All we have is Now

27. Unerwidert

Mein Kopf wurde von einem minimalen und kurzen Fadenblitz durchzogen. Aua! Wieso war seine Brust auch so verdammt hart? Indessen schob ich mich, mit einem leicht pochenden Kopf, von Hunter weg. Meine Hände legten sich links und rechts an meine Schläfen und ich massierte sie beruhigend. Ich vertrug Alkohol einfach nicht. Selbst kleine Mengen schossen mir viel zu schnell ins Blut und letztendlich auch in den Kopf. Schmerzverzerrten Gesichtes schaute ich auf den Boden. 

„Mensch Blue, wo hast du denn laufen gelernt?", er lachte leicht. 

Die Kopfschmerzen waren zwar schon verschwunden, dafür hielt mich jetzt etwas anderes davon ab den Kopf anzuheben, um ihm eine schnippische Antwort zu geben. Die peinliche Röte, die mir Stück für Stück ins Gesicht gestiegen war. Oh man, wieso passierte mir immer so ein Scheiß? Erst Stolpern und dann auch noch rot werden. Ging es noch schlimmer? 

„Du hast dich in den letzten drei Tagen bestimmt fünf Mal auf die Nase gelegt als wir uns gesehen haben.", fuhr er belustigt fort. Vielen Dank, fast hätte ich die anderen unzähligen, vor Peinlichkeit strotzenden, Momente vergessen. Aber schön, dass er das nochmal erwähnen musste damit meine Wangen gleich in ein Knallrot wechselten.

 „Willst du nicht laufen oder mache ich dich wirklich so nervös?" 

Den Kopf brauchte ich ja gar nicht anzuheben, um zu wissen, dass er just in diesem Moment schmunzelnd vor mir stand. Wieso passierte ihm nie etwas Peinliches, wofür ich ihn auch mal auslachen könnte? „Blue! Jetzt sag doch mal etwas.", forderte er mich wiederum ziemlich streng auf. »Uh, da bekam wohl jemand keine Beachtung.«, dachte ich zynisch. 

„Ich habe Kopfschmerzen, vielen Dank du Blödmann!", maulte ich ihn an und vergrub mein Gesicht noch tiefer in meinen Händen. Durch die Schwärze um meinen Augen sah ich gar nichts mehr. Alles was ich wahrnahm, geschah durch anderweitige Sinnesorgane. Neben dem lauen Meeresrauschen knirschte der Sand unter unseren Füßen leise, als würde man drüber laufen. Hunter musste wohl ein paar Schritte näher gekommen sein. 

„Hey Blue." 

Was war denn mit ihm kaputt? So sachte hatte er wirklich noch nie mit mir gesprochen. Noch nie klang seine Stimme derart weich und warm. Es war fast ein Flüsterton, der beruhigt zu mir herüber schwebte und sich in meinen Ohren absetzte. Überhaupt, hatte noch nie jemand so mit mir gesprochen. 

Als ich nicht darauf antwortete -Warum sollte ich auch?- legten sich seine Hände behutsam auf meine, die noch immer mein Gesicht verbargen. Im ersten Moment, als sich die Haut unserer Hände berührten, durchzog meine Adern ein merkwürdiges Zucken, was ungewohnt war und mich völlig irritierte. Sorgsam umfasste er meine dünnen, kleinen Fingerchen mit seinen weichen, warmen Händen als würde er denke sie brechen jeden Moment. Genauso vorsichtig löste er sie von meinem, immer noch hochrotem, Gesicht. Meine Augen konnte ich nun auch nicht mehr peinlich berührt, wie ein kleines Kind, zusammenkneifen. 

Stattdessen sah ich zögerlich zu ihm auf. Ganz gegen meine Erwartungen beäugte er mich sanft und besorgt. Nicht amüsiert wie sonst immer. Diese Belustigung war wie weg geflogen. Hunters weicher, geschwungener Blick bohrte sich ganz zart in meine Augen. Die türkisen Streifen und Punkte leuchteten selbst in der Dunkelheit und hielten mich fasziniert in seinem sorgsamen Blick gefangen.

„Geht es wieder?", fragte er ruhig und glitt mit seinem Blick zwischen meinen Augen hin und her. 

Ich brachte momentan einfach nichts besseres zustande als ein klägliches „Ja...", begleitet von einem starren Nicken. 

Seit wann ging er denn so mit mir um? Ich dachte er wäre ein grober, selbstsicherer Machoarsch. Momentan verhielt er sich allerdings wie das komplette Gegenteil. Und das war nun mehr als verwunderlich. Seine Hand legte sich an mein Gesicht. Wieder war da dieses merkwürdige Zucken in meiner Haut zu spüren, was ich einfach nicht einordnen konnte. Vorsichtig strich er mit seinen Fingern ein paar Haare hinter mein Ohr.