58. Das ist das Ende

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Zusammengekauert hockte ich auf meinem Bett, mein Gesicht war von der Nacht völlig verklebt. Geschlafen hatte ich, wenn es hoch kam, vielleicht vier Stunden. 

Immer wenn ich die Augen geschlossen hatte, spürte ich wieder seine Hand unter meinem Shirt, seine bestimmenden Küsse und hörte seine grobe Stimme, die mich zu etwas zwingen wollte, was ich nicht wollte. Zumindest nicht unter den gestrigen Umständen. 

Mein Herz fing jedes Mal aufs Neue an zu bluten und ich wachte schweißgebadet aus meinem Halbschlaf auf. Voller Panik und Angst, so dass meine Finger wieder begannen zu zittern. Bis ich es schließlich aufgab und mich auf meine Matratze gesetzt hatte. Dort wimmerte ich Stunden vor mich hin und ließ die Tränen ungehindert über meine Wangen laufen. Womit ich den Schmerz über die bittere Enttäuschung verarbeiten wollte. 

Bis ich nicht mehr weinen konnte. Es ging einfach nicht mehr, obwohl ich mir nichts sehnlicher gewünscht hätte.

Mein leerer Blick fiel auf das Weiß meiner Bettdecke. Wieso hatte er mir das angetan? Warum musste das gestern passieren? Niemals hätte ich so etwas von Hunter erwartet, erst recht nicht nach all dem, was wir in so kurzer Zeit miteinander durchgestanden und erlebt hatten.

Ein Klopfen holte mich unsanft aus meiner zerbrochenen Welt. „Kate? Kommst du mit Frühstücken?", ertönte Alis glockenklare Stimme hinter der Tür.

Hastig wischte ich mir mit dem Ärmel meiner Sweatshirtjacke, die ich gestern Nacht schnell über meine fröstelnden Schultern geworfen hatte, die klebrigen Tränen weg. Dabei stand ich vom Bett auf, um mit wackeligen, völlig ausgelaugten Beinen zur Tür zu gehen. Nebenbei versuchte ich mein äußeres Erscheinungsbild wenigstens  soweit in Ordnung zu bringen, dass Ali nichts mitbekommen würde. Alis Fragen würden mir gerade noch fehlen.

„Morgen.", nuschelte ich,als ich die Tür aufriss und zu ihr trat, um ihr eine Umarmung zu schenken.

„Was ist denn mit dir passiert?", sie schob mich an den Schultern sanft von sich weg: „Du siehst ja verdammt fertig aus."

„Wenig Schlaf.", murmelte ich, schloss die Tür und lief ohne ein weiteres Wort zu unserem kleinen Stammcafé auf dem Schiff, wo wir seitdem wir uns kannten frühstücken gingen.

Mit einem Blick zum Boden zog ich die Ärmel über meine Hände, die jegliche Kraft verloren hatten. 

Ali entschied sich nach mehreren skeptischen Blicken zum Glück dafür die Klappe zu halten. Ein  Gespräch hätte ich jetzt nicht durchgestanden. Nicht in dem emotionalen Zustand, in dem ich mich befand.

„Oh, schau mal an, Hunter ist auch schon da.", trällerte sie und lief auf den Tisch zu, an dem er saß.

Meine Augen schnellten sofort zu ihm hoch, wo ich auf seinen müden Blick traf, der mich leidend ansah. 

Er war auch hier? Der Typ, der mich gestern zwingen wollte mit ihm zu schlafen. Und dann wirkte sein Blick auch noch derart leidend und betrübt. Fast könnte man meinen, dass er das Gestrige bereute. Seine Augen konnte ich selbst jetzt nur schwer widerstehen, da sie mich magisch anzuziehen schienen.

Das Gewühl in dem Café verschwamm und ich nahm nur noch Hunter wahr. Mit ihm drohten die Erinnerungen an gestern wieder hoch zu kommen und mir abermals Tränen in die Augen zu treiben. 

Nicht weinen. Nicht hier. Nicht jetzt. Nicht vor ihm. Ich würde mich ihm gegenüber nur wieder angreifbar und verletzlich machen.

Umso so länger ich in seine Augen sah, desto mehr schwoll meine Kehle an. Meine Finger begannen wieder zu zittern.

Solange bis ich diesem intensiven Blickwechsel erlag. Meine Augen abwandte und schnurstracks auf die Toiletten lief. Ich musste hier dringend weg.

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