Kapitel 38

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•Kade•

Ich lag nackt und befriedigt neben Rowan in meinem Bett. Meinem frisch gemachten Bett!

Dieser Mann hatte heilige Lippen, sie mussten mit irgendwas gesegnet sein, anders konnte ich mir nicht erklären, wie er mir so ein Feuerwerk in mir entfachen konnte.
Dreimal.

Jetzt kuschelte ich mich an ihn, spürte die Hitze, die von ihm ausging, konnte fast seinen Herzschlag hören, seinen ruhigen Atem auf meiner Haut.

"Kade?" hörte ich sein Murmeln.

Ich brummte bloß und fuhr mit den Fingern über seine Bauchmuskeln.

"Als damals auch mein Vater starb, kam ich ins Waisenhaus." sagte er.

Das war ein plötzlicher Themenwechsel. Neugierig hob ich den Kopf. Wollte er von seiner Vergangenheit reden?
Von sich aus?

"Wirklich?" erfragte ich, ohne zu drängen.

Ihn umgab eine gewisse Ruhe, während er das sagte. Es war spannend zu beobachten, wie er nachdenklich und aufmerksam zugleich ins Leere starrte, als wäre dort der Text, den er vorlesen musste.

"Ja, Pflegefamilien wollen keine Kinder die schon so alt waren wie ich."

"Oh Baby..." meinte ich, wusste aber auch nicht genau, was ich dazu sagen sollte. Ich wusste es ja, Kinder zu bekommen war leicht, aber welche adoptieren? Da musste schon alles passen.
Ich wollte ihn nicht bemitleiden, das war auch sicher nicht das, was er wollte. Er wollte es erzählen, fand, dass ich es wissen sollte, so wie ich ihm das mit River erzählt habe.

"Ich war damals ziemlich genervt davon. Ich hatte keine Familie, keine Freunde, in der Schule lief es schlecht...ich hatte das Gefühl, dass die ganze Welt gegen mich war."
Das klang ziemlich deprimierend, aber das Gefühl kannte ich.

Niemanden zu haben, sich allein zu fühlen.

"Ich rutschte ab, sagt man das so? Schmiss die Schule in der zehnten Klasse und lungerte auf der Straße herum. Ich legte mich mit jedem an, hatte keine Lust auf andere Leute und wollte einfach mit mir selbst fertig werden." Seine Stimme klang rau, ein gedankenverlorener Ausdruck huschte über sein Gesicht; man sah, wie er an die Zeit zurückdachte.

"Du warst ein Rowdy?" hinterfragte ich schmunzelnd, um ihn wenigstens ein bisschen aufzuheitern.

"So ähnlich, ja." Wir sahen uns an.
"Etwa ein halbes Jahr, in dem ich herumlungerte und sehr viel Mist machte, verging, da traf ich bei einem Ladenüberfall- nein, nicht ich war der Täter- auf einen Mann, der die Räuber ganz leicht überwältigt hat. Man hat es ihm nicht angesehen, doch es war so."

Ich betrachtete ihn neugierig und blieb stumm. Er sollte seine Geschichte erzählen.

"Nachdem die Polizei da war, bin ich ihm gefolgt; er lief in ein Boxstudio. Ich bin ihm weiter hinterhergelaufen, war neugierig. Auch wenn ich dachte, ich sei unauffällig gewesen, dieser Kerl hatte es bemerkt. Er sprach mich an, fragte mich, was ich denn hier wollte." Ein kurzes Lachen kam von ihm.
"Nachdem ich gesehen hatte, wie er die Typen in dem Laden aufgemischt hatte, wollte ich ihn natürlich nicht umbedingt anmachen. Wir kamen ins Gespräch..."

"Und dann?" Ich war gespannt, wie es weiterging. Was er durchgemacht hat. Rowan war recht verschlossen, zwar freundlich, aber doch wie ein Bummbär.

"Es stellte sich heraus, dass dieser Mann eine Firma für Begleitschutz leitete." Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen.

"Und so bist du der durchtrainierte Bodyguard geworden, der mich beschützt?" fragte ich grinsend, er verdrehte die Augen, ebenfalls grinsend.

"Ja, so oder so ähnlich."

Ich richtete mich auf und gab ihm einen langen Kuss.
"Ich bin stolz auf dich." flüsterte ich gegen seine Lippen, er lächelte nur leicht.

"Kade, ich hab blöde Dinge getan. Sehr blöde. Ich hab fast leben zerstört." Seine Miene verdüsterte sich.
Sanft strich ich ihm eine Locke aus dem Gesicht.

"Das kann sein, aber der Mann hier vor mir...du bist ein so wundervoller Mensch. Du hast dich geändert und hilfst den Leuten."

Rowan verzog das Gesicht. "Und wenn nicht? Wenn ich es doch noch tue?"

"Niemals." Ich sah ihn entschlossen an. "Du bist schließlich ständig bei mir, welches Leben kannst du da schon zerstören können?"

Erst sagte er nichts, dann lächelte er leicht. "Stimmt. Es ist ja vorbei."

Etwas unausgesprochenes lag in seinen Worten, doch ich fragte nicht weiter nach. Wozu auch, es wäre nur eine Erinerung für ihn.

Doch uns stand nun die Zukunft offen.

Ich hatte es im Gefühl, alles konnte nur besser werden.

•••

Bodyguard || BoyxBoy [Beendet]Where stories live. Discover now