56. Du lässt dich gern ausnutzen

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Umgezogen standen wir am Strand vor Christian, der uns gerade alles erklärte und nebenbei ab und zu etwas zeigte. Dabei fing ich mir immer wieder vielsagende Blicke von Ali ein, die aus Augenbrauenwackeln und Zwinkern bestanden. Dieses Mädchen hatte Vorstellungen. Als ob ich mich an ihn ranschmeißen würde. Ich hatte es nicht so mit One- Night- Stands. Die Gefühle für Hunter reichten mir schon aus, um mich ins blanke Chaos zu stürzen. Da brauchte ich nicht auch noch einen zweiten Urlaubsflirt.

Hunter hingegen verfolgte Christians Worte nur mit einer grimmigen Mimik. Was war dem denn für eine Laus über die Leber gelaufen?

„Habt ihr alles verstanden?", hakte er nach und sah jeden in der Runde nacheinander an. Bei mir verweilte sein Blick eine Sekunde länger als nötig. Glaubte ich jedenfalls, weshalb sich meine Wangen rosa verfärbten.

Nickend bestätigten wir alle, dass wir seine Hinweise verstanden hatten. Wobei ich mir mit der Umsetzung noch nicht ganz sicher war. Das alles sah doch tatsächlich noch komplizierter aus als erwartet. Aber einen Versuch war es wert.

Wir schnappten uns die Bretter, mit den entsprechenden Segeln und gingen ins Wasser.

Ali und Joey seilten sich etwas von uns ab und waren schon wieder am Kichern und Rummachen.

Lächelnd schüttelte ich den Kopf und wandte mich an Hunter neben mir: „Sag mal hast du alles verstanden was Christian erklärt hat?", hilfesuchend sah ich ihn an. Ich hatte ernsthafte Zweifel, ob ich das mit dem Surfen unbeschadet überleben würde. Wäre ja nicht so, dass mir andauernd peinliche und schmerzhafte Dinge passieren, die mit zahlreichen blauen Flecken endeten.

Er nickte bloß, dabei bemerkte ich wie sich sein Kiefer kurz anspannte, ehe er schnelleren Schrittes ins Meer lief und mich völlig verdattert stehen ließ. Sag mal was war denn mit Hunter los? So wortkarg kannte ich ihn ja überhaupt nicht und dann fehlte auch noch das Grinsen im Gesicht, was seine Lippen eigentlich immer zierte. 

Wo war seine gute Laune, die er vorhin noch zum reißen anzüglicher Witze benutzt hatte, abgeblieben?

Skeptisch zog ich die Augenbrauen zusammen.

Ich beobachtete ihn dabei wie er im Meer stehen blieb und die ersten Versuche unternahm auf sein Brett zu kommen. Nicht mal nach drei Fehlversuchen stand er und der Wind fuhr in die Segel, so dass er ein paar Meter über die Wasseroberfläche glitt.

Bei ihm sah es nicht nur kinderleicht, sondern auch noch extrem gut und sportlich aus. Während ich mich höchstwahrscheinlich als ungeschickt und unfähig entpuppen würde. Ich sah die Blamage schon kommen. 

Argh, ich würde vermutlich dringend Hilfe brauchen.

Gerade wollte ich zu Hunter watscheln, da vernahm ich eine raue Stimme hinter mir, die sich eigentlich in einer Zahnpastawerbung befinden sollte. Jede weibliche Spezies würde sofort in den Supermarkt stürmen, um genau diese Zahnpasta zu kaufen. Nur wegen Christian.

Ich wirbelte herum und erblickte ein warmes Lächeln auf seinem gebräunten Gesicht: „Kate, oder?", hakte er vorsichtshalber nach.

„Ja, richtig.", ich erwiderte sein Lächeln, da sein Grinsen - Seien wir mal ehrlich - ziemlich ansteckend war.

Sein Lächeln wurde damit gleich noch breiter: „Brauchst du eventuell Hilfe von einem Profi?"

Vorsichtig warf ich einen Blick über die Schulter zu Hunter, der einfach nur auf das Wasser unter seinen Füßen starrte, während er bereits zum zweiten Mal stand. Ich hatte bis jetzt noch nicht einen Versuch gewagt. Aber Hilfe konnte ja nicht schaden. Und Hunter war sowieso gerade schlecht drauf, da hielt ich es für eine bessere Idee Christan um Hilfe zu bitten.

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