Kapitel 32

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P.O.V. Riley

Nach gestern Abend merke ich, dass ich vollkommen neben der Spur bin. Auch die anderen merken es, ihren Blicken nach zu urteilen, sagen jedoch nichts. Zumindest noch nicht!

Immer wieder geht mir der gestrige Abend durch den Kopf. Elli zu umarmen und zu küssen hat sich so richtig angefühlt! Ich weiß gar nicht, wie es zu dieser drastischen Veränderung gekommen ist. Noch vor einem halben Jahr stand ich mit der Hexe auf Kriegsfuß und jetzt würde ich ihr am liebsten nicht mehr von der Seite weichen. Es ist zum verrückt werden!

Und das Schlimmste ist, dass es ihr genauso zu gehen scheint. Als sie gestern sagte, dass wir keine Zukunft haben, sah sie so unglaublich traurig aus. Aber realistisch betrachtet stimmt es. Ihre Stärke und ihr Charakter sind unglaublich anziehend. Elli ist die Einzige, die sich traut mir zu widersprechen und auch noch dagegen halten kann. Allein unsere Trainingskämpfe zeigen, dass wir uns ebenbürtig sind.

Und jetzt müssen wir unsere Gefühle hinten anstellen und versuchen uns nichts anmerken zu lassen. Was zumindest mir unglaublich schwer fällt. Und heute ist auch noch Halloween! Eine Party mit Alkohol und haufenweise Anderen auf engstem Raum. In den letzten Jahren habe ich mich immer unglaublich darauf gefreut, doch heute würde ich mich am liebsten im Wald verstecken und Elli aus dem Weg gehen.

Schon allein sie zu sehen lässt mein Herz aus dem Takt geraten. Und ihr scheint es ähnlich zu gehen, ihren Blicken nach zu urteilen. Wir kennen uns inzwischen so gut, ob durch die letzten Jahre oder unsere gemeinsamen Kämpfe, dass wir jede Reaktion des jeweils Anderen deuten können. Unsere Blicke und die zufälligen Berührungen beim Frühstück waren deutlich genug.

Tief in meine Gedanken versunken liege ich in meinem Bett und starre an die Decke, als Dean und Ben ins Zimmer spaziert kommen und mich damit fast zu Tode erschrecken. Aus den Augenwinkeln erkenne ich, dass sie sich einen bedeutungsvollen Blick zuwerfen und sich dann auf den Boden vor meinem Bett nieder lassen.

"Was hast du, Riley?", verlangt Dean zu wissen und mustert mich aus zusammengekniffenen Augen. "Nichts.", gebe ich gelangweilt zurück und starre weiter an die Decke. "Das glaubst du doch selber nicht.", gibt Dean zurück und ich spüre, wie er mich weiter mustert. Seufzend richte ich mich auf meine Ellenbogen auf. "Habt ihr nichts anderes zu tun?" Ich habe keine Lust auf zwei Seelsorger, die sich in mein Leben einmischen!

"Also doch was Ernstes.", meint Ben trocken und sieht mich skeptisch an. Wieso können die Beiden sich nicht um ihren eigenen Kram kümmern? "Kümmert euch um euren Scheiß!", knurre ich die Beiden an, doch die ignorieren mich einfach. "Was ist dein Problem?" "Ja, uns kannst du es doch erzählen!" Wieder entfährt mir ein Knurren. "Ihr seid mein Problem! Geht einfach wieder!" Wieder werfen sich beide Wölfe einen skeptischen Blick zu. "Geht es um eine Frau?", fragt Ben schließlich scherzhaft und wackelt mit den Augenbrauen.

Automatisch lasse ich mein Gesicht ausdruckslos wirken. Meine Probleme gehen die Zwei überhaupt nichts an! "Oh mein Gott, es ist wirklich eine Frau!", lacht Dean auf und lässt sich nicht mal durch meinen eisigen Blick davon abbringen weiter zu reden. "Wenn du so neben der Spur bist gibt es nur ein weibliches Wesen auf der ganzen Welt, die dich so beeinflussen kann!" "Elisabeth Snow.", stimmt Ben zu und beide beobachten jede meiner Reaktionen.

Und ich kann nicht verhindern, dass ich die Augen schließe und mich wieder auf Bett fallen lasse. Diese kleine Hexe verursacht nur Probleme! Wieso schaffe ich es einfach nicht, sie aus meinen Gedanken zu verbannen? Das ist so unfassbar ätzend! "Riley! Hey! Hörst du uns zu?", fragt Dean und rüttelt an meinem Arm. Offenbar bin ich wieder vollkommen in meinen Gedanken verschwunden. "Hm?", brumme ich jedoch nur, denn ich hab kein Wort von den Beiden mitbekommen. "Ich habe dich gefragt, was sie schon wieder angestellt hat.", meint Ben vorsichtig und sieht langsam ein bisschen besorgt aus.

"Nichts hat sie angestellt. Sie hat nur recht.", seufze ich ergeben und verschränke die Arme hinter meinem Kopf. Bevor sie nicht zumindest eine halbwegs schlüssige Antwort haben werden die Beiden mich sowieso nicht in Ruhe lassen. In einem Rudel zu sein kann manchmal schon ganz schön nerven. Aber Rudelmitglieder kümmern sich nun mal umeinander. "Womit hatte sie Recht?", will Dean interessiert wissen, doch Ben meldet sich zu Wort bevor ich etwas sagen kann. "Wenn ich mich recht entsinne, dann war Beth heute auch ein bisschen neben der Spur." Darauf gehe ich überhaupt nicht ein. Jede Reaktion auf diese Aussage würde mich verraten.

"Habt ihr was am laufen?", fragt Dean leise nach, weshalb ich ihn aus zusammengekniffenen Augen mustere. "Nein, haben wir nicht.", entgegne ich kalt und versuche ihn in Grund und Boden zu starren. Aber Dean steht selbst sehr weit oben in der Rangordnung, weshalb er nicht so leicht einzuschüchtern ist wie Ben. "Aber ihr hättet gerne was?" Mit aufeinander gepressten Lippen schaue ich wieder an die Decke. "Das ich das noch erleben darf!", lacht Dean auf und klatscht in die Hände. Das ist überhaupt kein Grund zur Freude! Das ist ein verdammt großes Problem!

"Was hält euch davon ab?", will Ben einfühlsam wissen und zeigt damit mal wieder, dass auch schwächere Werwölfe für das Rudel wichtig sind. Sie sind viel emphatischer. "Es hat keine Zukunft.", knurre ich nur, um dieses Gespräch so schnell wie möglich zu beenden. Doch wenn die Beiden eins sind, dann hartnäckig.

"Inwiefern? Hat sie keine Lust auf ein Werwolfrudel? Ihr Hexen-Zirkel ist am Ende das Gleiche." Dean denkt mal wieder viel zu oberflächlich. "Ich suche meine Gefährtin." Beide sehen sich kurz gegenseitig an. "Beth könnte deine Gefährtin sein. Sie hätte das Zeug zur Luna und ist wahrscheinlich auch die Einzige, die es mit dir aufnehmen kann.", meint Ben vorsichtig, weshalb ich ihm nun meine volle Aufmerksamkeit schenke. "Meint ihr nicht das hätte sich inzwischen gezeigt, wenn sie meine Gefährtin wäre? Spätestens gestern hätte ich es fühlen müssen!"

"Du weißt genauso gut wie wir, dass es einen Auslöser geben muss. Und vielleicht ist einer von euch einfach noch nicht bereit. Vielleicht hält euch noch etwas davon ab.", versucht mir Ben ins Gewissen zu reden und innerlich gebe ich ihm recht. Ein Gedanke hält mich wirklich davon ab. Der Hauptgrund, warum ich hier rum liege und mir Gedanken mache. "Hexen haben keine Gefährten."

Eine Weile herrscht Ruhe. Keiner der Beiden hat eine schlaue Bemerkung, die er dazu äußern kann. "Du meinst, weil sie Orte haben, an die sie gehören?" "Ja." Daran kann weder ich noch Elli oder sonst wer etwas ändern. Und genau dieser Punkt ist es, der mich so verzweifeln lässt. "Wenn sie meine Gefährtin ist, dann müsste ich mit ihr zu dem Ort gehen, an den sie gehört. Ich müsste das Rudel verlassen." Damit habe ich mein Problem in zwei Sätzen zusammengefasst. "Was sagt die kleine Hexe denn dazu?", will Dean nun verstimmt wissen. Dieser Gedanke scheint ihm überhaupt nicht zu gefallen und ich kann es ihm nicht mal verübeln. Ein Alpha lässt sein Rudel nicht im Stich!

"Sie hat gesagt, dass wir keine Zukunft haben. Wenn Elli eins ist, dann realistisch. Sie macht sich selbst und mir keine Hoffnungen auf etwas, dass so unwahrscheinlich ist, das es beinahe unmöglich wirkt.", grummel ich vor mich hin und starre wieder an die Decke. Es ist als würde ich mich im Kreis drehen. Ich habe einfach keine Antworten!

"Es käme auf einen Test an. Ich weiß ja nicht wie die Hexen spüren wo das Schicksal sie hin verleitet, aber lad sie doch einfach mal mit zu uns ein.", schlägt Ben vor. Er versucht immer Probleme zu lösen und allen zu helfen, was ich an ihm mehr schätze als er wahrscheinlich weiß. "Ist nur die Frage wie." Wieder herrscht Stille, während alle versuchen eine Lösung zu finden. Doch niemandem will etwas einfallen. "Uns fällt schon noch etwas ein. Aber jetzt sollten wir uns langsam mal auf die Halloween-Party vorbereiten.", meint Dean, der es noch nie lange ertragen hat, wenn irgendwo Stille oder eine deprimierte Stimmung herrscht.

"Sollten wir wohl.", seufze ichzustimmend, auch wenn ich überhaupt keine Lust habe. Aber vielleicht kann ichja Elli überreden eine Runde mit mir zu tanzen. Ganz freundschaftlich natürlich!Mit neuem Elan stehe ich schließlich auf und gehe zu meinem Kleiderschrank.Schon vor Wochen habe ich mir mein Kostüm überlegt, welches ich nun herauskrame. Nur noch schnell duschen gehen und dann geht die Party auch schon los.Ich bin gespannt, was meine kleine Lieblingshexe sich überlegt hat. 

Ein Hauch von Magie - SchicksalsschlagWo Geschichten leben. Entdecke jetzt