11. Und los geht's

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Wenige Minuten später stand Mom auch schon vor mir. Selbst jetzt versuchte sie ihr perfektes Erscheinungsbild zu wahren. Wir fahren erstmal vier Stunden Auto, bis wir an der Stelle ankommen, wo wir auf das Schiff steigen können. Ich hatte mir aus dem Grund extra gemütliche Sachen rausgelegt, die wohl noch immer über meinen Stuhl im Zimmer hingen. Meine Mutter hingegen trug immer noch einen engen Bleistiftrock und eine Bluse. Das kann alles nicht ihr Ernst sein. Noch einmal schweifte mein Blick ungläubig über die Koffer und dann zu meiner Mutter. „Willst du gleich komplett umziehen?", hakte ich nach und deutete verstört auf die Koffer.

Meine Mom lachte kurz, herzlich, während sie gleichzeitig zu den Koffern lief. „Aber Katelynn, nein.", wieder lachte sie. Ich wusste gar nicht, was daran so lustig sein sollte, die Frage war mein purer Ernst.

„Man muss doch auf alle Situationen vorbereitet sein. Mich wundert es eher, dass du deine ganzen Sachen in diese zwei kleinen Koffer bekommen hast.", sie sah kurz zu den Koffern, dann wieder zu mir „Sicher, dass du alles mitgenommen hast?"

„Ja Mom. Ganz sicher", bestätigte ich. Dann ertönte ein Hupen. Wer ist das denn jetzt? Wir müssen sowieso gleich los. Jetzt noch Besuch zu empfangen wäre unvorteilhaft.

Gerade lief ich zur Tür, da hielt mich die Stimme meiner Mutter auf. „Das ist bestimmt das Taxi." Ich drehte mich um und zog die Augenbrauen hoch.

„Naja jemand muss uns doch zum Schiff fahren. Ich kann unser teures Auto ja nicht einfach vier Wochen auf einem Parkplatz stehen lassen", voller Vorfreude strahlte sie mir entgegen und nahm sich die ersten Koffer.

Ich schüttelte den Kopf über das Verhalten meiner Mutter. Sie tut ja gerade auf mega reich und hochnäsig. „Ich geh mich noch kurz umziehen.", brummte ich leise und ging die Treppe nach oben.

„Beeil dich bitte, wir haben nicht mehr viel Zeit, sonst verpassen wir das Schiff noch.", Jaja, schon klar. Ist ja nicht so, als wöllte ich es am liebsten verpassen und gar nicht betreten.

Im Zimmer zog ich meine Sachen über den Körper und wechselte sie in eine bequeme, kurze Stoffhose und ein weißes, weites Shirt. Ich hasste es wenn meine Mutter unser Geld so hervorhob, selbst wenn es nur vor mir ist. Mir ist das trotzdem unangenehm. Klar, ist es schön und einfacher mit ausreichend Geld, aber Geld ist doch nicht alles oder?

„Katelynn, kommst du bitte runter!", schrie meine Mutter durchs Haus und riss mich aus meinen Gedanken. Einen letzten Blick in den Spiegel werfen. „Okey ich sehe heute furchtbar aus.", murmelte ich vor mich hin. Ich werde sowieso bloß im Auto sitzen und dann auf das Schiff. Also darf ich scheiße aussehen. Zum Schluss nahm ich mein Handy und die Kopfhörer. Das Wichtigste, ohne was ich mich zu Tode langweilen würde, und lief runter zu meiner Mom.

„Fertig?", erkundigte sie sich liebevoll.

„Ja, ich denk schon.", nervlich gesehen war ich auf jeden Fall fertig.

„Na dann komm!", leicht lächelte sie mir entgegen. Ich versuchte auch ein Lächeln hervor zu bringen, was mir meines Erachtens nach nicht sonderlich gut gelang. War ja auch kein Wunder, wenn ich eigentlich gar keine Lust auf das Ganze hatte. Ich komme nur mit, weil mich meine Mutter quasi dazu zwang. Mehr als ein gequältes Lächeln war da auch nicht drin. An dem Taxi angekommen, stellte ich mich an die Autotür und wartete auf meine Mutter, die noch den Strom abstellen war. Nach weiteren Zehn Minuten kam sie endlich.

„Okey, jetzt können wir aber wirklich los.", lächelte sie und nickte dem Fahrer zu, der sich sofort ins Auto setzte, ebenso wie meine Mom. Na dann geht's mal los. Auf vier Wochen voller Langeweile. Am liebsten würde ich jetzt bei Adam sein und in seinen Armen liegen, stattdessen sitze ich in einem muffeligen Taxi, welches mich zu einem Schiff bringt, an das ich geschlagene vier Wochen gefesselt sein werde. Ganz tolle Aussichten. Seufzend stützte ich meinen Ellbogen an das Fenster und meinen Kopf auf meiner Hand ab.

All we have is NowWhere stories live. Discover now