39. Verkupplungsaktion

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„Habt ihr euch jetzt endlich mal geküsst?", fragte ich Ali, die mit ihren Händen an meinem Kissen rum zupfte. 

Wir waren mittlerweile bereits zwei Tage durchgängig auf dem Schiff. Auf dem direkten Weg nach Bonaire, was wir demnächst erreichen sollten. Ali hatte sich fast täglich mit Joey getroffen und überaus hyperaktiv von jeder Kleinigkeit erzählt, die er getan, gesagt oder mit ihm zu tun hatte. Doch sie war mittlerweile mehr als enttäuscht, dass er nie mehr als Händchenhalten wollte. Ich verstand das. Sie hatte sich Hals über Kopf in Joey verknallt und er zeigte zwar Interesse, ging aber keinen Schritt weiter. An ihrer Stelle wäre ich auch frustriert. Wo waren bloß die Typen, die den ersten Schritt machten abgeblieben? 

Betreten schüttelte sie den Kopf. 

Joey könnte sich langsam mal zusammenreißen und etwas machen. Die beiden hatten bestimmt schon dreißig Dates. Langsam wurde es Zeit. 

„Nicht mal eine Andeutung, dass er dich küssen will?", hakte ich noch einmal hoffnungsvoll nach. 

„Nein. Nichts.", sie blickte trübselig zu dem Kissen auf ihrem Schoß, „Rein gar nichts.", murmelte sie hinterher.

Um Ali zu trösten nahm ich sie in den Arm und drückte sie an mich. „Er wartet wahrscheinlich bloß auf den richtigen Zeitpunkt.", beruhigte ich sie und hoffte dabei selbst, dass es stimmte was ich ihr versuchte weiß zu machen. Mit einem sanften Lächeln auf den Mundwinkeln lösten wir uns aus der Umarmung.

„Wollen wir vielleicht heute Abend mal wieder was zusammen machen? Die letzten Tage war ich irgendwie so mit Joey beschäftigt, dass wir fast nichts unternommen haben." 

Naja, war ja nicht so, dass ich nicht auch ausgelastet war: Zum Beispiel war da Schnößi, der mich seit der einen Sache mit Hunter auf dem Berg, nicht mehr aus den Augen gelassen hatte. Und wenn doch, dann war es Hunter, der mich fast täglich zum Ausflippen gebracht hatte. Zum Einen, weil er einfach sowas von arrogant war und zum Anderen, weil er mich daraufhin gleich wieder mit seinen Küssen in das nächste Universum gebeamt hatte. Wie er das anstellte? Keine Ahnung. 

»Kate nicht an ihn denken. Affäre!«, ermahnte mich meine zischende innere Stimme. »An Affären verschwendet man für gewöhnlich keine Gedanken. Konzentration auf Ali.« 

„Ähm... Ja ein Abend. Wir zwei klingt gut.", bestätigte ich lächelnd. 

„Danke, du bist die Beste. Ich muss dringend auf andere Gedanken kommen.", murmelte sie vor sich hin. 

„Lass uns einen Mädelsabend machen.", jubelnd warf ich die Hände in die Luft. Ich wollte sie irgendwie aufheitern, was ihrem Lachen zu urteilen auch ganz gut klappte. In genau dem Moment klopfte es an meiner Tür. Wenn das wieder Schnößi sein sollte und er heute bereits zum fünften Mal vor meiner Tür steht, raste ich aus. Der war schlimmer als jeder Kaugummi. 

Stöhnend stand ich auf und öffnete sie. „Mom?", stellte ich verwirrt fest. 

Sie lächelte mir breit entgegen. Zu breit. Fast krankhaft. Dieses Lächeln ließ mich definitiv Schlimmes erwarten. „Katelynn, Schätzchen.", meine Mom schob sich ungefragt in mein Zimmer. Klar, komm rein. 

Mürrisch schloss ich die Tür. „Oh, hallo Ali!", begrüßte sie Ali, die meine Mom anlächelte. Die beiden konnten sich definitiv viel zu gut leiden. Ali, der Sonnenschein gemeinsam mit dem stetigen Gute- Laune- Mensch: meine Mutter, die alle liebte, sofern sie ihren Vorstellungen entsprachen und nicht Hunter hießen. Keine gute Kombination, zumindest für mich.

„Hallo Miss Cabell." 

„Katelynn, ich hoffe du hast heute Abend noch nichts vor, wenn ja sage es ab.", meinte sie gut gelaunt und legte eine große schwarze Stofftasche auf dem Bett ab. 

All we have is NowWhere stories live. Discover now