30. Bleibe bei mir!

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Wieder stockte mein Atem. Was machte er denn hier? Wieso musste von allen Menschen auf diesem riesigen Schiff, ausgerechnet er mich so sehen? Am Boden zerstört, komplett kaputt und wie ich heulend, am Ende meiner Kräfte, auf dem Boden kauerte. Scheiße. Schlimmer konnte mein Leben momentan auch nicht werden.

Noch nie zuvor hatte ich mir kühlendes Wasser in meiner Lunge sehnlicher herbeigewünscht wie in diesem Moment. Einfach, um das brennende zerreißende Gefühl in meinem Brustkorb zu besänftigen. Und dabei die Schmerzen zu vergessen. Doch nichts dergleichen passierte. Kein Wasser strömte in meine Lunge. Sie war trocken, wie die Sahara und genauso zerknirscht rollte sie sich auch zusammen. Ich kniff die Augen zusammen und legte meine Hand an meine schmerzende Brust. Ich dachte ein Loch hinterlasse nichts als Schwärze. Doch da hatte ich mich wohl getäuscht. Ein Loch hinterließ Schmerzen, die dich in die Knie zwangen. Verkrümmt auf dem Boden liegen ließen und dich innerlich auffraßen. Wo ein Loch entstanden ist, entstehen meist auch mehrere, bis du komplett in dir zusammenfällst. Liebe war beschissen. Gefühle waren beschissen!

Zögerlich trat Hunter einen Schritt näher an mein schluchzendes armseliges Ich heran. Er kniete sich vor mich und sah mir in meine glasigen Augen, die ich in dem Moment am liebsten auch in Schwärze getaucht hätte.

„Scheiße, Kate was ist passiert?", ungläubig sah er mich an. Betrachtete die zahlreichen Tränen in meinem auf gequollenen Gesicht.

Ich wollte sprechen. Irgendetwas sagen, doch nichts gelangte durch meine Kehle nach oben. Lieber weinte ich bitterlich weiter. Im Prinzip war es nun wirklich egal, ob er mich in einem solchen zerbrechlichen Zustand erlebte. Ich war sowieso schon zerstört. Da war es jetzt auch egal, dass Hunter vor mir hockte.

„Ich...ich glaube ich hole am Besten doch Ali...", stotterte er überfordert.

Ich konnte in seinem Blick sehen, dass er nicht vor hatte mich aufzuziehen, sich an mich ranzumachen oder zu nerven. Es war fast wie am Strand. Seine Augen strahlten etwas unglaublich sanftes aus. Eine Besorgnis, die ich in dieser Intensität noch nicht gesehen hatte. Fast sah es so aus, als ob er mit mir leiden würde. Als würde er spüren wie sich mein Herz aufgelöste. Außerdem lag Angst in seinem Blick. Wovor auch immer.

„Warte hier. Ich gehe sie suchen." 

Damit stand Hunter, immer noch deutlich geschockt, von meinem Zustand auf und wollte gehen. Wollte er mich jetzt echt allein lassen? Heulend in einer Ecke zurücklassen? Mich einfach sitzen lassen, so wie es in meinem Leben jeder Mensch mit mir machte? 

Ich... Ich wollte nicht allein sein. Ich wollte nicht einsam in der Dunkelheit und der Grausamkeit untergehen. Schwermütig hievte ich mich an der Wand hoch und streckte meine Hand nach seinem Arm aus, den ich zum Glück erwischte. So fest wie nur irgend möglich schlang ich meine dünnen zittrigen Finger um sein Gelenk, was ihn dazu veranlasste stehen zu bleiben und sich verwirrt umzudrehen. „Mensch Kate, was machst du denn? Setzte dich wieder hin!", befahl er mir sorgsam. „Ich werde Ali suchen. Keine Sorge ich beeile mich.", versicherte er mir ruhig.

Ich schüttelte nur den Kopf, der stetig auf den hölzernen Boden gerichtet war. So mutig, ihm mein verheultes Gesicht zu zeigen, war ich dann doch nicht. „Bitte geh nicht.", quetschte ich heißer durch meine verengte Kehle. Alleinsein ist das Letzte, was ich jetzt brauchte.

„Ähm... Kate sicher, dass ich nicht doch lieber Ali holen soll?", hakte er unsicher nach und strich sich nervös durch seine Haare.

Ich nickte und merkte wie sich erneut eine Träne den Weg über meine verklebte Wange bahnte. Unsicher ging ich einen Schritt auf ihn zu und schlang meine Arme um seinen Hals. Meinen zierlichen, immer noch zitternden, Körper presste ich gegen seinen. Den schweren Kopf, der nur noch dröhnte und zu absolut nichts mehr zu gebrauchen war, vergrub ich in seinem T- Shirt.

All we have is NowWhere stories live. Discover now