Kapitel 52

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•Kade•

Als ich aufwachte, war mein Kopf wie in Watte gepackt.

Alles fühlte sich schwer an, einen Moment lang war mein Kopf leer.

Ich dachte an nichts, fühlte nichts, war bloß da und starrte die leere Wand an.

Dann brachen die Erinerungen der letzten Nacht über mich ein und mit einem Mal war alles wieder da.

Rowan, sein Job - sein Betrug - dieses Gespräch, sein Geständnis.
Das Video, die Bilder, die Presse, meine Karriere.

Verdammt.

Ich wollte nicht aufstehen, wollte lieber im Bett bleiben und mich zurück in die bequeme Ahnungslosigkeit des Schlafes fallen lassen, doch nun war ich wach und somit drängten sich auch meine Probleme, von denen ich einige hatte, in den Vordergrund.

Tschüss Schlaf, Hallo quälende Aufgaben des Lebens.

Mit Blick auf die Uhr stellte ich erschreckenderweise fest, dass es bald Mittag war. Zwar bekam ich nach Konzerten immer einen Tag frei um mich zu erholen, aber ich schlief nie so lange. Eigentlich war Rowan derjenige der...

Rowan.

Ein erschöpfter Seufzer entfuhr mir.

Nach allem was gestern war, seinem Geständnis, seiner Offenheit und seiner Ehrlichkeit, von der ich nicht wusste ob sie auch glaubwürdig war, kam es mir dennoch seltsam vor ihn nicht neben mir liegen zu haben.

Nachdenklich strich ich über die freie Seite meines Hotelzimmerbettes.

Unter anderen Umständen wären wir nebeneinander aufgewacht, ich hatte mich gefreut mit ihm in verschiedenen Städten unterwegs zu sein, nur kam mir das jetzt eher wie ein unwirklicher Traum vor.

Scheiße, ich wusste nicht was ich noch sagen oder tun sollte.

Ich erinnerte mich an die Tour mit River damals. Wie amüsant, dass sich alles wiederholte.

Oder?

Mein Blick galt der Zimmerdecke. Wiederholen würde es sich nur, wenn wir uns trennten, doch irgendwie kam mir der Gedanke seit gestern gar nicht. Ich war natürlich sauer auf Rowan, enttäuscht und wütend und am liebsten wollte ich ihm eine reinhauen, aber trennen?

Der Gedanke ihn nicht mehr an meiner Seite zu haben tat mehr weh als sein Verrat, und wenn ich so darüber nachdachte war vielleicht mein Vertrauen zu ihm gebrochen, jedoch nicht meine Liebe.

Nein, Schluss machen wollte ich nicht.

Langsam richtete ich mich auf und strich mir die vom Schlaf zerzausten Haare aus der Stirn.

Rowan hatte einen Job gemacht, den Job den er machen musste um zu überleben, denn Geld brauchten wir alle. Es war zwar scheiße für mich, aber notwendig für ihn.

Wenn ich so darüber nachdachte, dann wurden diese ganzen Probleme mit der Zeit auch weniger. Vielleicht hatte Rowan sie alle verursacht, doch je mehr vertrauen ich zu ihm gewann und je mehr ich mich in ihn verliebte, desto weniger wurde es.

Vielleicht, weil auch er sich langsam in mich verliebt hatte und es nicht ertragen konnte mich leiden zu sehen?

Und wie er sagte, den ganzen Monat und die Zeit davor war quasi nichts passiert.

Er liebte mich, und wenn ich seinen Worten schon nicht glauben konnte, so vertraute ich dennoch meinem Gefühl. Ich hatte gespürt wie sehr er mich liebte.

Jeder Kuss, jede kleine Berührung, unsere Zeit zusammen, das alles hatte mir bewiesen, dass ich nicht nur ein Auftrag für ihn war. Sonst könnte er ja nun gehen, oder?
Wäre ich nichts weiter als ein Job, dann wäre er doch schon gegangen und hätte mich verlassen.

Aber nein, er stand vor mir und sagte mir, dass er mich liebte. Die Ehrlichkeit in seinen Augen konnte nicht gespielt sein. Das zwischen uns war echt, und etwas besonderes, und er hatte mir all das über sein Leben und seinen Beruf verraten, weil er mir vertraute.

Nur was sollte ich nun tun?

Ich konnte nicht einfach weitermachen wie bisher. Ich war verletzt, fühlte mich verraten, aber an allem konnte man arbeiten.
Und das wollte ich.

Ich brauchte nur Zeit das zu verarbeiten.

Mein Blick huschte zu meiner Gitarre.

Ich brauchte jetzt Musik. Genau so verarbeitete ich den Schock, dachte über meine Probleme nach.

Aber vielleicht sollte ich erst duschen.

•••

Bodyguard || BoyxBoy [Beendet]Where stories live. Discover now