Kapitel 6

6.2K 276 9
                                    

P.O.V. Riley

Ich glaube ich habe mich verhört. Das kann nicht Elisabeth sein. Die habe ich doch gerade ins Bett gebracht. Und um danach wieder einen klaren Kopf zu bekommen bin ich noch eine Runde durch den Wald spaziert. Die kleine Hexe verwirrt mich immer wieder. Wie sie so vorhin einsam an den Klippen stand, da konnte ich nicht anders als zu versuchen ihr ihre Schmerzen zu nehmen.

Und sie hat sich einfach von mir massieren lassen. Mit diesem Vertrauen hätte ich nie im Leben gerechnet. Und schon gar nicht, dass sie in meinen Armen einschläft. Um das zuzulassen muss es ihr wirklich schlecht gehen. Schlechter als sie es allen anderen überhaupt erst zeigt.

Und das beweisen auch die Worte, die ich gerade von Weitem gehört habe. Es war mit Sicherheit die Stimme der sonst so starken, trotzigen und arroganten Hexe. Und als ich aus dem Wald komme, kann ich sie sehen. Wie sie am Rand der Klippen steht, die Hand um ihre Halskette geschlungen und in den Sternenhimmel hinauf sieht.

Wie sie da mit ihren kurzen Haaren in einem einfachen Nachthemd steht und ein leichter Wind ihren Körper umspielt, sieht sie noch zerbrechlicher aus als noch vor einigen Stunden. Entsetzt muss ich feststellen, dass sie immer weiter an die Klippen heran geht. Sie will sich doch nicht töten! Die Klippen sind gefährlich. Nur die stärksten Walküren, Gestaltwandler und Vampire springen dort runter. Und die sind wesentlich widerstandsfähiger als so eine kleine Hexe, die noch immer nicht gesund ist!

Sie gibt auf. Wenn ich es nicht verhindere. Wie von selbst laufe ich los, so schnell ich kann auf sie zu. Nur wenige Meter entfernt halte ich schließlich an. Ihre Zehenspitzen stehen bereits am Rand der Kante. „Eli...", flüstere ich leise, um sie nicht zu erschrecken, doch sie fährt trotzdem zusammen und wendet sich dann langsam zu mir um. In ihren Augen schwimmen Tränen und laufen ungebremst ihre Wangen hinunter.

So am Ende habe ich sie noch nie gesehen. Nicht während der ganzen letzten Wochen und Jahre. Sie sieht so trostlos aus. Doch Selbstmord ist kein Ausweg. Und das sage ich ihr auch. „Du hast ja keine Ahnung.", flüstert sie nur zurück und richtet ihren Blick wieder in den weiten Sternenhimmel über uns.

„Ich werde nicht zulassen, dass du einfach aufgibst. Du hast aus einem Grund überlebt.", gebe ich mich nicht geschlagen und als sie jetzt ihren Blick wieder auf mich richtet kann ich endlich wieder die gewohnte Arroganz erkennen. Auch wenn ich niemals mit ihren nachfolgenden Worten gerechnet hätte.

„Der Tod hat mich vergessen an diesem Tag. Ich hätte sterben sollen. Und wenn ich mich dazu entschließe meiner Familie zu folgen liegt es nicht in deiner Macht mich zu halten." Damit dreht sie sich um und geht erhobenen Hauptes davon. Lässt mich mit dieser Aussage einfach an den Klippen stehen.

Sie hat keine Ahnung, was sie damit in mir anrichtet. Meine Tante hat sich damals selbst getötet, nachdem ihr Gefährte gestorben ist. Eine nachvollziehbare Reaktion, wenn man bedenkt wie eng die Verbindung zwischen Gefährten ist, doch trotzdem hat es uns alle verändert. Ein Unfall oder ein natürlicher Tod ist immer leichter zu verkraften als Selbstmord. Damals haben wir es nicht verhindern können. Doch bei Elisabeth kann ich das nicht zulassen.

Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um sie wieder an das Leben zu binden. Um wieder Freude in ihr Leben zu bringen. Und wenn ich dazu alles andere aufgeben muss. Selbstmord ist keine Option. Und ich werde es auch noch in ihren Dickschädel rein bekommen.

Selbst wenn ich mir nicht vorstellen kann wie es sein muss alleine zurück zu bleiben. Ohne meine Eltern oder meine Geschwister. Ich kenne die kleine Hexe ja eigentlich auch gar nicht. Deswegen werde ich mir Hilfe dazu holen müssen. Am ehesten wären dafür wahrscheinlich ihre Freundinnen geeignet. Doch ich weiß nicht, ob die Mädchen es schaffen Elisabeth gegenüber Stillschweigen zu bewahren.

Seufzend wende ich mich von den Klippen, den Sternen und dem dunklen Wald ab. Ich habe genügend Stoff zum Nachdenken. Und das kann ich auch, während ich im Bett liege. Und da die Nachtruhe bereits seit einer Stunde begonnen hat, sollte ich langsam mal auf mein Zimmer gehen. Dean wird sicherlich schon warten wo ich herkomme. Zumindest, wenn er nicht schon schläft.

Dank meiner Werwolffähigkeiten kann ich mich ohne erwischt zu werden auf mein Zimmer schleichen. Wie die kleine Hexe das geschafft hat ist mir ein Rätsel, aber das ist nicht mein größtes Problem Elisabeth betreffend.

In meinem Zimmer angekommen schläft Dean bereits. Ein Glück, denn jetzt habe ich keine Lust auf Erklärungen. Erstmal muss ich die Situation selbst verarbeiten und mir einen Plan zu Recht legen. Schnell lege ich mich nur noch mit Boxershorts bekleidet in mein Bett. Meine letzten Gedanken gelten Elisabeth Snow, bevor ich in einen traumlosen Schlaf falle.

Ein Hauch von Magie - SchicksalsschlagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt