65. Ende? (neu)

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Mit einem unendlich großen Loch im Herzen drehte ich mich nicht noch einmal über meine Schulter. Ich konnte das gar nicht. Der Anblick von Hunter würde mein Herz vermutlich endgültig zerfetzen. Die Schmerzen waren jetzt schon zu groß, so dass ich meine Tränen unterlaufenen Augen schließen musste, um die ganze Situation überhaupt ertragen zu können.

Schwer lastete die Trauer auf meinen Schultern und drückte mich nach unten auf den Taxirücksitz. Der Fahrer hatte unser Gepäck bereits eingeladen.

Meine Mutter hatte sich auch schon auf den Sitz neben mich gesetzt und schlug die Tür unsanft zu, damit der Taxifahrer das Auto langsam zum Rollen bringen konnte.

„Katelynn, was war das gerade?", hakte meine Mutter aufgebracht nach. „Was hast du mit diesem..."

„Hunter.", hauchte ich automatisch. Mein Blick aus der Fensterscheibe gerichtet, rollte das Taxi langsam vom Fleck. Ich sah Hunter im Rückspiegel wie er von Minute zu Minute kleiner zu werden schien und in eine unerreichbare Ferne zu rückte.

Ich wischte meine Tränen aus meinen Augen und sah wieder in den Rückspiegel, doch Hunter stand nicht mehr bei Ali und diskutierte mit ihr. Er schien auch nicht mehr kleiner zu werden. 

Sag mal, rannte er?

„Was hast du mit ihm zu tun?", wütend funkelte sie mich von der Seite an und verschränkte die Arme verständnislos.

Ich kniff meine Augen noch einmal zusammen und lehnte mich weiter vor, um das Bild im Rückspiegel genauer identifizieren zu können. „Hunter...?!", entfloh es mir abermals leise und ungläubig.

„Ja, genau mit diesem Hunter. Also bitte Katelynn ich hatte ein bisschen mehr Klasse von dir erwartet.", schimpfte meine Mutter weiter, während ich ihr nur mit dem halben Ohr zuhören konnte.

Stattdessen drehte ich mich einmal um meine eigene Achse, so dass ich direkt durch die Heckscheibe des Taxis blicken konnte. Gebannt erspähte ich Hunter, der rannte so schnell er konnte und wild mit seinen Armen gestikulierte, während er etwas aus lauter Kehle zu rufen schien.

Mein Herz überschlug sich mit einem Mal und mein Verstand setzte aus. Es dauerte keine Sekunde bis ich kurzerhand einen Entschluss gefasst hatte: Ich musste das Taxi anhalten. Ich musste es aufhalten bevor es womöglich zu spät sein würde. 

„Stopp!", schrie ich plötzlich durch das gesamte Taxi. Ruckartig drehte ich mich zum Taxifahrer um und funkelte ihn bestimmend an: „Halten Sie sofort dieses Taxi an!"

Abrupt trat der Taxifahrer auf die Bremse des Wagens und legte geschockt eine Vollbremse hin, die mich fast aus dem Sitzt geschleudert hätte.

Hunter hatte eine Kurzschlussreaktion bei mir ausgelöst, die ich nicht unter Kontrolle hatte. Sie fuhr mein Urteilsvermögen auf ein Minimum herunter und fokussierte alle erdenkliche Energie meines Verstandes und Körpers auf eine einzige Person. Auf Hunter. Mir war es momentan sogar vollkommen egal, dass meiner Mutter noch der Schock unseres öffentlichen Kusses in den Knochen steckte und sie gerade dabei gewesen war eine ausgiebige Diskussion zu eröffnen, um mir Hunter vermutlich auszureden.

„Katelynn, sag mal spinnst du?", entfuhr es meiner Mutter panisch, die sich angsterfüllt in ihren Sitzt gekrallt hatte.

Doch ich hatte kein Bedürfnis ihr darauf zu antworten oder mich in diesem Augenblick mit ihrer herrischen Art auseinander zu setzten.

Im selben Moment, indem das Taxi zum Stehen kam, hatte ich die Autotür auch schon aufgedrückt und mich abgeschnallt, um ins Freie zu treten.

Hunter wurde langsamer, als er bemerkte was soeben passiert war, bis er vollkommen zum Stehen kam. Aus der Ferne sah ich seinen überraschten, verwirrten Blick auf mir liegen. Ich betrachtete ihn. Sein Brustkorb hob und senkte sich heftig, während er von meiner Reaktion ebenso überfordert zu sein schien wie ich es mit seiner soeben war. 

All we have is NowWhere stories live. Discover now