All we have is Now

5. Blöd gelaufen

Eine Kreuzfahrt? Vier Wochen meiner Sommerferien? Nur auf dem Wasser? Ich glaube meine Mutter ist völlig durchgedreht. Entsetzt starrte ich sie an. Das kann nicht ihr Ernst sein. „Mom?!" hakte ich vorsichtig nach, in der Hoffnung, dass es alles bloß ein blöder Aprilscherz ist, den sie im Juli reißen will. Doch wenn ich mir meine Mom so ansah, schwand diese Hoffnung mit jeder Sekunde mehr.

„Ist das nicht ein nettes Angebot von ihm?"

Nett ist bekanntlich der kleine Bruder von scheiße.

„Ja schon...", stimmte ich unsicher zu „Aber wozu muss ich denn mit?"

„Das wird bestimmt ein einmaliges Erlebnis, welches du niemals vergessen wirst und wir haben mal wieder Zeit zu zweit."

Ja klar, als ob. Ich weiß jetzt schon wie die Zeit zu zweit aussehen wird. Ich werde gelangweilt über dieses riesige Schiff irren, während meine Mutter bloß mit diesem Jason, über die Kanzlei spricht.

„Aber das ist doch mehr eine Geschäftsreise, als ein klassischer Familienurlaub. Wieso muss ich dann mit?" Ehrlich gesagt kann ich mir Schöneres vorstellen, als mit hunderten von fremden Menschen an ein Schiff gebunden zu sein.

„Das ist doch langweilig. Komm schon Mom.", versuchte ich ihr zu verklickern.

„Papperlapapp. Es wird bestimmt besser als du denkst. Jetzt freu dich doch mal ein bisschen!"

So gerne ich ehrliche Freude vorspielen würde. Bei so etwas sieht selbst mein Lächeln mehr als gequält aus. „Aber... Ich..."

„Katelynn!", bestimmt stützte sie ihre Hand an die Hüfte. „Ich werde dich nicht vier Wochen alleine zu Hause lassen. Du bist erst Sechzehn. Nimm es bitte so hin." Für sie war das der endgültige Beschluss. Und Diskussionen mit meiner Mutter bringen rein gar nichts, denn die verliert man immer. Egal bei was. Eine Spitzenanwältin hat dummerweise immer die besseren Argumente.

Missbillig und zerknirscht stand ich auf, räumte meinen Teller weg und verschwand die Treppe nach oben. „Ich bin in meinem Zimmer.", knurrte ich leise in mich hinein.

Auf der Treppe rief mir meine Mutter noch hinterher. „Du kannst deinen Koffer schon mal packen Schätzchen, damit wir morgen gleich nach der Schule losfahren können."

Umso schneller, umso besser oder was? 

Gar nicht, wäre mir prinzipiell auch ganz recht. Ich atmete tief aus „Mmh." Dann ging ich durch die Tür in mein Zimmer. Es ist das Einzige im Haus ohne irgendwelche Designermöbel. Das war die erste und letzte Sache bei der ich mich standhaft gegen die Worte meiner Mutter gewandt hatte. Ich lief auf den großen, weißen, leicht vintagemäßigen Kleiderschrank zu und wühlte darin nach meinem Koffer und einer kleinen Reisetasche. Für vier Wochen braucht man ja Einiges. Vor allem bei einer Kreuzfahrt.

In der hintersten Schrankecke  fand ich meinen Koffer schließlich. Unsanft zog ich ihn raus und schmiss ihn auf mein Bett. Meine Haare fielen mir um die Nase und ich pustete die langen Strähnen aus meinem Gesicht, bevor ich anfing alle möglichen Sachen in meinem Zimmer zu suchen.

Im Ordnung halten war ich wirklich noch nie die Beste. Um ehrlich zu sein, sah es hier immer aus wie nach einer Völkerschlacht. Naja, wie sagt man so schön? -Das Genie beherrscht das Chaos- Auch wenn ich beherrschen nicht unbedingt sagen würde.

Ich wuselte weiter durch mein Zimmer. Hin und her, mein Koffer füllte sich immer mehr. Zwischendurch machte ich mir noch Musik an. Denn mit Musik ist alles irgendwie schneller und einfacher. Seien es nun Hausaufgaben, das Workout oder eben Koffer packen.

Auf einmal sah ich, dass mein Handydisplay aufleuchtete. Ich hatte wohl eine Nachricht bekommen. Meine Sachen legte ich beiseite und nahm mein Handy in die Hand. Schnell hatte ich Whatsapp geöffnet.

Ganz oben sah ich die Nachricht von Adam. Meine Augen vergrößerten sich und ich schluckte ein Mal schwer. An ihn wollte ich heute eigentlich gar nicht mehr denken. Das tut einfach viel zu weh. Genau in dem Moment wurde mir schlagartig bewusst, dass die Kreuzfahrtreise gleichzeitig bedeuten würde: Adam für vier Wochen hinter mir zu lassen. Ich würde ihn vier ganze Wochen nicht sehen. Wenn die Beziehung nicht schon heute kaputt gegangen sein sollte, dann wird sie das spätestens in den vier Wochen. Ein Blitz durchzuckte meine Adern des Körpers und riss letztendlich ein Loch in mein Herz. Ich kenne ihn doch. Er wird sich nach drei Tagen an ein anderes Mädchen ranschmeißen. Das erdrückende Gefühl von Verlust stieg in mir auf. Ich hasse es, wenn sich meine Kehle schmerzhaft zusammenzieht und verkrümmt.

Ich will ihn doch nicht verlieren. Dafür hing mein Herz zu sehr an ihm. Leichte Tränen stiegen mir in die Augen und benebelten meinen Blick. >Nein nicht schon wieder heulen<

Mit aller Kraft schluckte ich das harte erdrückende Gefühl herunter, um seine Nachricht öffnen zu können. »Das in der Schule war blöd gelaufen. Bitte lass uns morgen reden.«

Blöd  gelaufen? Ungläubig las ich die Nachricht ein zweites Mal. Der hat das echt geschrieben. Als wäre der Streit heute eine belanglose Sache gewesen, die ihn null interessiert. Er hat mit einer Anderen rumgemacht und tat so als wäre es nichts. Ich schrieb bloß »ok« zurück. Da bin ich morgen mal gespannt was er mir erklären will. »Schlaf gut, Kate.« Und schon wieder. Er tat so als wäre alles in Ordnung. Nein, es ist rein gar nichts mehr in Ordnung. Enttäuscht schmiss ich mein Handy aufs Bett, ohne zu antworten. Das hatte er sich selbst verbockt. 

Es tat bloß so verdammt weh, weil ich weiß dass ich ihm wahrscheinlich nie so viel bedeuten werde, wie er mir bedeutete. Ich liebe ihn. Und genau das trieb mir oft genug Tränen in die Augen. Ich will ihn nicht lieben. Nicht wenn er so ein Arschloch ist.

Wie schön wäre es, wenn man Gefühle mittels eines Knopfs abschalten könnte. Nur leider ist das alles nicht so einfach. Gefühle sind das was man nicht kontrollieren kann. Sie kontrollieren uns, vor allem die Liebe. Sie zerreißt mein Inneres und lässt mich verbluten. Gefühle waren einfach zu mächtig für ein einfaches menschliches Wesen. Mit dieser bitteren Erkenntnis und unsagbaren Magenschmerzen widmete ich mich wieder meinem Koffer. Den muss ich noch packen, egal wie viele Wunden Adam gerade aufgerissen hatte. 

Oh ho gleich zwei Updates in zwei Tagen, new record würde ich mal sagen xD naja ich will eigentlich bloß ein bisschen aktiver auf Wattpad werden, weil im Prinzip sind die Kapitel ja alle auf Insta schon geschrieben höhö bin nur zu faul, um sie auf Wattpad zu übertragen haha... Aber jetzt kommt regelmäßig etwas ;)