29. Betrug

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Es waren zwei Tage vergangen, seitdem wir bei diesem Spiel waren. Inzwischen waren wir auch schon wieder auf dem Schiff. Zwei Tage, in denen ich mich weitestgehend von Hunter ferngehalten hatte. Ich bin ihm förmlich aus dem Weg gegangen. Jedes Mal wenn ich ihn gesehen hatte, erschien mir die nächstgelegene Säule viel sympathischer. Hinter der ich mich dann auch versteckt hatte. Ja, vielleicht war mein Benehmen peinlich und vor allem kindisch. Aber was blieb mir anderes übrig? Ich hatte definitiv keinen Bock darauf, dass er mir noch einmal zu nahe kam.

Außerdem würde Ali mich vermutlich umbringen, wenn sie erfahren würde, dass wir uns bereits so nahe gekommen waren. Wohl bemerkt gegen meinen Willen. Aber was spielte das schon für eine Rolle? Fakt war: Es gab da diesen Kuss und diesen Fastkuss. Oder dieses Gespräch in der Kirche, was mich auch extrem irritiert hatte. Niemals hätte ich vermutet, dass Hunter derartig Interesse an etwas zeigen konnte. Vor allem an einem Bild in einer Kirche. Was mich ziemlich schockiert hatte. Wir hatten doch nicht etwa eine Gemeinsamkeit? »Ach Quatsch Kate, das bildest du dir nur ein. Er und eine Leidenschaft für Kunst? Im Leben nicht. Das passte so gut wie Frankenstein und ein Ballettröckchen« Wo meine Kopfstimme Recht hatte, hatte sie recht. 

Seufzend konzentrierte ich mich wieder auf Ali, die bereits seit geraumer Zeit über diesen Typen redete. „Und seine Stimme.", schwärmte sie mit einer überschwänglichen Note. „Ach, einfach atemberaubend. Ich könnte ihm Stunden zuhören.," verträumt blickte sie zum blauen, klaren Himmel. 

Inzwischen kannte ich Ali so gut, dass ich wusste wie schwer es ihr fallen müsste einfach die Klappe zu halten. Wenn dieser eine Typ (Ganz nebenbei war es derselbe wie beim Baseballspiel. Denn wie sich herausstellte, war er ebenfalls ein Gast des Kreuzfahrtschiffs. Glücklicher Zufall.) Ali zum Schweigen brachte, dann musste er etwas ganz besonderes an sich haben. Etwas, was Ali sogar dazu veranlasste zuzuhören. Nicht wie sonst, endlos zu plappern. Wenn er das schaffte, dann war er ein Halbgott. Ich brauchte unbedingt eine Ausgabe von ihm. Nur für den Fall, dass Ali wieder in endlose Reden verfiel. 

„Und weißt du was das absolut Beste ist?", abwartend sah sie mich an. Mit einem unbeschreiblichen Funkeln in den Augen. Ali war die einzige Person, die es schaffte sich innerhalb von zwei Tagen zu verknallen. 

Belustigt schüttelte ich den Kopf. Ich nippte nochmal an meinem Strohhalm. „Nein, was ist mit Joey?" 

Ali fuchtelte andächtig wild mit ihren Händen durch die Luft. „Er will sich heute Abend mit mir treffen.", quietschte sie begeistert. „Das wäre bereits unser drittes Date." 

Ich lachte kurz „Ali. Das im Baseballstadion war doch kein Date, mehr Zufall und am Pool bist du ihm auch nur begegnet, weil du ihm gefolgt bist.", führte ich an. 

„Hey! Durch meine Beobachtungen hatte ich wenigstens ein Gespräch mit ihm.", unschuldig hob sie die Hände. „Und dieses Mal werden wir ein freiwilliges Gespräch führen, wenn er mich ausführt.", brachte Ali an. Sie war so irre. Erst verfolgte sie diesen Typen, wie eine Stalkerin, wenig später lud er sie dann tatsächlich auf ein Date ein. Ali hatte eindeutig viel zu viel Glück im Bezug auf Männer. 

So wie es schien war Joey nicht mal ein Vollpfosten, von denen nun weiß Gott genug herumliefen. Siehe Hunter, der sowieso grundsätzlich ein Arschloch war. Oder Nickolas, der mich, aus welchem Grund auch immer, seit Tagen nicht mehr genervt hatte. Oder Adam, der immer noch nicht geantwortet hatte. Ich war hier wohl der Pechvogel im Universum. 

„Ach du heilige Scheiße!", entfuhr es Ali, bei dem Blick auf die Uhrzeit. „Ich muss mich fertig machen gehen. Ich habe noch gar keinen blassen Schimmer, was ich anziehen soll.", sie sprang panisch von ihrem Stuhl, indessen bezahlte ich unsere Getränke. „Wir reden später drüber. Ich melde mich.", versicherte Ali hastig. 

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