41. Scheiße, ich bin verliebt!

9.1K 390 67
                                    

Der Raum war fast komplett in Schwarz getaucht, nur die Lichter und der Mond beleuchteten ihn dürftig. Sie warfen gerade so viel Licht hinein, dass ich Hunter vor einem Flügel sitzend ausmachen konnte. Er spielte ein leichtes Liedchen. Moment, Hunter konnte Klavier spielen?

Ungläubig rieb ich mir über die verklebten Augen. Es war keine Einbildung, er spielte wirklich Klavier. Die Töne, welche seine geschickten Finger zustande brachten, hörten sich verdammt schön an. Das alles war einfach bezaubernd, wenn auch völlig absurd. Ausgerechnet er spielte Klavier. 

Stumm lehnte ich mich an den Türrahmen und beobachtete wie er konzentriert auf die Tasten starrte. Bei seinem Anblick schlich sich ein kleines Lächeln auf mein Gesicht. Irgendwie sah er gerade verdammt süß aus. In diesem Moment erblickte er mich, was er als Anlass interpretierte um aufzuhören. 

„Kate?", sichtlich geschockt nahm er die Finger von den Tasten. 

Warum hörte er denn auf? Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. „Ich habe dich gar nicht bemerkt.", peinlich berührt sah er nach unten. 

„Warum hast du aufgehört?", fragte ich ihn, denn ich mochte das was er gespielt hatte. Langsam zog ich meine High Heels aus und tapste mit nackten Füßen zu ihm rüber. Ich setzte mich neben ihn auf den Hocker, vor den Flügel. 

„Ich... Ich... Das war bloß blödes Rumgeklimper.", wandte er sich raus und wechselte verunsichert das Gesprächsthema. „Was hat deine Mom gesagt?"

Fasziniert blickte ich zu den Tasten und schweifte mit meinem Blick darüber. Kaum zu glaube, dass Hunter aus diesen starren Dingern solche zauberhaft, weich klingenden Melodien produzieren konnte. „Sie hat es nicht verstanden. Sie wollte nichts von meiner eigenen Meinung wissen.", geknickt hob ich nun doch den Blick und sah in seine Augen, die nur so vor Mitleid strotzten. Doch ich wollte kein Mitleid. Irgendwie kam ich schon damit klar, dass meine Mutter nicht verstehen wollte, dass Geld niemals meine erste Priorität sein wird. Natürlich tat der Verstoß weh, aber alles nochmal durchzukauen und wieder zu weinen brachte mich schließlich auch nicht weiter.

„Scheiße, Kate. Das tut mir sehr leid.", leidend sah er mich an. 

„Ist schon okey, können wir einfach das Thema wechseln?", schlug ich bittend vor. 

Er sah mit glasigen Augen nach vorn. Schweigend verweilten wir einen Moment, bis er sich wieder zu mir drehte. „Hat Adam das Bild schon gesehen?" Adam. Auch nicht unbedingt eins meiner Lieblingsthemen. 

Ich zuckte mit den Schultern und holte murrend mein Handy aus meiner kleinen Handtasche. Ehrlich gesagt, hätte ich das Bild fast vergessen, wenn mich Hunter nicht daran erinnert hätte. Ich klickte auf Adams Kontakt. Tatsächlich, er hatte geantwortet: 'Kate? Spinnst du? Wer ist dieser Typ, der dir die Zunge in den Hals steckt? Sag mal hast du sie noch alle?

Ich hatte nicht darauf reagiert, deshalb hatte er mir wohl noch eine zweite Nachricht geschrieben: 'Ich wusste, dass du eine kleine Schlampe bist. Bleib mir bloß fern. Und im Übrigen hatte ich die ganze Zeit etwas mit Evelyn, du kleine verbitterte Jungfrau!

Seine Nachrichten sollten mir eigentlich Stiche durchs Herz jagen und mich in tausend Stücke reißen oder zum Heulen bringen. Er hatte mich nie geliebt und die ganze Zeit betrogen. Und dann bezeichnete er mich auch noch als Schlampe? Das sollte mich eigentlich verletzten. Doch wie sollte ich jemanden wie Adam noch ernst nehmen können? Er hatte ja anscheinend nie die Wahrheit gesagt. Alles war eine große verdammte Lüge. Unsere ganze Beziehung. Er, war eine Lüge und der Fehler meines Lebens. 

Ganz gegen meine Erwartungen, fühlte  bei den Nachrichten, die er geschrieben hatte, nichts. Mir waren sie schlichtweg egal. Ich wusste auch nicht warum, aber seine Worte rissen nicht eine kleine Wunde auf. Er war sowas von lächerlich. Stattdessen fragte ich mich, warum ich um Gottes willen mit ihm zusammen war? Die Liebe zu ihm war verpufft. Mit der Zeit und den zunehmenden Betrügen einfach verschwunden. Wie sagte man so schön: Sie war im Winde verflogen.

All we have is NowWhere stories live. Discover now