sind leider etwas stressig, da Luise sich von uns allen fern hält und Cindy es nicht lassen kann Destiny bei jeder sich bietenden Gelegenheit anzugreifen. Und da wir nicht immer um die Walküre herum schwirren können wie die Fliegen, hat Abigail begonnen ihr Nachhilfe im Kampf zu geben. Natürlich hat sich Shane ihr angeschlossen. Zudem verbringt Victoria so viel Zeit mit ihrem Vampirfreund Charles wie es ihr möglich ist, weshalb wir sie nur noch selten zu Gesicht bekommen.

Jeder lebt sein eigenes Leben vor sich hin und wir unternehmen eher selten etwas miteinander. Was meinen Noten sehr gut tut, da ich die meiste Zeit am lernen bin. Wie auch jetzt gerade, als Selena wütend und genervt in unser Zimmer gestürmt kommt.

"Das ist doch alles lächerlich!", ruft sie aufgebracht, weshalb ich ihr meine ungeteilte Aufmerksamkeit schenke. Sonst geht sie ja auch nicht so in die Luft. "Seit Tagen gehen sich alle gegenseitig aus dem Weg! Wir reden alle kaum miteinander und nicht mal du streitest mit Riley! Wir tun alle so, als wäre das Schuljahr bereits zu Ende und wir würden uns nie wieder sehen!"

Seufzend setzt die kleine Hexe sich auf ihr Bett und sieht mich mit Tränen in den Augen an. "Ich will doch nur die letzten Wochen mit euch genießen! Wer weiß, ob wir uns noch mal alle wiedersehen!", flüstert sie leise und vergräbt das Gesicht in den Händen. Da hat sie nicht unrecht.

Seufzend stehe ich auf, setze mich neben sie und nehme Selena in den Arm. "Am Samstag ist die große Halloween-Party, auf die sowieso alle gehen. Also wenn du es schaffst Luise wieder zur Besinnung zu bringen, verspreche ich dir, dass ich mich um den Rest kümmere." Hoffnungsvoll sieht sie mich an. "Ich kann dir nicht versprechen, dass es wie früher wird. Wahrscheinlich werden wir Shane und Abigail nicht auseinander bekommen und Victoria wird an Charles hängen wie ein Klette, aber ich gebe mir Mühe Riley solange auf die Nerven zu gehen, bis er mir an die Gurgel gehen will."

Nun kann Selena nicht anders als in schallendes Gelächter auszubrechen. "Oder an die Wäschen gehen will!", grinst sie mich breit an, was ich jedoch kopfschüttelnd abtue. Das ist doch eher unwahrscheinlich! "Lass uns lieber schlafen gehen. Wir haben uns einiges vorgenommen." Mit einem Grinsen zeigt sie mir an, dass sie meinen lahmen Themenwechsel bemerkt hat, versucht aber nicht weiter über Riley und mich zu sprechen. Zumal dort ja auch nichts ist!

Den kompletten Donnerstag versuchen wir unsere ursprünglichen Umgangsformen zurück zu erlangen. Doch auch, wenn Selena es bis zum Abendbrot schafft, dass Luise wieder bei uns am Tisch sitzt, ist die Stimmung trotzdem angespannt und belastet. Nicht mal Riley liefert mir einen Vorwand eine Diskussion anzufangen. Es ist zum verzweifeln!

Daher liegen Selena und ich abends in unserer Betten und überlegen, wie wir unsere Gruppe wieder vereinen können. "Ich habe eine ganz dumme Idee.", flüstere ich schließlich seufzend in die Dunkelheit und blicke zu Selena rüber, welche mich gleichermaßen traurig und hoffnungsvoll ansieht. "So dumm es auch ist, ich bin dabei. Ich will unsere Freunde wieder haben.", murmelt sie zurück.

"Was hältst du von einem guten alten Hexenfluch?" Sofort leuchten ihre Augen auf. In diesem Jahr haben wir noch keinen verflucht. Normalerweise haben wir jede Woche einen Fluch auf einen aus dem Rudel oder auf die Walküren gehetzt. "An was denkst du speziell?" "Schluckauf.", gebe ich gelassen zurück, verziehe aber das Gesicht. Das ist ein wirklich nerviger Fluch. Der Schluckauf kann bis zu vierundzwanzig Stunden anhalten und es gibt keine Möglichkeit ihn vorzeitig zu beenden.

"Okay. Dann verfluche mich gleich morgen früh. Wir stehen etwas eher auf, rühren den Trank an und hoffen, dass die anderen genügend Mitleid zeigen, um mir helfen zu wollen.", meint Selena und richtet sich enthusiastisch auf, was mich zum Kichern bringt. Es ist schön, wie glücklich sie jetzt wieder ist. Es hat nach Luises bösen Kommentaren eine Weile gedauert bis Selena wieder das nötige Selbstbewusstsein hatte, aber inzwischen ist sie wieder ganz sie selbst. Ein Glück für die Werwölfin, dass Selena überhaupt nicht nachtragend ist.

"Nichts da! Ich werde verflucht! Du musst das nämlich machen. Ich weiß nicht wie stark der Fluch bei meiner hohen Magiestufe wird. Und wir wollen es ja nicht übertreiben.", gebe ich zurück und sehe Selena an, die trotzig ihr Kinn anhebt. "Keine Widerrede. Außerdem war es meine Idee!" Dann zuckt sie mit den Schultern. "Wenn du unbedingt selbst leiden willst.", kichert sie los und legt sich wieder hin. Na das wird ja morgen ein schöner Freitag!

Wie abgesprochen stehen Selena und ich etwas eher auf, um den Fluchtrank zusammen zu mischen. Noch immer versucht sie mich zu überreden, dass sie das bessere Opfer wäre, was ich jedoch kategorisch ablehne. Schließlich trinke ich die zusammengebraute Flüssigkeit in einem Zug, bevor sie noch auf dumme Ideen kommt. Normalerweise würden wir den Trank in einem anderen Getränk verstecken und dieses dann unserem Opfer unterjubeln, doch das ist ja bei unserem heutigen Vorhaben unnötig. Was das Verfluchen um einiges leichter macht.

"Bevor du mich verfluchst sollten wir frühstücken gehen. Die anderen sollten dabei sein, wenn es los geht. Sonst ahnt vielleicht irgendjemand etwas. Am Besten, nachdem ich meinen ersten Kaffee getrunken habe.", meine ich und stoppe Selenas Handbewegung. Diese nickt zustimmend. Dann kann ich wenigstens noch in Ruhe meinen Kaffee trinken, bevor diese Tortur los geht.

Gemeinsam gehen wir in den Speisesaal und holen uns etwas zum Frühstück, welches ich so schnell wie möglich in mich rein kippe, bevor die anderen kommen. Auf mein komisches Verhalten spricht mich niemand an. Ich glaube, außer Selena achtet sowieso niemand auf mich oder einen der anderen am Tisch. Es wirkt beinahe so, als wären wir auf einer Beerdigung. Während an allen anderen Tischen laute Gespräche und Gelächter stattfinden, herrscht bei uns Totenstille.

Unauffällig lächele ich Selena zu, die aufsteht und so tut, als würde sie sich noch einen Kakao holen. Stattdessen steht sie jedoch an einer abgelegenen Stelle am Buffet und wirkt ihre Magie. Ich spüre, wie diese nach mir greift und weiß instinktiv, dass ich sie auch abwehren könnte. Doch ich entspanne mich und lasse Selenas Magie freien Lauf.

Schnell kommt diese mit ihrem Kakao zurück zum Tisch und setzt sich in dem Moment, als es bei mir auch schon los geht. Ich hasse es! Das wird ein verdammt langer Tag! Die ersten Minuten vergehen und niemand sagt etwas, auch wenn mir der ein oder andere einen genervten Blick zuwirft. Bis Luise dann schließlich der Kragen platzt. "Man, Beth, du nervst!", knurrt sie mich an, was ich nur mit einem finsteren Blick quittiere.

"Was kann ich denn dafür?", presse ich betont genervt hervor, freue mich aber innerlich, dass sie überhaupt reagiert hat. "Probiere es doch einfach Mal mit Luft anhalten.", meint Abigail ein wenig sanfter, weshalb ich ihrer Bitte nachkomme. Auch wenn es nichts bringt. Aber das weiß die Vampirin ja nicht. Nach mehrmaligen Versuchen stoße ich schließlich genervtes Seufzen aus und höre wieder damit auf.

"Lasst uns in den Unterricht gehen.", murmel ich schließlich und räume meinen Teller weg. Selena sieht mich überrascht an, macht es mir jedoch nach. Wir müssen unbedingt so tun, als wüssten wir nicht, was hier vor sich geht. Doch es ist schwierig das Grinsen zurück zu halten. Denn als wir an den Tisch zurück kommen beratschlagen alle, wie sie mir am besten helfen können. Ich würde sagen, es hat funktioniert! Jetzt muss ich nur noch den Schluckauf los werden.

Ein Hauch von Magie - SchicksalsschlagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt