Kapitel 53

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•Kade•

Es war später Nachmittag, als ich endlich aus meinem Zimmer kam und mich in die Lobby zu den anderen gesellte.

Die Musik hatte mir gut getan, ich fühlte mich freier, mein Kopf war etwas leerer, und ich fand endlich den Mut Rowan gegenüberzutreten.

Ein bisschen Angst hatte ich schon, mein Herz schlug wie wild gegen meine Brust.

Ich hatte darüber nachgedacht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Ob ich eher cool war, unnahbar, den Nachtragenden spielte oder einfach wütend und gereizt sein sollte, aber irgendwie passte nichts davon zu mir.

Irgendwie würde ich mich schon zeigen, aber als ich Rowan und Herr Huntley in der Lobby des Hotels sitzen sah, wurde mir kurz schlecht vor Nervosität.
An ihrer Seite standen Herr Thompson und...sein Sohn Caleb.

Oh Gott, war keine gute Idee gewesen.

Etwas langsamer als zuvor noch schlich ich auf sie zu, als er Herr Huntley mich bemerkte hob er die Hand und wunk mich zu sich.

Auch die anderen bemerkten mich, Rowans Blick konnte ich nicht ganz deuten. War er ebenso nervös wie ich? Ängstlich? Vielleicht sogar sauer?

Egal was jetzt kam, unsere Beziehungsprobleme mussten wir hinten anstellen.

Bei den Männern und Huntley angekommen hob ich die Hand in die Runde.
Ich murmelte eine Begrüßung, versuchte nicht allzu sehr auf Rowans Blick zu reagieren und wand mich meinem Produzenten zu.

"Sie sind extra gekommen?" fragte ich gerührt, er legte eine Hand auf meine Schulter.

"Natürlich, und es geht hier nicht nur um deinen Ruf. Der Ruf meiner Firma und meiner Familie steht auf dem Spiel, und wer immer das Video hochgeladen hat wird dafür bezahlen müssen."

Ich sah kurz zu Caleb, dessen Miene so unergründlich war wie immer.

"Es tut mir trotzdem Leid. Nicht nur die Sache mit diesem Film, auch die Affäre mit Ihrem Sohn." entschuldigte ich mich, im Augenwinkel konnte ich Caleb zucken sehen.

Herr Thompson nickte. "Sehr erwachsen von dir dich zu entschuldigen. Du bist reifer als manch anderer hier." Sein Blick glitt auffällig zu seinem Sohn, der den Blick nur abwand.
"Jeder macht Fehler in seiner Vergangenheit, wir versuchen das aus der Welt zu schaffen und schauen dann weiter."

Seine ruhige und zielstrebige Art Probleme zu lösen hatte mich schon immer fasziniert und auch jetzt fiel es mir leichter durchzuatmen und das ganze mit Ruhe anzugehen.
"Danke." sagte ich lächelnd und schaute dann zu Herr Huntleys Laptop, den er auf seinen Beinen plaziert hatte, und um den alle anderen standen.

"Was gibt es denn bis jetzt?" erfragte ich noch und stellte mich neben Rowan, dessen Nähe ich so stark spürte als würde er mich berühren.

"Die Bilder haben die Quelle von einem unbekannten Twitter-User." erklärte Huntley und schob seine Brille zurecht. "Hier sind sie."

Ich beugte mich runter und erkannte mich schlafend in meinem Bett. Viel sehen tat man nicht, bloß, dass das wohl ich war und schlief. Wer das Bild gemacht hatte war auch nicht zu sehen, nur an der Seite hingen helle Haare ins Bild.

"Okay, das ist weniger Skandalös, oder?" fragte ich mit schief gelegtem Kopf.

"Ja schon, nur wurde sugeriert, dass du gewisse Beziehungen mit Fans hast und sie in dein Haus einlädst um mit ihnen...naja..."

"Zu ficken." sagte Caleb ungerührt, so dass Huntley knallrot wurde.

"Genau. Aber wir wissen ja, dass du kaum jemanden in dein Haus lässt, und die Haare auf dem Bild sind ja eher die einer Frau, und wie bereits viele andere nun wissen bist du eher an Männern interessiert."

Mein Blick huschte kurz zu Rowan, welcher schluckte und mich nicht ansah.

"Also denken die Leute es sei Fake?" hinterfragte ich und Herr Thompson nickte.

"Viele, genau, der Porno steht eher im Vordergund."

Mir trieb es die schamesröte ins Gesicht, dass so viele mich in so einer Situation gesehen hatten. Und in so vielen Positionen.

"Weißt du wer die Bilder gemacht haben könnte? Wer hat denn Zugang zu deinem Haus?" fragte jetzt Rowan, und einen Moment lang war ich versucht einen bissigen Kommentar abzulassen, entschied mich aber dagegen.

"Nur du, meine Mutter und..." Der Satz blieb in der Luft hängen, weil ich plötzlich an etwas denken musste. Etwas, dass ich verdrängt hatte.

Alle anderen sahen mich fragend an, doch ich inspizierte das Bild nochmal.

Meine Bettwäsche war weiß, bis auf...

"Oh Gott." murmelte ich entsetzt. Tausend Gedanken auf einmal schossen durch meinen Kopf.

"Was denn?" fragte Huntley, auch Thompson und Sohn runzelten die Stirn.

"Der Fleck da ist Marmelade...ich hatte Nachts damit geklecktert und wollte die Bettwäsche am nächsten Morgen waschen. Und an dem Morgen..." Mein Blick glit diesmal hilfesuchend zu Rowan, der meinen Gedankengang zu verfolgen schien.

Einen Moment dachte er noch nach, dann riss er die Augen auf.

"Evangelien!" riefen wir gleichzeitig aus.

Während Herr Thompson mich fragend ansah, wurde Herr Huntley blass um die Nase.

"Sie war an dem Morgen bei mir wegen Blumentöpfen. Sie saß mit ihrem Handy in meinem Bett und hat mich geweckt. Das war der Morgen an dem ich den Fleck an der Stelle hatte!" erklärte ich, die anderen verstanden es, nur Huntley schien es nicht glauben zu wollen.

Wollte ich ja selbst nicht, sie war eine meiner engsten Freundinnen, dass sie mich betrogen haben könnte tat mir im Herzen weh.
Aber es machte Sin.

"Dann sind die Haare da von ihr." sagte Rowan, ich schaute nur weiter meinen Agenten an.

"Aber...warum sollte sie das tun?" fragte er verletzt.

Hilflos zuckte ich mit den Schultern. "Ich weiß es nicht."
Irgendwie wollte ich ihn trösten.
Er war ein lieber Kerl und verliebt, und ihr Verrat traf mich genauso hart wie ihn, aber ich fand keine Worte.

"Wir gehen der Sache nach." sagte Herr Thompson und zückte sein Telefon.

Ich schaute das Bild an und seufzte.
Wieder verraten von einer Person die mir wichtig war.

Hörte das jemals auf?

•••

Bodyguard || BoyxBoy [Beendet]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt