Kapitel 13

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•Rowan•

"Entschuldigen Sie die Unterbrechung." sagte ich und steckte das Handy in meine Hosentasche.

Herr Greyson stellte seine Kaffeetasse ab und machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Schon okay, er soll ja nichts ahnen."

Ich lehnte mich zurück, dabei betrachtete ich nachdenklich die Liste vor mir.

"Und da sind Sie sich sicher?" erkundigte ich mich erneut, Herr Greyson nickte.

"Ja, diese 7 Personen haben vor Kades Karriere mit ihm...'gearbeitet', wenn man es so nennen kann."

"Was haben sie denn mit ihm zutun?" fragte ich und sah auf die Beschreibungen der Personen.
Paul Wagner war der erste, er war 36 und arbeitete in einem Sex-Shop.

"Wissen wir noch nicht. Wir wissen bloß, dass jeder von ihnen mal mit Kade gearbeitet hat, auf die eine oder andere Weise. Deshalb werde ich arrangieren, dass sie beide jeweils einer dieser Personen über den Weg laufen und Sie quetschen Kade darüber aus."

Ich betrachtete die Liste unglücklich und seufzte.

Eine Person hieß Rebecca Hilton, offensichtlich war sie Stripperin und in Kades' Alter.
Es gab auch weitere Namen.

Tristan, Jason, Naomi, Henry und einen gewissen Caleb Thompson...

"Muss das sein? Das ist voll viel Arbeit, ich würde es ganz gerne auf meine Weise machen..." sagte ich, in der Hoffnung endlich zu Kade zu können.

Dass er angerufen hatte, machte mich glücklicher als ich zugeben wollte und seine weiche Stimme ließ mein Herz schlagen.

"Muss sein, nur so entlocken wir ihm auch eine Reaktion."

Genervt faltete ich die Liste und stopfte sie in meine Hosentasche.

"Von mir aus...aber ich weiß echt nicht, wieso das nötig ist. Ich bekomme aus ihm schon raus was Sie brauchen." verteidigte ich, doch Herr Greyson sah wieder auf seinen Laptop.

"Das beschleunigt die Sache bloß. Ich denke nämlich nicht, dass sie schon sein volles Vertrauen genießen."
Er bedachte mich mit scharfem Blick, erst wollte ich etwas entgegnen, aber nur Luft verließ meine Lippen.

Nach der Sache mit den Karten war Kade trotzdem noch misstrauisch.

"Ist der alte Bodyguard eigentlich auch auf der Liste?" fragte ich neugierig.
"Wegen ihm bin ich ja an seiner Stelle..."

Herr Greyson kratzte sich durch sein schütternes, graues Haar und seufzte.
"Nein, über Herr Harris konnten wir so gut wie nichts herausfinden...nur, dass er der Begleitschutz von Kade war. Sein Aufenthaltsort ist uns unbekannt."

Schade, den hätte ich wirklich gerne kennengelernt.
Natürlich nicht um uns zu vergleichen.

"Okay, Okay." ergab ich mich, stand auf und ging zur Tür.
"Wenn es was neues gibt, sage ich Bescheid."

"Ich weiß."

Seufzend schloss ich die Tür hinter mir und verließ das Gebäude.

Kade hatte mir die Liste geschickt mit Zeug, das er umgehend haben wollte und keine Zeit bis morgen hatte.

Ich sah auf mein Handy, während ich ins Auto einstieg.

Neuer Kaffee, logisch.
Katzenfutter, ja okay.
Obst, warscheinlich für diese ekligen Smoothies.
Fensterreiniger, konnte er sich keine Putze leisten?

Ab da wurde es etwas skurril.

Kabelbinder, Mülltüten und Taschentücher? War ich etwa unbewusst Mittäter eines Mordes?
Und wofür waren drei Packungen Schmerztabletten, zwei Packungen Einweghandschuhe und ein verdammter Kugelschreiber?
War es persönlich, heimlich Doktor zu spielen und anderen die Prostata zu untersuchen?

Ach toll, ganz unten stand Schokolade.

•••

Mit den Tüten voller Einkauf quetschte ich mich an den Paparazzi vorbei, die mir unentwegt Fragen stellten, die ich aber gekonnt ignorierte.

Ich ging den Weg zum Haus und schloss ungeschickt die Tür auf, die Schokolade wog einiges.

Seit der Sache beim Benefizkonzert von vor drei Tagen war Kade erstaunlich stark in den Vordergrund getreten, nicht nur im positiven Sinne.
Es tat mir fast leid, aber das war mein Job.
Sollte es jedenfalls sein.

Ich vertrieb die negativen Gedanken und ging ins Haus, so dass das Blitzlichtgewitter und Fragengewirr verstummte.

"Kade, ich bin da." rief ich durchs Haus und stellte die Tüten auf der Arbeitsplatte in der Küche ab.
Kade bestand auf diese blöden Papiertüten, bei denen immer die Henkel rissen.

Ich wartete noch kurz, Lancelot, der dicke rote Kater von Kade, kam vorbei und schrie mich an, aber ich hörte keine Antwort von Kade.

"Kade?" rief ich lauter, dann hörte ich Schritte.
Warscheinlich war er einfach duschen oder hat geschlafen.

Ein Schatten kam die Treppe runter, ich wollte gerade zum reden ansetzen, aber die Worte blieben mir im Hals stecken.

Das war nicht Kade, dort stand ein fremder Mann, etwa meine Größe und mit braunen Haaren, die ihm wild vom Kopf abstanden.

Sein Hemd war aufgeknöpft, die Hose nicht ganz oben und ein zufriedenes Grinsen stand auf seinem Gesicht.

Ich starrte ihn an, geschockt und unschlüssig, denn wer zur Hölle war das.

Ein Einbrecher vielleicht?
Sofort stürmte ich auf ihn zu, blitzschnell drehte ich ihm den Arm auf den Rücken und presste ihn gegen die Wand, ehe er sich wehren konnte.

"Alter, hey!" rief er mit tiefer Stimme und keuchte, die grünen Augen kniff er dabei vor Schmerzen zusammen.

Gut, denn wer war der Kerl?

"Wer bist du? Wie kommst du hier her und was hast du mit Kade gemacht!" herrschte ich ihn an und verstärkte den Druck.

Er stöhnte gequält.
"Was soll ich denn gemacht haben?!" schrie er zurück.

Wie war dieser Kerl an den Paparazzi vorbeigekommen?

"Wenn du keine weiteren Schmerzen willst, dann halt still. Ich ruf die Polizei!"
Ich durchsuchte ihn nach Waffen und wollte gerade nach meinem Handy greifen, da hörte ich Kade überrascht
"Nein!" schreien.

Ich stoppte in der Bewegung und sah zu Kade hoch, der quicklebendig am Ende der Treppe stand und uns panisch ansah.

"Rowan, das ist Caleb! Er ist lieb!"

Ich musterte Kade und auch er hatte außer einer Unterhose nichts an.

Es dauerte einen Moment bis ich begriff, dass hier was anderes abgelaufen war.

•••

Bodyguard || BoyxBoy [Beendet]Where stories live. Discover now