Kapitel 07

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•Rowan•

Das Studio von Industrial Music erstreckte sich über zwei Etagen in diesem Hochhaus.

Kade hatte als Aushängeschild des Verlags das größte Tonstudio.

Es befand sich an der Fensterfront, bestand aus einem großen Bereich zum Chillen mit Couch und Fehrnseher, einer modernen kleinen Küche neben einer Tür zu einem Badezimmer und war wirklich modern und schick gehalten.

Die Tonstudios in denen ich bisher war rochen alle nach Gras, Pizzakartons stapelten sich auf viel zu kleinen Raum und die Geräte waren nicht mal ansatzweise so modern wie hier.

Die Fensterfront umrahmte die Couch auf der ich seit gut 4 Stunden saß und wartete, während Kade, der hier völlig in seiner Rolle als Sänger aufzugehen schien, mit seinem Produzenten und Herr Huntley besprach, wie der neue Song werden sollte.

Sie taten nichts außer reden und ein paar Beats ausprobieren, ich schlief fast ein.

Am Tonpult saß noch ein Tontechniker, dessen Name mir entfallen war und drehte an irgendwas rum.

Die Tonkabiene dahinter war beeindruckend, groß, mit Holz verkleidet und sah teuer aus.

Herr Thompson, Herr Huntley und Kade redeten die ganze Zeit, doch auch sie schienen langsam müde zu werden.

Ich konnte nicht verhindern, dass ich erleichtert aufstöhnte, als es hieß:
"Schluss für Heute."

Gott sei dank, ich brauchte dringend mein Bett!

Der Chef, Kade's Agent und der Tontechniker verschwanden, schon war ich alleine mit dem Star und sah ihn gelangweilt an.

"Was denn?" fragte er und räumte die Kaffeetassen in die Spüle der Küche.

Ich zuckte mit den Schultern.

"Nichts...bloß" ich sah etwas verwirrt umher, "ich hatte mehr Action erwartet" gestand ich.

"Action?" fragte Kade nach und schmunzelte belustigt.
"Soll ich etwas explodieren lassen und Damen in Nöten retten?"

Verlegen sah ich auf den roten Teppichboden.
"Ne...aber macht ihr nicht Musik?"

Kade betrachte mich kurz verwirrt.
"Weil wir heute nicht gesungen haben, meinst du?"

Er hatte mich gerade geduzt! In meinem Kopf markierte ich das als Fortschritt.

Ich nickte verunsichert, denn wo ich sonst war, wurde immer was gesungen, egal wie schlecht es auch war, und ich war verdammt neugierig, wie Kade in real klang.

Ich hatte mir zwar Songs von ihm angehört, aber live war das was anderes und ich hatte mich tatsächlich gefreut ihn zu hören.

"Okay, dann bekommst du ein kleines Privatkonzert." sagte er, weiterhin belustigt.

Ich fühlte mich zwar dumm, aber mein Herz machte bei diesem Satz trotzdem einen Sprung.

Ehe ich noch was sagen konnte war Kade in der Kabine und hatte Kopfhörer auf.
"Willst du was spezielles hören?" erkundigte er sich.

Alles was ich tat war mit den Schultern zu zucken und ihn verblüfft anzustarren.
Ich hatte jetzt auch keinen Lieblingssong von ihm, mir gefiel aber seine Stimme.

"Was langsames vielleicht?" fragte ich vorsichtig, er schmunzelte und deutete auf seine Ohren.

"Damit ich dich höre musst du den kleinen grünen Schalter über dem Pad umlegen."

"Oh." brachte ich überfordert raus und suchte den Schalter, als ich ihn umlegte, sah ich peinlich berührt zu Kade.
"Äh...ich- also was langsames?"

Erleichtert legte ich den Schalter wieder um, als er diesmal nickte und die Kopfhörer nochmal zurechtrückte.

Kurz hielt ich den Atmen an, vor Aufregung vielleicht, oder aus Nervosität.
Es schien ihm aber keine Umstände zu machen, stattdessen sang er einfach drauflos.

Ich kannte das Lied nicht, aber es war tatsächlich langsam und tief, passte perfekt zu seiner Stimme und schmiegte sich quasi an ihn.

Seine Augen waren geschlossen, während er dort stand und für mich sang, nur für mich, als hätte er im Leben nichts anderes gemacht als singen.
Die blaue Haarsträhne fiel über seine Stirn, er sag verträumt aus.

Am ganzen Körper bekam ich Gänsehaut, ob ich lächelte oder nicht merkte ich gar nicht, so fokussiert war ich auf Kade und seine Stimme, die in diesem Moment nur ich hören durfte und kein anderer.

Seine Stimme war wie ein herrlicher Duft, der mich einlullte und gefangen hielt, wie in einem sanften Sturm, der sich um mich drehte und jede harte Kante meiner selbst weich werden ließ.

Als das Lied endete war der Rausch nicht vorbei.

Kade blieb in der Kabine und lächelte mich fast schüchtern an.

"Und?" fragte er, ich lächelte überrumpelt und legte den Schalter wieder um, damit er mich hörte.

Kurz suchte ich nach den passenden Worten, doch wie konnte man etwas beschreiben, was einem selbst noch schwerfiel zu fühlen?

"Wow..." murmelte ich bloß und lächelte ehrlich.
"Das war wirklich fantastisch..."

Kade grinste breiter und schien sich ehrlich zu freuen.

Ehe er die Kopfhörer abnehmen konnte, hielt ich ihn auf.

"Warte! Kannst du...vielleicht..." stammelte ich, er sah mich neugierig an.

"Ja?"

"...noch mehr singen?" murmelte ich verlegen, was ihn lächeln ließ.
"Außer du willst Nachhause!" ergänzte ich schnell, aber sein Blick wurde sanfter.

"Nein, ich singe gerne noch mehr."

Ich nickte und setzte mich auf den Stuhl des Tontechnikers, legte den Schalter wieder um und sah in freudiger Erwartung zu Kade.

Er schmunzelte und begann wieder mit singen, doch diesmal sah er mir in die Augen und bewegte sich auch etwas mehr.

Lied um Lied ging das so, keine Ahnung wie lange wir noch in diesem Studio verbrachten, doch selbst als es dunkel wurde, hörten wir nicht auf.

Ich stützte den Kopf auf dem Pult und lauschte lächelnd seiner rauer Stimme, die sanft in meinen Gedanken tanzte und mich einhüllte.

Der Moment kam mir besonders vor, und wenn Kade und ich bis jetzt noch keinen guten Draht zueinander gefunden hatten, das hier war ein Schritt in die richtige Richtung.

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Bodyguard || BoyxBoy [Beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt