35. Er hatte es verschissen

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„Guten Tag, ich bin wirklich äußerst erfreut Bekanntschaft mit euch machen zu dürfen." Urgh, und da war wieder die gehoben Sprache, damit er sich als etwas besseres aufspielen konnte. Fehlte nur noch, dass er Geldscheine um sich warf.

Ali verdrückte sich ganz offensichtlich ein lauthalses Lachen, während sich Nickolas in die Mitte der Gruppe schob. „Na dann, wo entlang müssen wir schreiten?"

Sichtlich konfus von der abgehobenen Art deutete Joey in eine Richtung. „Zum Eagle Beach geht es dort lang. Ich habe Hütt...", weiter kam er nicht. Schnößi schnitt ihm unhöflich das Wort ab. „Vielen Dank. Also hier entlang." Er marschierte voran, wie ein übermotivierter Grundschullehrer oder Wanderführer. Gott, merkte der eigentlich nicht wie peinlich er sich verhielt?

Alle anderen warfen mir noch ihre -Ernsthaft?- Blicke zu. Ja sorry, ich konnte auch nichts für meine Mutter. Und für den Kopfschaden den Schnößi hatte, war ich schon gar nicht verantwortlich. Also zuckte ich nur entschuldigend mit den Schultern.

Ali und Joey gingen notgedrungenermaßen vor. Hunter kam sofort unauffällig neben mich gelaufen.

„Was macht denn der Spast hier?", flüsterte er mir zu, darauf bedacht, dass die anderen nichts von unserem Gespräch mitbekamen. Offiziell stoße ich ihn ja immer noch ab und knutsche nicht heimlich mit ihm rum. „Wenn der uns erwischt können wir das gleich lassen. Der würde das sofort deiner Mutter petzen.", murmelte er aufgebracht hinterher.

Was blaffte er mich denn jetzt an? Konnte ich etwas dafür, dass ich gezwungen wurde ihn mitzuschleppen? Hunter sollte mal nicht so rum zicken. Das machte mich wahnsinnig wütend. 

„Entschuldigung der Herr, dass mich meine Mutter dazu gezwungen hat ihn mitzunehmen, weil ich sonst überhaupt nicht mit gelassen hätte. Tut mir wirklich leid.", zischte ich flüsternd, vielleicht eine Spur zu sarkastisch.

„Wie sollen wir das denn machen, huh? Es vor den Turteltäubchen Joey und Ali zu verheimlichen ist die eine Sache. Aber jetzt auch noch vor ihm? Wie soll das dann mit dem Knutschen ablaufen? Sag mal, wie hast du dir das vorgestellt?" Und er hörte einfach nicht auf mich anzugehen. Als wäre ich an allem Schuld. Dabei dachte er bloß an sein scheiß Bedürfnis sich an mir aufzugeilen. Dieser Typ machte mich mehr als wütend. Am liebsten würde ich ihm die Augen auskratzen und den Mund zu tackern.

„Denkst du etwa mir gefällt es, dass er hier ist?", wisperte ich erzornt zurück. Ich blickte noch einmal nach vorn, um mich zu vergewissern, dass uns die anderen wirklich nicht hörten. Die waren allerdings schon so weit voraus, dass sie unseren kleinen Streit überhaupt nicht mitbekamen.

„Vielleicht. Sonst hättest du ja etwas gegen das da vorne getan.", er deutete auf Schnößi.

So jetzt reichte es endgültig. So eine Frechheit ließ ich mir nicht bieten. Erst recht nicht, von einem schwanzgesteuerten primitiven Lebewesen wie Hunter. Als ob ich mir von ihm so etwas unterstellen ließ. Pah, im Leben nicht! „Fein, wenn du es so siehst, dann suche dir jemand anderen der mit dir rummacht. Vielleicht findest du ja hinter der nächsten Straßenecke eine die das mitmacht.", blaffte ich ihm zornig ins Gesicht. Der konnte mich mal kreuzweise.

Auf hundertachtzig, mit zu Fäusten geballten Händen beschleunigte ich meinen Schritt. Der sollte mal zusehen wie er alleine zurecht kam. Er hatte doch mit den ganzen Affärenscheiß angefangen und nötiger als ich hatte er es sowieso. 

Hunter seufzte erschöpft auf und wollte nach meinem Handgelenk greifen: „Mensch Blu..."

Nicht mit mir. 

Meinen Arm zog ich geschickt weg und funkelte ihn so fies es ging an. „Vergiss es einfach. Such dir eine neue Schlampe!" Damit drehte ich mich endgültig um und lief ein paar Meter vor ihm weiter. Da konnte er noch so lange seufzten und versuchen mit mir zu reden.

All we have is NowWhere stories live. Discover now