38. Ich verknalle mich nicht

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Ungefähr auf der Mitte der Treppe lief er in einen kleinen Weg hinein, anstatt den anderen hinterher. Verwirrt blickte ich auf die Treppe zurück „Hunter, wir sind aber noch nicht oben. Warum bist du hier rein gelaufen?" Ich legte mein Kinn auf seiner Schulter ab. 

„Erstens, weil ich keinen Bock auf die anderen habe.", er setzte mich auf der sattgrünen Wiese ab und drehte sich zu mir um: „Zweitens weil du doch ein wenig schwer geworden bist." 

Na danke, dass er mich gerade eben fett genannt hatte. Skeptisch verschränkte ich die Arme vor der Brust und fing an schmollend wegzuschauen. 

Hunter stieß einen schweren Atemzug aus. „So meinte ich das nicht." 

„Du hättest mich ja nicht tragen müssen.," schnippte ich ihm entgegen und sah beleidigt auf den Boden. 

Hunter zog mich an der Taille an sich heran: „Jetzt schmoll bitte nicht. Dafür, dass du so ziemlich das unsportlichste Mädchen der Welt bist, warst du außergewöhnlich leicht." 

„Ich bin nicht unsportlich!", protestierte ich „Ich hasse halt bloß Treppenstufen.", redete ich mich irgendwie raus. Was ja auch stimmte. Eigentlich mochte ich Sport ganz gern, nur nicht bei Hitze. Hunter entlockte das bloß ein Lacher. „Und drittens, weißt du warum ich ungern ganz hoch auf die Spitze gehen würde.", verlegen kratze er sich am Hinterkopf und mied meinen Blick. Natürlich, wie konnte ich das vergessen? Er hatte Höhenangst. Es musste ihn ja schon Überwindung kosten auf die Hälfte des Bergs zu steigen. 

Beruhigend legte ich meine Hände an seine Wangen und richtete seine wundervollen Augen zu mir, die faszinierend glitzerten: „Kein Problem. Ich finde es hier sowieso schöner.", lächelnd sah ich zu ihm auf.

Auf seinem Mund bildete sich ein typisches Grinsen. „Weißt du wie gern ich dich jetzt küssen würde?", raunte er mir entgegen. 

Meine Hände schoben sich hinter seinem Nacken zusammen. „Tu es doch. Wozu führen wir denn diese kleine Freundschaft Plus.", stichelte ich ihn weiterhin an. Ich wollte es doch genauso wie er. Vor allem, weil er bereits kurz vor meinen Lippen war und ich seine warmen Atemzüge schon spürte. Er blinzelte kurz auf meine Lippen -Ich dachte schon er überwindet den Abstand endlich- doch er riss sich noch einmal von meinen Lippen los. Er fummelte in seiner Hosentasche rum und hielt anschließend sein Handy neben unsere Köpfe. Konfus wechselte mein Blick zwischen seinem Gesicht und dem Handy hin und her. 

„Wir wollten deinem beknackten Exfreund doch zeigen was er verloren hat." 

Rache. Richtig, dass war ein Punkt, der mich zu der Affäre überzeugt hatte und den ich in dem ganzen Trubel irgendwie verdrängt hatte. 

„Wir machen einfach ein Foto von uns und du kannst es dann ebenfalls hochladen oder an ihn schicken.", gab er zur Erklärung. Hunter hatte überraschend gute Ideen. Adam hatte so etwas verdient. Ihm sollte es genauso gehen wie es mir ergangen ist. Er sollte die gleichen Schmerzen fühlen, die er mir zugefügt hatte. „Und jetzt...", er richtete die Handykamera noch einmal, „...Küss mich.", hauchte er mir über meine Lippen. „Komm Blue. Küss... Mich." 

Dieser... Arsch... Er...

Bevor ich meine Gedanken vollenden konnte, gab ich mich meinem Verlangen hin. Dem Verlangen nach ihm, was sich unermesslich in mir aufgestaut hatte. Schneller als mein klarer Verstand mitkam, zog ich seinen Kopf zu mir heran, bis sich unsere Lippen trafen. Zu einem Kuss, der meinen Atem stocken ließ.  Und mir die Luft auf eine angenehme Art und Weise stahl. Das Klick der Kamera neben unseren Köpfen, nahm ich nur stumm wahr. Mein Kopf war viel zu zugedröhnt mit dem berauschenden Blut, was durch meine Adern schoss wie bei einem Wettrennen. Es vernebelte mein Gehirn, welches sonst so klar bei Verstand war. Mich durchzog ein Pulsieren, überall in meinem Körper. 

All we have is NowWhere stories live. Discover now