57. Ich hasse dich

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Nach dem Streit -wobei das noch ziemlich harmlos gefasst war- war Hunter verschwunden. Vermutlich zurück auf das Schiff.

Dorthin, wo ich auch gerade unterwegs war. Gemeinsam mit Ali und Joey, die die Finger nicht voneinander lassen konnten.

Ich verstand bis jetzt nicht, wieso Hunter so einen Aufstand gemacht hatte. Als ob ich ihm wichtig wäre und es ihm einzig und allein um mein Wohlergehen gehen würde, wenn er solche Aussagen tätigte. 

Ich dachte eher er kam wohl definitiv nicht damit klar, dass er nicht der einzige Typ war, dem die Mädchen zu Füßen lagen. Vermutlich fühlte er sich von Christian einfach bedroht. Das hatte doch wieder bloß mit seinem viel zu großen, eingebildeten Ego zu tun, was ich ihm ab und zu liebend gern zurecht stutzen würde.

Na gut, eigentlich basierte jedes menschliche Wesen auf dem Egoismus, sonst würde unsere Gesellschaft überhaupt nicht funktionieren. Aber Hunter war ein wirklich tief ausgeprägter Egomane.

„Kate? Ich gehe noch mal mit zu Joey. Falls du Hunter sehen solltest, kannst du ihm das ausrichten?", informierte mich Ali, als wir auf dem Schiff angekommen waren. Nebenbei kuschelte sie sich an Joeys Brust, der den Arm liebevoll um ihre Taille geschlungen hatte. Jetzt müsste man ein Foto machen und betitelt mit der Bildunterschrift 'Süßestes Paar aller Zeiten' an die Wand hängen.

„Ja, kann ich machen." Als ob ich Hunter heute noch einmal bereitwillig unter die Augen treten würde. Niemals im Leben. Der Arsch hatte mich als Schlampe beleidigt, worüber ich immer noch mehr als verärgert war. Die vorherige Trauer war wie weggeblasen, stattdessen hatte sich die blanke Wut in mir aufgestaut, die nur darauf wartet auszubrechen. Und ich fand, ich hatte das verdiente Recht wütend zu sein.

„Danke.", ein leichtes Lächeln zog über beide Münder ehe sie sich umdrehten und Arm in Arm zu Joeys Zimmer liefen.

„Ach ja...", rief ich herüber, was ihre Köpfe herumfahren ließ: „... treibt nichts Verbotenes.", ein schelmisches Grinsen schlich sich auf meine Lippen, während Ali bloß Kopfschüttelnd lachte und beide verschwanden.

Nun begab auch ich mich auf den Weg in mein Zimmer. Ich lief über das komplette Verdeck, die Treppe hoch, wo sich mein Verdeck befand. Vereinzelt liefen mir Pärchen oder Kinder über den Weg, die das dämmernde Abendlicht und die Atmosphäre auf dem Schiff genossen.

Bis ich an einer kleinen Bar vorbeikam, von der ein Brummen ausging, welches meine Aufmerksamkeit erregte. Sie bestand lediglich aus einem kleinen Tresen, der ohne irgendwelche Musik oder Tanzflächen ausgestattet war. Man konnte sich einfach nur Getränke kaufen. Davor standen drei Barhocker. Alle samt leer, bis auf einer.

Ich traute meinen Augen kaum, auf dem saß doch tatsächlich Hunter. „Nur noch ein Bier. Was ist das Problem dabei?", lallte er undeutlich. Und anscheinend war er auch noch völlig betrunken.

Ich wusste nicht was mich dazu getrieben hatte. Ob es das armseelige Bild von Hunter war, der bereits halb auf dem Tresen lag und undeutliche Dinge vor sich hin nuschelte, oder das  hilflose und zurecht entnervte Gesicht der Kellnerin, mit der ich augenblicklich Mitleid bekam, war unklar. Jedenfalls brachte mich irgendetwas dazu so schnell wie möglich auf dieses Spektakel zu zu laufen.

„Das Problem ist, dass du bereits acht Bier, eine Wodka- Cola und vier Shots hattest. Vergiss es Kleiner du bekommst nichts mehr!", energisch nahm sie ihm das Glas aus der Hand, bevor es vom Tisch fallen würde und wandte sich ab. "Ich habe keine Lust deine Sauerei wegwischen zu müssen."

Hatte er einen Vollknall sich so zulaufen zu lassen. „Hunter?", fragte ich und stellte mich neben ihn.

Er drehte seinen Kopf zu mir. Hunter sah elend aus. Wirklich völlig fertig. Seine Augen waren matt und wirkten eingefallen, die Haare hingen zerzaust über seiner Stirn -was an sich gar nicht so übel aussah, nur unter diesen Umständen hatte ich ein massives Problem damit-, die Ärmel hatte er locker nach oben geschoben und sein halber Oberkörper lehnte erschlafft auf der Tischplatte vor ihm. 

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