32. (K)Ein spaßiger Vorschlag

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Stück für Stück wurden meine Gedanken klarer und ich wacher. Unter meinem Kopf spürte ich ein gleichmäßiges Heben und Senken. Dies veranlasste meine Augen dazu aufzuklappen und von der brennenden Sonne durchflutet zu werden. Nach einigen Blinzlern schaffte ich es dann doch noch meine Augen komplett offen zu halten. 

Das Erste was sich in meinem Blickfeld wiederfand waren zwei locker ausgestreckte Beine, die in einer dunkelblauen, lockeren Jeans steckten. Schlagartig rissen sich meine Lider auseinander. Was zur Hölle war passiert?  Im nächsten Moment hatte ich meinen Kopf abgestützt und angehoben, um wenig später den passenden Kopf zu den Beinen identifizieren zu können. Hunter lehnte halb sitzend, halb liegend an der Wand hinter meinem Bett und schien putzmunter zu sein. Noch dazu lag das typische Grinsen auf seinen Lippen. Bei seinem dümmlichen Grinsen kamen auch alle Erinnerungen an gestern hoch. Sowohl merkwürdig gute Empfindungen, als auch peinliche und grauenvolle. 

Oh Mist, hatte ich das gestern wirklich alles getan?  

Peinlich berührt legten sich meine Hände über mein Gesicht. Ich vergrub mein Gesicht darin, so tief es ging. Scheiße! 

„Guten Morgen, Blue.", begrüßte mich Hunter mit seiner, verdammt kratzigen, anziehenden Morgenstimme, die ihn gleich noch fünfzig Mal attraktiver machte. Verdammt, verdammt, verdammt. Ich konnte nur an diese ganzen Momente mit Hunter denken, die ich gestern Abend und Nacht erlebt hatte: Die Umarmung, das Übernachten und Trösten in meinem Bett und dann auch noch der unwirklichste Punkt meiner Erinnerungsliste, die sich momentan im Kopf abspielte wie eine Dauerschleife. Der Kuss. Besser gesagt: das stundenlange, elektrisierende Knutschen auf meinem Bett, während ich halb auf ihm lag. Mich so dicht an ihn gepresst hatte bis jeder Millimeter meines Körpers von seiner Wärme überzogen war. 

Heilige Scheiße, so nahe war ich noch niemandem in meinem gesamten Leben gewesen. Außer Adam und jetzt eben auch Hunter. Einem völlig fremden Oberarsch. 

Kleine Kindern werden immer in den Schlaf gelesen oder gesungen. Ich hingegen wurde in den Schlaf geküsst. Die Küsse waren zumindest das Letzte an das ich mich erinnern konnte. So viel Peinlichkeit am Morgen sollte verboten sein. „Gut geschlafen, während du auf meinem Bauch lagst?", hakte Hunter spitzbübisch nach. 

Erstaunlicherweise hatte ich tatsächlich gut geschlafen. Obwohl mir die Scherben meines kaputten Herzens noch immer in den Knochen saßen und sich bei jeder Bewegung tiefer einkerbten. „Geht so.", murmelte ich und biss mir, wie so oft, unsicher auf meine Unterlippe. 

»Reiß dich jetzt zusammen Kate. Das gestern war nichts, es hatte nichts zu bedeuten. Es war lediglich eine Ablenkung, die er höchstpersönlich vorgeschlagen hatte. Du bist nur mit eingestiegen.« 

Beruhigten Gewissens nahm ich meine Hände vom Gesicht und richtete mich auf, so dass ich im Schneidersitz neben ihm hockte. Ein paar Fragen brannten mir dann doch noch auf der Zunge. Jetzt wäre die perfekte Gelegenheit, um sie los zu werden. Schlimmer als gestern konnte es sowieso nicht mehr werden. 

Tief durchatmen. 

„Ähm Hunter?", ich pausierte kurz. 

„Was gibt's Prinzessin?"

 Prinzessin? Okey nichts Neues. Nur jetzt fiel mir der verpasste Kosename jetzt erst richtig auf. 

„Wieso hast du das alles gemacht?", zögernd lugte ich über meine Schulter. 

Hunter zog verwirrt die Stirn kraus. Er brauchte wohl nähere Erklärungen. Also drehte ich mich zu ihm um. Meine Finger spielten nervös miteinander, als hätte ich massive Angst vor seiner Antwort. Im Prinzip konnten er und seine Antworten mir völlig egal sein. Waren sie aber nicht, weil wir somit zwangsläufig über dem Kuss sprechen mussten. Ein, mir viel zu unangenehmes Thema. Gott war ich blöd, wieso hatte ich ihn denn geküsst? Imaginär klatschte ich mir die flache Hand gegen die Stirn. 

All we have is NowWhere stories live. Discover now