9. Verlustängste

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„Adam da gibt es noch etwas, was du vielleicht wissen solltest.", begann ich zögerlich und schaute vom Boden auf.

„Schieß los Babe."

„Ähm... Wegen den Sommerferien..."

Adam unterbrach mich grinsend und legte den Arm um meine Schulter, damit zog er mich an sich. Er drückte mich den Schulflur entlang, wo uns ständig hinterher geschaut wurde. Können die sich bitte ihrem eigenen Leben widmen und nicht so blöd glotzen. Vielen Dank!

„Ja richtig, wegen den Ferien.", er wackelte vielsagend mit seinen Augenbrauen und sah auf mich herab. Mir zog das ein Lächeln über die Lippen. Er wandte sich wieder nach vorne. „Ich hab mir da auch schon was überlegt. Wie wärs du kommst mal ein paar Tage zu mir. Ich denke uns fallen bestimmt ein paar gute Beschäftigungen ein.", wieder zwinkerte er mir zu.

Meint er damit diverse Sachen, die über einen Filmabend hinaus gehen? Hoffentlich nicht. »Natürlich meint er das« War ja klar, er ist Adam.

Irgendwie habe ich Angst davor es endlich mit ihm zu tun. Angst, dass er mich nur ausnutzt und danach wegschmeißt. Ich will, dass mein erstes Mal etwas besonderes wird, an das man sich gerne zurückerinnert und nicht mit Schmerzen zurückblickt. Es soll ein Ereignis im Leben sein, was wegen seiner Schönheit in meinem Kopf bleibt. Vielleicht etwas kitschig, aber so ist es nun mal. Aber das ist sowieso überflüssig, da wir wohl keinerlei Zeit zusammen haben werden. Zumindest in den Ferien.

„Ähm...", nervös war ich trotzdem aufgrund seines Vorschlags, weil Adam nun mal schon viel weiter war als ich. Ich wäre jedenfalls nicht die Erste von ihm. Zudem merke ich, dass er langsam auch mal zur Sache kommen wollte. Wobei ich wie ein Angsthase davor zurückschreckte.

Schnell fasste ich mich wieder und brachte mein ganzen Mut auf. „Ich bin für vier Wochen auf einer Kreuzfahrt, also nicht hier.", platze es endlich heraus.

Adam hatte angehalten und musterte mich skeptisch. Nervös schaute ich umher und wartete auf irgendein Zeichen von ihm. Sag doch etwas! Irgendwas...

„Vier Wochen?" hakte er noch einmal nach.

Ich begann zu nicken.

Adam stellte sich direkt vor mich hin und drückte mein Kinn weiter hoch. „Du weißt, dass so eine Art Fernbeziehung kompliziert sein wird.", seufzte er.

Genau so etwas Ähnliches hatte ich befürchtet. Wenn er jetzt wirklich Schluss machen würde, wüsste ich nicht was ich lieber tun würde. Heulen oder Rennen bis meine Knie zusammensackten.

„Wir können es entweder versuchen. Oder legen eine Pause ein.", kam es unsicher von ihm. Habe ich da gerade richtig gehört? Eine Pause? Das ist doch fast dasselbe, wie Schluss machen. Ich will ihn nicht aus meinem Leben streichen, nicht mal nur für eine Pause. Ein erdrückendes Gefühl machte sich in mir breit und ich glaubte, dass ich gleich anfangen würde zu krächzten, weil meine Kehle so trocken geworden war. Ich musste ihn davon überzeugen, dass eine Pause mehr als unnötig war.

Nach kurzem Überlegen entschied ich mich dazu einen Schritt auf ihn zu zu gehen und meine Lippen auf seine zu legen. Leicht bewegte ich sie und er stimmte sofort mit ein. Seine Hände lagen nun wieder auf meiner Hüfte. Mehr oder weniger. Eigentlich mehr auf meinem Hinterteil. Mich durchfuhr dieses kleine Kribbeln durch meinen Magen und eine Gänsehaut zog sich über meine Haut. Alles nur, weil unsere Lippen zärtlich miteinander spielten.

„Ich denke wir schaffen es auch ohne Pause.", schmunzelte ich ihm entgegen, um meine Angst vor dem -Aus- herunter zuspielen.

Wieder gab ich ihm einen leichten Kuss auf die Lippen, bevor er ihn erwidern konnte, hatte ich mich schon wieder gelöst. „Wozu gibt es denn Handys? Was meinst du?", fragte ich in der Hoffnung, er verwarf diesen schwachsinnigen Gedanken einer Pause.

Auf Adams Lippen zog sich ein breites Grinsen. Gott, wie anziehend dieses Grinsen war. Das gibt's doch nicht. „Ich denke...", begann er. Danach hob er mich an der Hüfte hoch und ich quietschte kurz auf, verbunden mit einem Kichern, als sich meine Hände kräftig um seinen Nacken schlangen. An der Flurseite setzte er mich auf einem Tisch ab und stellte sich zwischen meine Beine. Grinsend fuhr er mit seinen Händen über meine Oberschenkel. „... Dieser Kuss gerade war viel zu kurz.", beendete er grienend seinen Satz und ehe ich deswegen Lachen konnte, hatte er seine schmalen Lippen gegen meine gedrückt und war auch schon dabei unseren Kuss zu vertiefen.

In mir stauten sich die reinen Glücksgefühle auf. Ich könnte gerade platzen. Ich nahm das mal so, dass er keine Pause brauchte. Gott, wie ich diesen Jungen liebte. Meine Hände fuhren von seinem Nacken zu seinen Wangen und zogen ihn noch dichter zu mir. Das Gefühl seiner Nähe brachte mich um den Verstand, da es mir gerade auch herzlich egal war, dass wir mitten im Gang der Schule rummachten und uns kleine Sechstklässler immer wieder verstörte Blicke zu warfen.

Das Schulklingeln holte mich aus diesem wunderschönen Vorgang und ich drückte Adam ein wenig von mir weg, der sich ebenfalls widerwillig löste. 

„Wir sollten das irgendwann Mal bei mir Zuhause vertiefen.", meinte er grinsend und außer Atem. Mmh... Irgendwann, wenn ich dazu bereit bin. Ich lächelte ihm leicht entgegen und sprang von dem Tisch.

„Ich muss jetzt. Bis dann.", ich gab ihm schnell einen flüchtigen Kuss und verschwand dann im Gang, wobei ich genau bemerkt hatte, wie Adam meinen Hintern fixiert hatte. Typisch Junge. Ich war seit zwei Tagen das erste Mal wieder mega glücklich. Und das lag nur an Adam, der mir diese Glücksgefühle verpassen konnte. Ich liebte ihn einfach. Aber jetzt musste ich mal zum Unterricht, bevor es das zweite Mal klingelte. Adam war zu meinem Leiden, leider bereits eine Klasse über mir und hatte deshalb woanders Unterricht. Das einzig Gute daran war: Es war die letzte Stunde vor den Ferien.

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