Kapitel 37

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Der erste Abend war überraschend lustig. Besonders Rileys Vater Dave ist mir sympathisch. Aber auch mit Shannon bin ich nach anfänglichen Schwierigkeiten warm geworden. Nur Luise war sehr zurückhaltend und hat sich von Riley und mir distanziert. Wahrscheinlich gefällt ihr mal wieder nicht, dass sie nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht.

Doch ich habe keine Zeit mich näher damit zu beschäftigen. Denn kaum haben wir gefrühstückt werde ich von Riley auch schon durch das Dorf geführt und allen vorgestellt, die wir treffen. Und das sind eine Menge Leute! Doch alle begrüßen mich herzlich und zuvorkommend, sodass ich mich sofort willkommen fühle.

Gerade stehe ich neben Luise, die sich inzwischen nicht mehr so abweisend verhält, während Riley sich einige Meter entfernt mit einem Rudelmitglied unterhält, als eine große, schlanke Blondine direkt auf uns zu stolziert kommt. Ich spüre sofort, wie Luise sich kleiner macht und mir unsichere und traurige Blicke zuwirft. Bevor ich sie jedoch beiseite nehmen kann, um zu fragen was los ist, ist die Wölfin auch schon bei uns angekommen.

Das sie so schon groß ist und zusätzlich noch Stiefel trägt, die sicherlich noch zehn Zentimeter Absatz haben, ist mir unverständlich. Doch als ich sehe, wie sie mich mit einer hoch gezogenen Augenbraue von oben bis unten betrachtet, ist mir alles klar. Doch für ihren vernichtenden Blick habe ich nur ein müdes Lächeln übrig. Wenn sie sich für etwas Besseres hält werde ich ihr gerne zeigen, dass dem nicht so ist.

"Wen hast du denn hier mitgebracht?", richtet sich die Blondine herablassend an Luise, welche direkt zusammen zuckt. "Das ist Elisabeth Snow.", murmelt Luise in ihren nicht vorhandenen Bart, was ich absolut nicht verstehe. Warum hat sie solche Angst? Das ist absolut unnötig! "Aha. Und was macht eine kleine Hexe hier? Hast du keinen Hexen-Zirkel, dem du auf die Nerven gehen kannst?", fragt die Blondine herablassend und sieht mich mit ihren hellbraunen Augen finster an.

Ihre Aussage entlockt mir jedoch nur ein breites Grinsen. "Ich begleite einen Teil meines Hexen-Zirkels.", gebe ich ruhig zurück und zwinkere Luise aufmunternd zu. "Hey, Beth! Da bist du ja!", höre ich auf einmal Abigail rufen und sehe in die Richtung, aus der ihre Stimme kommt. Shawn hinter sich her ziehend kommt die Vampirin direkt auf uns zu.

"Zwei Mitglieder meines Hexen-Zirkels. Darf ich vorstellen, Abigail und Luise.", grinse ich die Blondine an, welche es nicht mal für nötig befunden hat sich vorzustellen. Doch dann ergreift Abigail das Wort. "Beth, das ist Clair. Die große Schwester von Shawn." Kurz sehe ich meine beiden Freundinnen und Shawn an, dann wieder Clair. "Das ist ja interessant.", gebe ich betont gelangweilt von mir und lasse sie dann einfach stehen. Nur Luise ziehe ich stur hinter mir her, bis wir außer Hörweite der anderen sind, zumindest wenn wir flüstern.

"Wieso hast du nichts gesagt?", frage ich sie flüsternd und verstehe nun, warum die Wölfin so verstimmt gewesen ist, seit klar war das ich mit her komme. Und auch, warum sie meine höhere Rangfolge nicht akzeptiert hat. So wie Clair sich benimmt, unterdrückt sie alle nur wegen ihres Charakters und nicht wegen ihrer eigentlichen Stärke. An der Schule, und weil wir uns seit Jahren kennen, wollte Luise sich nicht so einfach geschlagen geben. Doch hier, in ihrem Zuhause, will sie einfach niemanden gegen sich aufbringen. Eine verständliche, wenn auch unsinnige Verhaltensweise.

Doch bevor Luise mir antworten kann, können wir Clairs Stimme rufen hören. "Riley-Schätzchen! Da bist du ja! Wieso hast du mich noch nicht begrüßt?" Als ich zu den Beiden sehe, ist Clair schon bei Riley angekommen und küsst ihn links und rechts auf die Wangen. Irritiert lege ich meinen Kopf ein wenig schief und beobachte die Szene die sich mir hier bietet ganz genau. "Sie ist schon ewig hinter meinem Bruder her. Auch wenn sie zwei Jahre älter ist als Riley. Doch seine Position bedeutet Macht und Stärke, was sie mehr als alles andere auf der Welt haben will." "Und was denkt Riley darüber?", frage ich ruhig nach und versuche vor Ärger nicht mit den Zähnen zu knirschen. Was mir jedoch nicht gelingt.

Ein Hauch von Magie - SchicksalsschlagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt