Kapitel 10

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P.O.V. Riley

Ich kann nicht glauben, dass ich geflogen bin! Auf einem Besen! Mit Elisabeth! Selbst wenn ich das einem meiner Freunde erzählen würde, dann würden sie mir nicht glauben. Ich kann es ja selbst kaum fassen und ich bin dabei gewesen. Aber es hat, nach anfänglichen Angstzuständen, tatsächlich Spaß gemacht. Es ist beinahe so gewesen, wie wenn man durch den Wald jagt. Ein unglaubliches Gefühl!

Und Elisabeth war wirklich vorsichtig. Sie hat langsam angefangen, damit ich mich daran gewöhne und meine Angst ablegen kann. Etwas, womit ich vorher nie gerechnet hätte. Ich habe fest daran geglaubt, dass sie diese Chance nutzt, um mir eins rein zu würgen. Aber sie hat mich überrascht, die kleine Hexe. Und wenn sie mir erneut anbieten würde eine Runde zu drehen, würde ich ohne zu zögern aufspringen. Ich bin selbst überrascht.

Das Klingeln reißt mich aus den Gedanken und ich beschließe in den Speisesaal zu gehen. Mathematik und Geschichte habe ich sowieso verpasst, also was soll's. Es ist nicht das erste Mal das ich schwänze und es wird sicherlich auch nicht das letzte Mal gewesen sein.

Da mein Körper noch immer voller Adrenalin ist muss ich aufpassen, dass ich nicht in ein Dauergrinsen verfalle. Mühsam kann ich es unterdrücken und gehe in den Speisesaal. Die anderen sitzen bereits am Tisch. Dean, Shawn und Ben haben sich wieder an den Tisch der Mädchen gesetzt, die scheinbar nichts dagegen haben. Ein Bild das ich noch vor zwei Wochen abgestritten hätte.

Mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln hole ich mir ein großes Stück Lasagne und setze mich auf einen der beiden freien Stühle. So auf mein Essen konzentriert bemerke ich erst ein paar Minuten später, dass mich alle anstarren. "Was?", will ich irritiert wissen und schaufel mir weiter Lasagne rein. Ich liebe das Zeug einfach!

"Wo warst du die ganze Zeit? Und wieso riechst du nach Beth?", platzt es aus Luise heraus, während weiterhin alle Augen auf mich gerichtet sind. Jetzt bloß nichts Falsches sagen oder tun. Dank Abigail kann ich jetzt nicht mal lügen. Vampire riechen das aus zehn Meilen Entfernung. "Ich war im Wald.", gebe ich kalt zurück und hoffe, dass die anderen mich jetzt in Ruhe lassen und Abigail die Halbwahrheit nicht erkennt. Im Wald bin ich schließlich wirklich gewesen.

Glücklicherweise wählt Elisabeth genau diesen Moment, um sich ebenfalls mit einem großen Haufen Lasagne neben mich, auf den einzigen freien Stuhl, fallen zu lassen. Ihre Freundinnen würdigt sie keines Blickes. Ruhig isst sie weiter ihre Lasagne. Kurz überlege ich mir noch etwas zu holen, doch da die kleine Hexe sowieso nicht alles essen wird, beschließe ich mir einfach etwas von ihr zu klauen.

Doch kaum habe ich meine Gabel in ihre Richtung ausgestreckt, dreht sie sich mit zusammengekniffenen Augen und zusammengepressten Lippen zu mir herum. "Wage es auch nur an mein Essen zu denken und du bist tot." Die Worte klingen hart, aber nicht so scharf, wie es früher gewesen wäre. Wir haben noch immer unseren Waffenstillstand. "Aber das schaffst du doch sowieso nicht.", gebe ich zurück und pikse in einer schnellen Bewegung etwas Hackfleisch auf und stecke es mir in den Mund.

In ihren Augen entsteht ein amüsiertes Funkeln, doch ihre Miene bleibt ernst. "Du liebst also Lasagne?" Skeptisch nicke ich, denn das hier kann nur eine Falle sein. Und nur weil ich sie aufmerksam beobachte, kann ich die unauffällige Handbewegung sehen, die sie unter dem Tisch macht.

Aus den Augenwinkeln sehe ich etwas auf mich zufliegen und nur dank meiner schnellen Reflexe schaffe ich es noch meinen Teller über meinen Kopf zu halten, bevor die Lasagne daüber ausgekippt wird. Abgesehen von ein wenig spritzender Soße und herumfliegendem Hackfleisch landet alles auf meinem Teller. Gut gefangen würde ich sagen! "Danke.", gebe ich herausfordernd von mir und esse genüsslich weiter. "Nächstes Mal erwische ich dich.", höre ich nur von rechts ein Murmeln, welches mir ein herausforderndes Grinsen entlockt.

"Versuch es ruhig, Hexe.", lache ich auf und zwinkere ihr zu. Auch Elisabeth kann nun ein Lächeln nicht mehr zurückhalten. Und es steht ihr. Ihre graugrünen Augen leuchten, ihre vollen Lippen sind nach oben verzogen und ihr ganzes Gesicht strahlt. Nicht mal ihre eigentlich viel zu kurzen Haare mindern ihre Schönheit. Es ist, als würde ich sie jetzt zum ersten Mal sehen. Sie ist einfach außergewöhnlich! Es ist als würde sich etwas in mir verschieben und das kommt so überraschend, dass ich einfach nichts tun kann als mich wieder in mein Essen zu vertiefen. Was zum Teufel ist denn jetzt passiert?

Ein Hauch von Magie - SchicksalsschlagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt