23. Keine Nachricht

11.3K 435 43
                                    

Zu dem Hotel war es nicht weit, deshalb liefen wir auch zu Fuß. Brant und Joanna waren wirklich zwei herzensgute Seelen, die mich sofort in den Kreis ihrer Familie aufgenommen hatten. So herzlich wurde ich selten irgendwo begrüßt. Sie waren mir von Anfang an sympathisch und der Eindruck bestätigte sich mit jeder Sekunde mehr, die sie sprachen. Ali und ihre Mom quasselten mich die gesamte Zeit voll, ebenso wie der Dad von Ali. Der Einzige, der den gesamten Weg über nichts sagte war Hunter. Er lief einfach nur still neben uns her und starrte mich ab und zu an. Kann der nicht mal jemand anderen anstarren? Um uns herum waren haufenweise Mädchen, die er mit den Augen ausziehen konnte. Das musste er doch nicht ausgerechnet bei mir machen. Natürlich dachte er nicht daran damit aufzuhören, obwohl sich unsere Blicke mehr als einmal trafen und ich ihm wohl klar genug zu verstehen gab, dass er das lassen sollte, wenn er diese Kreuzfahrt lebend überstehen wollte. Stattdessen grinste er wieder wie ein Affe. War ja klar. 

„Da sind wir.", ertönte Brants Stimme und riss mich aus meinen Gedanken, die seit ein paar Tagen immer schwärzer und mordlustiger wurden. Hunter machte mich noch zu einer Mörderin. Der innere Prozess war schon voll im Gange. 

Jetzt kam ich endlich dazu das Hotel genauer zu betrachten. Es war ziemlich schlicht gehalten. Einfach weiß. Vor den Fenstern gab es teilweise Balkons, die ein paar Verschnörkelungen aufwiesen. Drum herum sah man Palmen und ein wenig anderes Grünzeug, allerdings konnte ich nicht sagen was, weil ich kein breit gefächertes Wissen über die Natur besaß und allgemein mehr zu einem schwarzen anstatt grünen Daumen neigte. Deshalb besaß ich eigentlich auch nur Kakteen oder Plastikpflanzen. Traurig aber wahr. 

„Nun denn, hier habt ihr eure Schlüssel zu den Zimmern. Vergesst nicht, wir treffen uns morgen genau hier, wo wir jetzt stehen. Dann machen wir einen Ausflug.", setzte uns Joanna in Kenntnis und übergab Hunter und Ali jeweils einen Schlüssel. 

Naja gut, zumindest musste ich schon mal nicht mit ihm in einem Zimmer schlafen. So weit wäre es noch gekommen. Dann hätte ich mir auch noch eine Glaskuppel, oder etwas Ähnliches, beim Schlafen überstülpen müssen, damit er auf keine dummen Ideen kam. 

„Wohin gehen wir?", fragte Ali nach. Würde mich allerdings auch mal interessieren. 

Joanna lachte leicht: „Seid nicht so neugierig. Es wird euch gefallen. Vertraut mir." Solange Hunter dabei war, war das mit dem gefallen so eine Sache. 

„Habt nicht so viel Misstrauen. Bis morgen.", damit drückte sie Ali einen Kuss auf die Stirn und umarmte Hunter kurz, was ihm nicht zu passen schien, bevor sie mit Brant im Hotel verschwand. 

Wir standen noch kurz unentschlossen davor, doch ich sah Ali an wie sehr sie einfach nur da reinstürmen wollte. Im nächsten Moment hatte sie sich auch schon meinen Arm gekrallt und zerrte mich förmlich hinter ihr her. Ali. Hatte. Zu. Viel. Energie. 

Sie zog mich durch den Eingangsbereich. So schnell, dass ich mich kaum auf den Beinen halten konnte. Die Zeit, mir alles genauer anzusehen, viel auch weg und schon war sie mit mir im Schlepptau die Treppe nach oben gestürmt. Nun standen wir vor unserem Zimmer. „Mach schon du blödes Schloss.", murmelte Ali vor sich hin. 

„Lass mich mal.", bot Hunter an. Er drängte Ali, ohne auf eine Antwort zu warten, an die Seite und drehte den Schlüssel mit einer geschickten Bewegung um: "Gern geschehen Schönheiten.", grinste er. Dabei sprach er uns beide an, sah allerdings ausschließlich zu mir. Der provozierte einen Schlag ins Gesicht geradezu. 

„Schleimer.", wisperte Ali und lief in das kleine Hotelzimmer. 

Ich wollte ihr daraufhin folgen, wurde allerdings von Hunter aufgehalten, der seine geschickten, weichen Finger um mein Handgelenk schlang. „Hey, Kleine! Bekomme ich keine Belohnung?" 

All we have is NowWhere stories live. Discover now