Kapitel 19

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P.O.V. Riley

Die nächsten Wochen verliefen nun um einiges ruhiger als die ersten beiden. Auch, wenn Abigail und Shawn sehr anstrengend sind. Neben den Beiden und einigen Diskussionen mit Elli habe ich mich die meiste Zeit mit dem Unterricht beschäftigt. Noch ein Jahr wiederhole ich nicht! Besonders, da meine kleine Schwester dann ja vor mir fertig wäre. Kommt überhaupt nicht in Frage! Es ist so schon demütigend genug.

Und ab morgen sind endlich Herbstferien! Mit meinem kleinen Rudel habe ich beschlossen die zwei Wochen zu nutzen und jagen zu gehen. Zwei Wochen Wildnis. Das haben wir lange nicht mehr gemacht. Wenn man es genau nimmt ist es ein Jahr her.

Glücklicherweise vergeht der Unterricht sehr schnell. Ich habe den Eindruck sogar die Lehrer haben keine Lust mehr. Deshalb haben wir den ganzen Vormittag Filme gesehen und nachmittags frei bekommen. Mit einem vollen Rucksack bewaffnet verlasse ich schließlich das Internat, um mich mit meinen Kumpels und meiner Schwester zu treffen.

Dass sich draußen Abigail und Shawn voreinander verabschieden, indem sie sich so stark aneinander pressen, dass keine Luft mehr zwischen ihnen ist, damit habe ich gerechnet. Das aber Luise, die uns begleiten will, lautstark mit Elli streitet, welche mit einem Rucksack und ihrem Besen vor der Schule steht, das kommt unerwartet. Und besonders wenn man die unsicheren Blicke und die leichte Bestürzung von Dean und Ben betrachtet. Wo liegt denn jetzt schon wieder das Problem?

Mit einem fragenden Gesichtsausdruck nähere ich mich der Gruppe und versuche Luises Worten zu entnehmen, was Elli denn jetzt schon wieder angestellt hat. "Das ist keine gute Idee und das weißt du ganz genau, Beth. Wieso bleibst du denn nicht hier und verbringst die Ferien auf dem Internat?" Die kleine Hexe hat bis eben noch gelangweilt und teilnahmslos ausgesehen, doch jetzt kann ich Wut in ihren Augen erkennen. Meine Schwester lernt den Umgang mit Alphas wahrscheinlich nie.

"Ich habe ein Haus, um das ich mich kümmern muss. Und nur, weil du dir einbildest, dass du weißt wie ich mich fühle und dich in meine Angelegenheiten einmischst hast du mir noch lange nichts zu sagen. Ich werde jetzt nach Hause fliegen und es ist mir schnurz piep egal, was du darüber denkst!", giftet die kleine Hexe meine Schwester an und reißt sich von ihr los. "Du willst nach Hause?", höre ich mich überrascht fragen, bevor ich meine große Klappe halten kann.

"Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du dich aus meinen Angelegenheiten raus halten sollst. Und das hat sich auch nicht geändert! Ist scheinbar eine Familienkranktheit, dass ihr nichts besseres zu tun habt als eure Nasen in mein Leben zu stecken.", faucht sie mich an, doch dabei sieht die kleine Hexe so niedlich aus, dass ich nur lächeln kann. Was Elisabeth scheinbar so aufregt, dass sie sich im nächsten Moment auf ihren Besen schwingt und über den Ozean fliegt.

"Was haltet ihr von einer kleinen Planänderung?", frage ich meine Freunde spontan, da Luise sehr verzweifelt aussieht und ich mich auch nicht wohl bei dem Gedanken fühle Elli alleine zu lassen. In dem Haus ihrer toten Familie. Die Trauer muss überwältigend sein. Ich wüsste nicht ob ich mich dazu durchringen könnte in meine Heimat zurück zu kehren, wenn dort niemand mehr ist den ich kenne.

"Was hast du vor?", fragt Ben neugierig und scheint aufgeschlossen zu sein. "Da wir es eh nicht lassen können uns einzumischen, können wir ja Elisabeth einen Besuch abstatten. Weißt du wo sie wohnt?", wende ich mich an meine Schwester, welche mich dankend umarmt. Ich glaube so einig sind wir uns noch nie gewesen. Da muss erst so eine kleine nervige Hexe mit immensen seelischen Problemen kommen, damit wir uns gegen sie verbünden können.

"Dann können wir ja auch Abigail fragen, ob sie uns begleitet. Sie wohnt in der gleichen Richtung." Unsere Blicke wandern zu dem knutschenden Pärchen, welches von der ganzen Aufregung überhaupt nichts mitbekommen hat. "Oder wir lassen sie einfach hier.", schlägt Dean dreist vor und spricht damit genau meine Gedanken aus. "Merken sie wahrscheinlich sowieso nicht.", murmelt Ben augenverdrehend und schneidet eine Grimasse, was meine Schwester und mich zustimmend nicken lässt. Wie kann man nur so liebestoll sein?

"Wo sind eigentlich Victoria und Selena?", fragt Dean plötzlich und sieht sich um, als würden sie sich jeden Moment neben uns materialisieren. "Die sind schon los. Beth hat gewartet bis sie weg sind und wollte sich nun davon schleichen. Ich hab es auch nur aus Zufall mitbekommen.", winkt Luise ab und schnappt sich ihren Rucksack, welcher bis eben noch vor ihren Füßen auf dem Boden gestanden hat.

"Lasst uns lieber los gehen. Wir brauchen mindestens den halben Tag, wenn wir zu Fuß reisen.", seufzt Luise und wir folgen ihr. Shawn und Abigail lassen wir zurück. Vielleicht sind sie nach den zwei Wochen endlich wieder halbwegs ansprechbar. Auch wenn ich nicht wirklich daran glaube. Aber sie haben die Schule beinahe für sich alleine und diese Zweisamkeit, ohne andauernd von uns genervt oder gestört zu werden, wird ihnen hoffentlich gut tun.

Und uns wahrscheinlich noch mehr, weil wir die beiden jetzt zwei Wochen lang nicht ertragen müssen. Dieses Verhalten der Beiden treibt einen ja in den Wahnsinn! Und lässt einen neidisch werden. Einen Gefährten zu finden ist Glückssache. Sogar wenn man ein Werwolf oder ein Vampir ist. Das Timing muss stimmen und das tut es in den seltensten Fällen. Wie die Beiden gezeigt haben kann man sich Jahre lang kennen und es überhaupt nicht merken.

Für die Bindung braucht man immer einen Auslöser und beide Gefährten müssen dafür bereit sein. Ein Zustand, der erst nach Jahren oder sogar nie eintreffen kann. Das Shawn seine Gefährtin so früh gefunden hat ist ein Glück, was er überwiegend Dean und Elli zu verdanken hat.

Mit den Gedanken wieder bei der kleinen, vorlauten Hexe mit dem heißen Körper stopfe ich meine Sachen in den Rucksack und verwandele mich. Neben mir taucht Luise als beiger Wolf auf, der ein ganzes Stück kleiner ist als ich. Auch Dean und Ben haben sich verwandelt. Da ich ein Alpha bin, bin ich auch der Größte von uns. Dean besitzt als Wolf ein eher hellbraunes Fell, während Ben beinahe so dunkel ist wie ich.

Mit einem Nicken gebe ich das Startsignal und wir folgen Luise, da sie die einzige ist die den Weg kennt. Mit den Gedanken bin ich bei Elli, die mal wieder viel zu stur ist, um Hilfe anzunehmen. Aber ich werde ihr helfen. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht ihrem Leben wieder einen Sinn zu geben und dieses Versprechen mir selbst gegenüber werde ich nicht brechen. Pass nur auf, kleine Hexe, jetzt kommen wir.

Ein Hauch von Magie - SchicksalsschlagWhere stories live. Discover now