Kapitel 57

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•Rowan•

"Was meinst du mit Caleb? Was soll mit ihm sein?" fragte Kade mich verwirrt.

Ich wischte mir den Schweiß an meinen Hosenbeinen ab; ich hatte lange darüber nachgedacht, ob ich ihm von meiner Theorie erzählen sollte. Denn auch, wenn ich Caleb auf den Tod nicht ausstehen konnte, war Kade aus einem mir unerfindlichen Grund trotzdem mit ihm befreundet.

Ich holte tief Luft und erklärte es ihm.

"Denk mal darüber nach. Die ganze Zeit war Caleb der einzige, der diesen Film hatte. Er muss dir ja nicht die einzige Kopie gegeben haben, vielleicht hat er sich vorher eine gebrannt und dir das Orginal gegeben, nur damit er noch etwas davon hat."

Kades Gesicht zeigte erst keine Regung, dann trat Unverständnis in seine Züge.

"Okay, aber wenn ich nicht die Einzige Kopie habe, dann hätte dieser ganze Skandal doch schon früher auftreten können. Ich meine, er hätte diese andere CD jemandem verkaufen können der sie dann hochgeladen hat, und das könnte ja wirklich jeder sein."

Ich rieb mir übers Gesicht um meine Nervosität zu verstecken.

"Aber denk doch an all die Zufälle! Ihr hattet Streit an diesem Abend, als er dir den Film mitgebracht hat. Warum hat er das getan? Ich glaube-"

"Was glaubst du?" Seine Stimme war gefährlich leise, ich sollte jetzt vorsichtig sein was ich sage.
Aber in meinem Kopf machte alles viel zu sehr Sinn.

"Ich glaube...", begann ich, "dass er dich liebt. Und weil wir zusammen sind, hat er dir den Film mitgebracht, nicht ohne eine eigene Kopie davon zu haben. Vielleicht dachte er du würdest deswegen mit mir Schluss machen. Als du das nicht gemacht hast, hat er die Kopie ins Internet gestellt."

Eindringlich sah ich ihn an. Er musste doch die Logik dahinter erkennen!

In seinem Gesicht zeichneten sich verschiedene Bilder ab, von Unglauben über nachdenken zu Erkenntnis, aber Verständnis? Keine Spur.

"Das ergibt keinen Sinn, warum sollte er das machen? Er schadet damit so ziemlich jedem, eingeschlossen sich selbst!"
Ich sah ihm an, wie wenig er verstehen wollte, was hier passierte.

Die beiden waren schließlich Jahre befreundet, aber anders konnte ich es mir nicht erklären.

Es brauchte Mut was ich jetzt sagen würde.
"Aus Eifersucht." sagte ich.

Kade starrte mich fassungslos an.

"Eifersucht? Das ist totaler Quatsch!" hielt er dagegen. "Vielleicht ist er in mich verliebt, aber deshalb setzt er doch nicht die Existenz seiner Familie aufs Spiel! Und meine Karriere und alles andere! Rowan, das ist absurd."

Sein Blick war wütend und verständnislos, während ich mich hier um Kopf und Kragen redete.

Ich konnte sehen wie wenig er glauben wollte, dass ihm noch jemand in den Rücken gefallen war.

"Denk doch wenigstens darüber nach." bat ich inständig. Er konnte doch nicht so dumm sein und nicht wenigstens darüber nachdenken!

"Was gibt es da schon nachzudenken?" Er wurde lauter, meine Bemühungen das hier friedlich über den Tisch zu bekommen waren gelaufen.
"Du beschuldigst meinen besten Freund, den ich wohlbemerkt länger kenne als dich," - okay, das tat weh - "mein und sein Leben zu versauen und so einen peinlichen und demütigenden Film hochzuladen, nur weil er ein bisschen Eiffersüchtig ist?"

Jetzt wurde auch ich laut.
"Ein bisschen?! Der Typ schmachtet dir hinterher wie ein ausgehungerter Wolf einem Reh!"

"Du übertreibst völlig!"

"Ich übertreibe?! Ihr hattet doch noch nachdem wir uns kennengelernt haben was am laufen!" warf ich ihm vor.
Schließlich konnte ich mich nur zu gut an den Tag erinnern, als ich diesen blonden Scheißkerl in seinem Haus aufgefunden hatte, nach einer wohl guten Session der beiden.

"Tja, er hat mich wenigstens nicht ausspioniert und versucht meine Karriere und mein Leben zu zerstören!"

"Was denkst du eigentlich was ich dir hier gerade zu erklären versuche?!" Mein Gott ich musste mich beruhigen.
"Wie naiv bist du denn?"

Kade stand auf und sah wütend auf mich herab. Ich wusste, was ich hier tat war nicht gut, aber mir reichte es langsam.

"Ich bin keineswegs naiv! Ich dachte nur ich könnte den Menschen in meinem Umfeld vertrauen, aber jetzt erklärst du mir, ich kann niemandem vertrauen und jeder den ich kenne will mir böses?"
Ich sah die Tränen in seinen Augen, ich sollte stoppen bevor einer von uns etwas sagte oder tat, was schlimm enden konnte.

Ebenso wütend stand ich auf.
"Ich dachte du hast mir verziehen? Ich will dir nur helfen, Kade!"

"Du hast mir genug geholfen!" schrie er.

"Du lässt dir gar nicht helfen!" schrie ich zurück. "So stur wie du bist lässt du dich auf keine andere Lösung als deine eigene ein! Es geht immer nur um dich!"

Mein Mund redete schneller als mein Kopf denken konnte.
"Warscheinlich hat River dich deswegen verlassen!"

Jetzt war es still, nur ich schnaubte vor Wut.

Kades Augen waren gefüllt mir Tränen, doch keine einzige lief über sein wutverzerrtes Gesicht. Die Blöße gab er sich nicht. Natürlich nicht.

Wir starrten uns einen Moment schweigend an, dann klatschte es laut und auf meiner Wange breitete sich ein brennender Schmerz aus.

Ich war so schockiert, dass ich einen Moment meine Wut vergaß und Kade nur verständnislos ansah.

Er betrachtete seine Hand, anscheindend ebenso schockiert.

Keiner sagte ein Wort, ich wagte es kaum mich zu bewegen, auch wenn meine Wange brannte wie Feuer.

"Du solltest jetzt gehen." sagte er schließlich, gefasster als erwartet.

Es tat weh, die Art wie er das sagte, so wie er mich ansah, einfach alles.

"Kade wir können immer noch darüber reden-"

"Nein." Seine Stimme war fester als gedacht, doch das Zittern konnte er nicht komplett verstecken. "Geh jetzt. Es ist aus zwischen uns. Ich will nicht, dass du jemals wieder mein Haus betrittst."

"Aber Kade-"

"RAUS JETZT!" schrie er plötzlich so laut, dass ich heftig zusammenzuckte.

Raus. Weg. Geh. Renn. Flieh.

Mein Kopf war voll und leer gleichzeitig, doch ich hatte nicht die Energie um noch weiter zu protestieren.
In einer schnellen Bewegung ging ich zur Tür und öffnete sie, ohne mich nochmal zu ihm umzudrehen.

"Wenn das so ist, kann ich nichts mehr für dich tun." flüsterte ich noch, wusste dennoch, er hatte es gehört.

Dann schloss ich mit einem gewaltigen Knall die Tür und rannte.

Weg.

Weit weg.

Weg von ihm,

Weg von meinen Gefühlen,

Weg von mir selbst und alle das mich am Leben gehalten hatte.

Es war aus.

Und das raubte mir jegliche Energie.

•••

Bodyguard || BoyxBoy [Beendet]Where stories live. Discover now