13. Nickolas - ein wahrer Schmierlappen

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Jason begleitete uns zu einem mittleren Deck des Schiffs und blieb vor dem Eingang stehen. Aus seiner Hosentasche zog er zwei Schlüssel und zwei Karten. „Mit dem Schlüssel kommt ihr in eure Zimmer. Und mit den Karten könnt ihr alle Tätigkeiten auf diesem Schiff absolvieren. Essen, Einkaufen, Badeparadies..." Momentmal hier gibt es ein Badeparadies? Auf dem Schiff? Wie groß ist das Ding denn? Ich glaube sich zu verirren wird hier noch leichter als befürchtet.

Ich nahm den Schlüssel und die Karte seufzend in die Hand. „Eure Zimmer sind da hinten.", er deutet auf die Türen weiter hinten im Gang. „Wir sind hier vorne rechts, falls ihr uns sucht.", informierte er uns. Wir beide nickten.

„Wir treffen uns zum Abendbrot in dem Restaurant auf dem Deck obendrüber." und damit verschwanden unsere Eltern in ihren jeweiligen Zimmern.

Übrig blieb meine Wenigkeit und Nickolas, der mich dreckig angrinste. Nur bei ihm sah das nicht, wie bei Adam, heiß aus sondern abschreckend. Mit einem Augenverdrehen lief ich voraus und wusste dabei genau, was er hinter mir betrachtete. Schwein!

Vor meiner Tür blieb ich stehen und drehte mich geschickt zu ihm um. „Hör auf dich an mir aufzugeilen!", mit einem fälschlichen Grinsen machte ich mich schnell in meine kleine Kabine. Endlich auf Abstand. Diesen Geruch, ich hätte ihn nicht noch zwei Minuten länger ausgehalten. Umso froher war ich, dass Jason nicht auf die bekloppte Idee gekommen war uns ein Doppelzimmer zu besorgen. Bei dem Gedanken daran verzog ich mein Gesicht angewidert und ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Ich will nicht wissen, was dieser Nickolas über Nacht mit mir gemacht hätte.

Diese Bilder bekomme ich nicht mehr aus dem Kopf. Ich schüttelte mich ein Mal, dann kam ich endlich dazu mein Zimmer der nächsten vier Wochen zu betrachten. Es war jetzt nicht das größte, aber eigentlich ganz gemütlich und praktisch gebaut. In der Mitte, an einer Wand zu meiner Linken, stand ein großes Dopplbett, welches echt flauschig und bequem aussah. Der Schrank war in die Wand, rechts neben mir, eingebaut und auf derselben Seite ging es in ein klitzekleines Bad, was mit dem Nötigsten ausgestattet war. Ein eigenes Bad ist mehr als ich erwartet hatte.

Überrascht trat ich zu dem einzigen Fenster dieses Raums und warf einen Blick hinaus. Ich konnte aus diesem runden Bullauge die Wellen des Meeres sehen und einen Teil des unteren Verdecks. Ein Schmunzeln schob sich auf meine Lippen. So sehr mich dieser Ausflug ohne Adam langweilen wird, die Aussicht ist atemberaubend schön.

Plötzlich hörte ich ein lautes Signal des Schiffs. Was hatte das denn zu bedeuten? Verwirrt schaute ich auf das Verdeck herunter, doch erkennen konnte ich nichts. Das brauchte ich auch nicht. Wenig später merkte ich von ganz allein wie sich das Schiff in Bewegung setzte und das Meer, vor dem Fenster, mit leichten Wellen durchzog. Jetzt gab es wohl kein Zurück mehr. Wir hatten abgelegt und ich werde vier jämmerliche Wochen auf diesem Schiff ertragen müssen, sowie Nickolas der mich jetzt schon nervte.

Ich beschloss vor dem Abendbrot noch meine Sachen auszuräumen und in meine Kabine ein zu sortieren. Dann konnte ich auch gleich aus meinen verschwitzten Klamotten raus und unter die Dusche springen.

***

Ich hatte mir ein neues einfaches Shirt und eine kurze Hose angezogen. Das sollte doch reichen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es mittlerweile schon so spät war, dass ich mich langsam auf die Suche nach dem Restaurant machen sollte. Weil ich bestimmt erst einmal umher irren werde. Ich schnappte mir noch meinen Schlüssel und die Karte, um die Kabine anschließend zu verlassen.

Wie es der 'glückliche' Zufall so wollte, kam Nickolas natürlich genau zum selben Zeitpunkt aus seinem Zimmer. Zwei Türen weiter.

Düster und zerknirscht blickte ich ihm entgegen. Der hatte doch an der Tür gelauscht bis er gehört hatte, dass ich mein Zimmer verließ. Jede Wette. Nerviges kleines Etwas.

„Kate, was für ein Zufall.", spielte er übertrieben ahnungslos. Okey ja, er hatte definitiv gewartet.

„Ja, was für ein unglücklicher Zufall.", piepste ich ihm gespielt entgegen.

„Na, nicht so negativ. Da wir ja sowieso beide in die selbe Richtung müssen begleite ich dich am Besten.", er grinste mich wieder extrem widerwertig an und schob mich mit der Hand an meinem Rücken nach draußen, auf das Verdeck.

Draußen musste ich erstmal das machen, was jeder machen würde der bei Verstand ist. Ich schüttelte seine Hand von mir ab und erholte mich von seiner ekelhaften Berührung. „Tatsch mich nicht an.", maulte ich leise in mich hinein.

Dies entlockte ihm nur ein Lachen. An dieser Stelle sei mal gesagt, dass seine Lache irgendetwas an sich hat, was mich dazu bringen könnte von Bord zu springen. Ohne zu zögern. Seine Stimme ist beim Lachen so hoch, da glaubt man kaum, dass er normalerweise ein wenig tiefer redet. Anziehend war sein Lachen jedenfalls nicht. Abschreckend traf da schon eher zu.

„Ach Kate...", leicht lachend lief er neben mir her, auf dem Verdeck entlang. „...ich sehe doch in deinen Augen, dass du es dich beglücket, wenn ich in deiner Anwesenheit verweile."

Wow, ich glaube es nicht. Nicht nur ekelhaft sondern auch noch in allen Maßen von sich Selbst überzeugt und blind. Mensch, der Gute hat ja wirklich so gar keinen Realitätsbezug mehr.

„Ach ja?", hakte ich skeptisch nach.

„Ja, ich sehe es dir gänzlich an." Hatte der gerade gänzlich benutzt? Ja, hatte er. Da glaubt man doch nicht ernsthaft, dass er lediglich erst siebzehn ist.

„Wo siehst du das bitte in meinen Augen?", fragte ich skeptisch.

Er stellte sich urplötzlich vor mich hin und rückte meinem Gesicht näher, um mir fest in die Augen zu sehen. Wieder stieg mir dieser komische Geruch in die Nase.

„In jedem Winkel deines Auges spiegelt sich die pure Begierde wieder, mich endlich wieder zu erblicken." Also ganz dicht ist der auch nicht mehr. Kann er bitte aufhören, so geschwollen zu sprechen? Und sich mal eben fünfzig Meter von mir wegbeamen?

„Bilde dir nicht so viel ein. Wer hoch spricht kann tief fallen. Vergiss das nicht mein Guter.", falsch grinste ich ihn an und schob mich an ihm vorbei, zur Treppe die auf das obere Verdeck führte. Nicht ohne meine Augen noch einmal zu verdrehen. Der bringt mich zum Ausrasten.

Ich spürte die ganze Zeit, dass er mir hinterher lief. Das war bei seinen schwerfälligen Schritten auch nicht zu überhören. Ganz wohl war mir bei dem Gedanken, dass er HINTER mir lief, auch nicht.

Immerhin konnte er mich ohne jegliche Hindernisse anstarren und seinen Blick ungehindert an meinen Hintern fesseln. Bitte, wie er will. Aber ich drehe mich nicht um. Auch wenn ich wusste, dass er mich wahrscheinlich von oben bis unten abcheckte.

Zum Glück sollte ich bald im Restaurant angekommen sein. Ich spürte schon bei dem Gedanken daran pure Erleichterung. Deshalb lief ich nun auch einen Schritt schneller. An dem, wohl bemerkt, größten Restaurant auf diesem Schiff angekommen, ging ich geschwind rein, da wir durch dieses kleine, mehr oder weniger, Streitgespräch, sowieso schon spät dran waren. Im Speisesaal war ich erst einmal geplättet von der Pracht, die dieser Raum ausstrahlte.

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