Kapitel 59

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•Kade•

An einem Sonntag im November hatte mich Evangelien angeschrieben.

Ich dachte immer, ich sei erwachsen genug um Problemen mit erhobenem Haupt und gelassener Haltung entgegenzutreten, aber dem war wohl nicht so.

Ihr Verrat hatte wehgetan, sehr.

Wir waren beste Freunde, jedenfalls dachte ich das immer, doch als ich erfahren hatte, dass sie das mit den Fotos war, zerbrach auch dieses Puzzelstück in meinem Leben.

Als Star konnte ich nicht viele Leute an mich heranlassen, ich dachte ich könnte auf sie zählen, schließlich hatte sie schon viele Stars kennengelernt und kannte sich in dem Business aus.

Aber sie hatte mir wohl etwas vorgespielt, vielleicht hätte ich wissen müssen, dass die Redakteurin einer Klatsch-Zeitung irgendwann die Beziehung ausnutzt und sich gegen mich wendet.

Sie bekam ihre Story, ich einen weiteren Skandal.

Eve hatte gefragt, ob ich mich auf einen Kaffee mit ihr treffen könnte, nur um zu reden. Irgendwie tat aus gut dem Haus zu kommen, die meiste Zeit lag ich herum und tat nichts, daher konnte ich wenigstens diese Baustelle in meinem Kopf abbarbeiten.

Sie saß schon in unserem üblichen Cafe, als ich ankam hob sie schüchtern die Hand.

Ihre blonden Haare waren zum Dutt gebunden, sie trug eine helle Jeans und einen feinen rosa Strickpulli, ihr Lippenstift war knallrot wie immer.

"Hallo." begrüßte ich sie und setzte mich. Wie hatten uns lange nicht gesehen, trotzdem kamen meine freundchaftlichen Gefühle hoch.

Ich wollte ihr irgendwie alles über mein Leben erzählen, was passiert war und wie es mir ging, doch zwischen uns stand ihr Verrat und es tat weh, dass zwischen uns niemals mehr alles wie vorher sein würde.

Aber würde es das jemals wieder irgendwie sein?

"Hey." antwortete sie, man sah wie nervös sie war; ein verhaltenes Lächeln umspielte ihre Lippen.

Während ich mir die Jacke ausszog, schob sie  mir einen Kaffee rüber mit den Worten: "Hab schon mal für dich bestellt."

Ich murmelte ein Danke und führte das warme Getränk an meine Lippen. Mir war so kalt, dass es sich richtig gut anfühlte jetzt etwas heißes meine Kehle hinablaufen zu lassen.

"Ich wollte mich bei dir entschuldigen." begann Eve, ich hörte ihr nur zu. Was sollte ich auch sagen? Danke für den Kaffee, ich verzeihe dir, schick mir eine Postkarte vom nächsten Thailand-Urlaub?

"Ich erwarte nicht, dass du es mir verzeist..." - ihre Stimme klang zittrig, als müsse sie die Tränen zuruückhalten - "...aber ich will es dir erklären. Warum ich es getan habe."

Tief atmete ich durch, holte Luft, versuchte keine pampigen oder gemeinen Antworten zu geben. Eine Chance sich zu erklären wollte ich jedem geben der mich in letzter Zeit hintergangen hatte.

"Nagut, ich höre."

Ihr Blick richtete sich auf die Tasse vor ihr, die sie mit ihren langen Fingern umschloss.

"Wir haben Geldprobleme... in der Redaktion, meine ich. Die Zeitschrift wird unbeliebter und ich brauchte entweder eine richtig gute Story oder Geld." Sie seufzte.
"Ich habe einen alten Freund um Rat gebeten, er meinte, wenn ich ihm skandalöse Bilder von dir gebe, dann gibt er mir das Geld und ich könnte sie benutzen."

Ein ungutes Gefühl kam in mir hoch.
"Einen alten Freund?"

Eve sah mich unsicher an. "Ja, Herr Greyson von Greyson Industries. Wir haben schon früher solche Geschäfte gemacht und da dachte ich..."

"Da dachtest du, du ruinierst meine Karriere, um dir selbst zu helfen?" gab ich genervt zurück.

Herr Greyson, schon wieder dieser Kerl. Früher hatte ich ihn einfach für einen Produzenten gehalten, wie Herr Thompson, aber dem schien nicht so. Der Typ war gefährlich.
Er hatte schon Rowan gezwungen, die Drecksarbeit zu erledigen, ich konnte mir vorstellen, dass er auch Eve gezwungen hatte etwas zutun, dass sie nicht so toll fand.

Das war keine Entschuldigung, aber eine Erklärung.

Ihr Blick glitt wieder nach unten.

"Ich wusste mir nicht anders zu helfen, und als ich unterschrieben habe wusste ich nicht, dass es solche Fotos sein würden."

Seufzend fuhr ich mir mit den Händen übers Gesicht.
"War das der einzige Auftrag von ihm?" fragte ich, sie nickte. Eine Träne löste sich aus ihrem Auge, ich wusste nur nicht, ob sie echt war.

"Okay, dann weiß ich es ja jetzt." Mit diesen Worten stand ich auf und trank meinen Kaffee aus.

"Was weißt du jetzt?" hinterfragte Eve und machte große Augen, als ich mich zum Gehen wand.

"Dass ich niemandem mehr wirklich vertrauen kann."

•••



Bodyguard || BoyxBoy [Beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt