45. Schleimproblem ahoi

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Vor der Tür stand doch nicht ernsthaft, leibhaft und wahrhaftigSchnößi. 

Meine Augen weiteten sich vor Schock. Mit ihm hätte ich nun wirklich nicht gerechnet. Vor allem, weil er mich in den letzten Tagen so gut wie gar nicht genervt hatte. Ich dachte er hätte endlich eingesehen, dass ich keinerlei Interesse gegenüber ihm hegte, geschweige denn das Bedürfnis nach seiner Nähe. „Einen wunderschönen guten Morgen.", breit grinste er mich an und strich seine gegelten Haare glatt. Mir grauste es allein bei der Vorstellung, dass er mich mit diesen schleimigen Händen angerührt hatte. 

„Was willst du?", pampte ich so unfreundlich entgegen wie ich konnte, in der Hoffnung er würde abziehen. Da hatte ich die Rechnung aber ohne seine Hartnäckigkeit gemacht.

Anscheinend klebten seine Füße an dem Punkt vor meiner Tür fest. „Hach, Kate du bist wohl kein Mensch, der seine Energie aus dem Morgen schöpft.", stellte er fest. 

Ach wirklich? War das so deutlich zu erkennen? Ach was, ich war der absolute Morgenmensch. Gute Laune am Morgen vertrieb Kummer und Sorgen. Was das anging stimmte diese Redewendung nicht wirklich. Sonst hätte sich Schnößi schon längst in Luft aufgelöst. „Doch natürlich.", gefälscht freundlich grinste ich ihn an. „Vor allem die Energie dich ins nächste Universum zu katapultieren.", unschuldig blinzelte ich und hoffte in ständig, dass er sich jetzt verflüssigt. Was, sehr zu meinem Leidwesen, nicht passierte. 

Stattdessen lachte er kurz quiekend auf. „Aber deinen äußerst reizvollen Sarkasmus besitzt du selbst zu dieser morgendlichen Stund." 

Mmh, also wenn er die Mordgedanken gegen ihn reizvoll fand, hatte er eine ziemlich verkorkste Vorstellung von ‚reizvoll'. Mürrisch sah ich von der Wand, die ich bisher desinteressiert angestarrt hatte, zu Schnößi, der wohl just diesem Moment bemerkt hatte, dass ich nass war. „Kate, du bist voller H2o und dein Oberte...", danach brach seine Stimme ab und er fixierte meinen hindurchschimmernden schwarzen BH. Scheiße! 

Unangenehm lief ein kalter Schauer über meinen Rücken, während mich Schnößi gaffend und mit einem verheerenden Glitzern in den Augen betrachtete. Gierig leckte er sich über seine Lippen und schritt langsam näher an mich heran. Angstschauer überkamen mich, als ich daran zurückdachte, wie grob mich seine Hände damals zum Tanz gezwungen hatten. Wenn ich mir vorstellte, dass er das jetzt gleich wieder machen würde, wurde mir schlecht und alles begann sich zu drehen: „Ble... Bleib auf Abstand" 

Doch natürlich überhörte er das. Genau als ich dachte seine Nähe wäre unausweichlich, spürte ich zwei Hände auf meiner Schulter, die sich sanft und vertraut auf ihnen abgelegten. Samt einer Sweatshirtjacke. Einige Sekunden darauf erreichte mich der allzu bekannte Geruch von Hunter, der sich wohlig um meine Atemwege legte. „Zieh das drüber.", wisperte er mir kurz ins Ohr, wobei seine heißen Atemzüge gegen meine Haut prallten. 

Ich tat nichts lieber als das, was er mir befohlen hatte. Alles war besser als Schnößis Blicken schutzlos ausgeliefert zu sein. Schnell streife ich mir die Jacke über und zog den Reißverschluss zu. So fühlte ich mich auf jeden Fall schon mal sicherer und erleichterter. 

Hunter schob sich in der Zeit neben mich und musterte Schnößi abwertend. Schnößi blickte ihm ebenso feindseelig in die Augen, bis Hunter murrend die angespannte Stille unterbrach. „Was bringt dich eigentlich immer dazu hinter Katelynn her zu rennen, obwohl sie dich mehr als eindeutig abweist? Wieso stehst du Nervenbündel schon wieder vor ihrer Tür?" 

Nickolas schnaubte auf. „Was macht eine unterirdische Kreatur wie du bitte IN ihrem Zimmer? Das ist ja wohl die viel bessere Frage." 

„Ich bin ein Freund von ihr. Ich darf hier sein." 

Freunde? Naja, das klang zumindest besser als Knutschpartner, in den ich mich zufälligerweise verknallt hatte. „Außerdem muss ich solchen perversen Schnößeln wie dir, irgendwie die Augen öffnen.", Hunter verschränkte bissig die Arme vor der Brust „Kleiner, du nervst jeden." 

„Ich glaube Kate's Mom wird es überhaupt nicht gefallen, wenn sie erfährt mit welchen Leuten sich Kate umgibt.", drohte Schnößi. Scheiß Petze! Der wollte uns echt auffliegen lassen. Zumindest, die offensichtliche Tatsache, dass ich mich noch mit Hunter traf. Denn von den Küssen wusste er ja Gott sei Dank nichts. Meine Mom würde mir sofort jeglichen Kontakt zu Hunter verbieten. Egal wie sehr ich mich dagegen sträuben würde. 

„Das ist mir so ziemlich egal.", schaltete ich mich in das Gespräch ein. „Du bist unerwünscht, Hunter hingegen erwünscht. Es ist verdammt nochmal meine Entscheidung mit wem ich mich abgeben will.", fauchte ich ihn an bevor ich die Tür vor seiner Nase zuschlug. 

Überrascht drehte sich Hunter zu mir um, während ich mich von Schnößi erholte. Wie konnte man nur so... urgh sein? „Ich bin also erwünscht? So, so.", auf Hunters Lippen stahl sich ein unverwechselbares Grinsen. Ich könnte augenblicklich dahin schmelzen. Doch wie sollte ich ihm sowas erklären?

Sorry Hunter, aber ich bin schon so krass in dich verknallt, dass ich selbst bei deinem bezaubernden Grinsen wackelige Knie bekomme

Wohl eher nicht. Wie bescheuert hörte sich das bitte an? Auch wenn es stimmte, sowas konnte ich ihm doch nicht sagen.  

>Kate, verhalte dich einfach normal. Stell das Herzflattern ab.< 

Das sagte sich so leicht, doch in Wirklichkeit war das eine unglaublich schwere, kaum erfüllbare Forderung meines Verstandes. Auch wenn es in meinem Herzen völlig anders aussah. Ich musste in dem Moment einfach gegen mein Herz handeln. 

„Interpretiere jetzt bloß nicht zu viel in ein paar dahingeredete Worte.", holte ich ihn aus seinem Höhenflug zurück. 

Er schüttelte schmunzelnd den Kopf und zog mich an der Taille wieder zu sich, in die selbe Position, die wir vor dem Schleimproblem eingenommen hatten. „Hach Schatz und ich habe mir schon Hoffnungen gemacht.", seufzte er theatralisch auf. 

Ich kicherte kurz und zupfte unbeholfen an der Jacke herum, die er mir vorhin gereicht hatte. „Hunter?", sein Kopf zuckte kurz zu mir nach oben. 

„Ja, Prinzessin?", grinste der Spinner. 

„Danke für... du weißt schon, gerade eben.", druckste ich nervös vor mich hin und zupfte noch einmal an der Jacke. 

Sein Grinsen war zu einem leichten Schmunzeln abgeklungen, während ich nervös vor mich hinstarrte und jeden möglichen Augenkontakt vermeiden wollte. Seine Finger umfassten vorsichtig mein Kinn und hoben es in seine Richtung. Direkt nach oben, in die türkisen Splitter seiner Augen. „Kein Ding, Prinzessin. Wenn ich starren kann ist das die eine Sache, wenn dich ein potentieller Perversling mit den Augen halb auszieht ist das schon etwas anderes.", er zwinkerte mir zu und strich liebevoll an meiner Wange entlang. Ich lächelte mit geröteten Wangen in mich hinein. Ich könnte schwören, dass die Zimmertemperatur gerade um drei bis fünf Grad anstieg. 

„Aber mit einer Sache hatte er recht.", Hunter trat ein paar Schritte von mir weg und streifte seine Schuhe über. „Dein Sarkasmus ist wirklich heiß." 

Ich musste kurz lachen, als er sein breites Grinsen präsentierte. „Ach ja?" 

Er nickte und öffnete die Tür. „Das war der erste und letzte Punkt, in dem ich Nickolas recht geben kann.", nickte er mir zu und war fast verschwunden, als er noch anfügte: „In zwanzig Minuten am Pool und vergesse deinen blauen Bikini nicht.", erneut zwinkerte er mir zu. 

Dann war er verschwunden und ich stand grinsend wie ein Honigkuchenpferd in Mitten meines Zimmers. Hunters Worte schafften es einfach jedes Mal, dass ich mich wie der glücklichste Mensch auf Erden fühle. In seiner Nähe vergaß ich wirklich alles, was um uns herum geschah.




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