Kapitel 58

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Einen Monat später...

•Kade•

Genervt schüttete ich den letzten Rest Milch in mein Müsli.

Die letzten Tropfen lösten sich fadenartig vom Rand, ich betrachtete die Pampe vor mir.

Mein seltener Appetit verging damit auch, kraftlos schob ich die Schüssel mit einem Schaben von mir weg und kuschelte mich mehr in die Decke um meine Schultern.

Ich sollte mal einkaufen, sagte ich zu mir selbst, aber dann müsste ich rausgehen und draußen war es scheiße.

Das Wetter war scheiße, die Menschen waren scheiße, das Leben war scheiße.

Die Dosensuppen, die mir meine Mutter gebracht hatte, standen noch auf der Kücheninsel und verspotteten mich und meinen ausbleibenden Hunger.

Jaja, ihr wurdet nicht schlecht, ich weiß. Euch konnte man ewig stehen lassen und ihr würdet noch genauso schmecken wie vorher.
Weil ihr nichts an euch ranlasst.

Ihr seid dicht verpackt, keiner kann euch was.

Ich wäre gerne eine Dosensuppe.

Dann stünde ich stark wie vorher an meinem festen Platz und ließe alles an mir abprallen. Aber nein, ich lief nächtelang schlaflos im Haus herum, in eine Decke gehüllt, einsam und stank.

Aber das war gut so.

Ich brauchte niemanden.

Ich war alleine am glücklichsten.

Jedenfalls redete ich mir das solange ein, bis ich es glaubte und vielleicht wahr wurde.

Schließlich verletzten einen die Menschen die man liebte.

Nein, allein war ich am besten aufgestellt. Mit meiner Decke, meinen Dosensuppen und mir selbst.

Ich tappste barfuß durch die Küche ins Wohnzimmer, lief dabei am Spiegel vorbei, in den ich lange keinen Blick mehr geworfen hatte.
Sollte ich?

Vielleicht.

Ja.

Mein Kopf drehte sich von selbst und betrachtete die Schmach, die ich zum Ausdruck brachte.

Meine Haare wurden langsam zu lang, waren fettig und hinge schlaff an mir herab. Die Augenringe waren quasi meine zweite Haut und der Bart in meinem Gesicht ließ mich aussehen wie eine abgefuckte Version von Walter White aus Breaking Bad.

Ich wand den Blick ab.

Nein, so sahen keine Gewinner aus.

Meine Beine trugen mich noch zur Couch, auf die ich mich fallen ließ.

Du bist da, wenn ich dich brauche. Meine Couch.
Wobei du auch keine Füße hast mit denen du wegrennen könntest, keine Augen die mich deinen Schmerz sehen lassen und keinen Mund, aus dem so schreckliche Worte kommen.

Mein Seufzen war das einzige Geräusch in dem viel zu leeren Haus.

•••

Es muss Abends gewesen sein, als es klopfte.

Erst wunderte ich mich, woher das Geräusch kam, dann erkannte ich die Haustür und rief bloß ein: "Herein!"

Sowas hätte ich früher nie gemacht, ich hatte immer auf die Leute in meinem Umkreis geachtet, aber was brachte das jetzt noch? Es war wohl nie genug gewesen.

Ich hörte das Quitschen der Türschaniere, kurz darauf eine mir nur allzugut bekannte Stimme.

"Man, hier sieht es ja scheiße aus." sagte Caleb, ich seufzte.

Bodyguard || BoyxBoy [Beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt