Kapitel 48

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•Rowan•

"Das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut!" sagte er Herr Huntley immer wieder und lief nervös in Kades Hotelzimmer auf und ab, während er wie wild auf seinem Tablet herumwischte.

Ich lehnte weiter gegen die Fensterfront und beobachtete, wie ein Reporter nach dem anderen langsam abzog, weil sie erkannten, dass hier heute überhaupt nichts mehr passieren würde.
Das war theoretisch gut, aber sie würden am nächsten Morgen wiederkommen und warten; gut nur, dass sie nicht ins Hotel durften.

"Entspann dich Huntley, du hast rote Haare, sorg dich darum." motzte ich, zugegebenermaßen nicht wirklich mitfühlend.

Mich machte das alles auch fertig, denn ich wusste genau, wer diesen Schlamassel zu verantworten hatte, noch fertiger machte es mich allerdings, dass ich Kade nicht helfen konnte.

Er saß seit gut einer halbe Stunde nur auf dem Bett, hatte das Gesicht in den Händen vergraben und sagte nichts.

Ich wünschte irgendetwas tun zu können, doch mehr als die Nachichten zu verfolgen und auf den Rückruf von Herr Thompson zu warten konnten wir nicht. Von ihm würden wir erfahren, ob es zu den Schlagzeilen auch Beweise gab oder nur Gerüchte im Netz gelandet waren.

Es war ein bisschen wie eine Bakterien oder Vireninfektion. Die Gerüchte wurde man schnell wieder los und sie hinterließen nur selten bleibenden Schaden, doch falls es wirklich Beweise gab, Bildmaterial oder ähnliches, würden die Medien wie Viren über Kade herfallen und ob er sich davon erholte war nicht klar.

Als wir im Hotelzimmer angekommen waren, sind wir nur grob die neusten Promi-Nachichten durchgegangen, und tatsächlich überschatteten zwei neue Meldungen in unterschiedlichster Ausführung die Medien an diesem Abend.

Zum einen tauchte die Frage auf, ob Kade tatsächlich mit Fans schlief oder sogar mit Prostituierten, zum anderen war es die Schlagzeile mit dem Porno.

Ich wusste nicht, wo das plötzlich herkam, aber mir war klar, dass Herr Greyson seine Finger mit im Spiel haben musste. Nur musste ich meinen Verdacht für mich behalten, denn auch ich hatte Kade noch nichts von meiner eigentlichen Beschäftigung verraten.

Herr Huntley schnaubte nur hinsichtlich meines Kommentares. "Das ist ja wohl nichts zum entspannen! Wann ruft Herr Thompson endlich zurück?"

Ich stieß mich vom Fenster ab und lief zu Kade, um mich vor ihn zu hocken und ihm tröstend eine Hand auf den Oberschenkel zu legen.
"Alles wird gut, okay?" flüsterte ich ihm zu.

Erschöpft sah er mir in die Augen.
"Ich weiß nich, woher sie das wissen, Rowan." flüsterte er zurück. "Die ganzen Jahre war nichts davon in mein Leben zurückgekommen, doch jetzt..."

Schnell nahm ich seine Hand und unterbrach ihn. "Wir werden herausfinden was an der Sache dran ist."
Wenn er das alles jetzt schon mit mir verband war mein, noch ungeplantes, Geständnis später nichts mehr wert.

Ich zählte sowieso nur noch die Minuten, bis Kade aufspringen und mich verlassen würde.

Er nickte nur betroffen und seufzte.
Kurz war es still im Raum, dann ertönte der Klingelton von Herr Huntleys Handy und wir sprangen alle auf.
Man hörte die Beats von Taylor Swifts Shake it off, bis Kades Agent endlich auf Annehmen und Lautsprecher drückte.

"Herr Thompson?" sprach er ins Telefon, am anderen Ende der Leitung raschelte es.

Erst war ein tiefer Seufzer zu hören, der nicht nach Erleichterung klang.
"Ja, also...ist Kade da?" fragte Herr Thompson und klang dabei, als wäre er gerade erschöpft aus dem Bett gefallen, dabei war es noch nicht mal Mitternacht.

"Bin hier." antwortete Kade mit zittriger Stimme, ich nahm seine Hand und streichelte beruhigend über seinen Handrücken, aber er schien das kaum mitzubekommen, so gebannt starrte er das Handy an.

"Ich habe unser Team zusammengetrommelt und...anscheindend ist aus unbekannter Quelle wirklich ein gewisses Video aufgetaucht."
So geschockt ich auch war, für Kade musste gerade eine Welt zusammenbrechen.

Kurzes Schweigen, Herr Thompson atmete hörbar aus.
"Wir wissen nicht, woher es kommt, die Quelle ist nicht auszumachen. Sollten wir die finden, werden wir es natürlich sofort versuchen zu löschen, aber es gibt sicher schon tausende Kopien davon und Screenshots, die die Presse verwenden wird."

"Das ist ein Desaster." jammerte er Herr Huntley, damit hatte er gar nicht mal so unrecht.

Wir waren am Arsch.

Kade schwieg nur, in seine Augen trat ein nachdenklicher Audruck.

"Aber Kade?" fragte Telefon-Thompson.

"Ja?" erwiederte er heißer.

"Mich würde interessieren, was mein Sohn mit alldem zutun hat."

Herr Huntleys Kopf zuckte hoch. "Wie bitte?" machte er an uns gewand, ich sah nur unschlüssig zu Kade, dem nun vor lauter Panik Tränen in die Augen traten.
Scheiße, ich sollte für ihn da sein! Ihn beschützen, ihm helfen, irgendetwas tun, außer hilflos neben ihm zu stehen!

Aber was sollte ich machen? Jetzt und hier alles gestehen? Nein, es gab nichts zu gestehen, denn ich hatte weder den Porno, noch etwas anderes an Herr Greyson weitergegeben, und die große Frage war nun: Wenn ich es nicht war, wer war es dann?

"Hey, ganz ruhig." flüsterte ich Kade sanft zu; ihn erstmal zu trösten erschien mir der beste Weg.

Sein Schluchzen erfüllte den Raum und ließ sogar unseren Harry Potter-Verschnitt weich werden.

"Es tut mir so leid!" kam es ihm weinerlich von den Lippen. Mir brach es das Herz ihn so zu sehen, besonders, weil das alles ja überhaupt nicht seine Schuld war.
"Ich hatte vor einigen Jahren was mit Ihrem Sohn Caleb, und es tut mir unendlich leid!"

Kade schluchzte wieder und wischte sich aggressiv die Tränen weg, als sei er von sich selbst genervt.

Wieder war es nachdenklich still auf der anderen Seite des Hörers.

"Kade mein Junge, das ist nicht schlimm." sagte Herr Thompson dann. "Lass uns erstmal eine Lösung finden...Herrgott, Huntley! Geben Sie dem Jungen ein Taschentuch!" baffte er dann den Agenten an, der trotz der Abwesenheit seines Chefs zusammenzuckte und tat wie befohlen.

Als mein Handy plötzlich vibrierte, zog ich es fragend aus meiner Tasche. Und erstarrte.

Herr Greyson. Er rief mich an.

Unsicher sah ich zu Kade, der sich die Nase schnäubend bei seinem Agenten bedankte und immernoch total aufgelöst wirkte. Ihn jetzt alleine zu lassen erschien mir falsch, aber durch das Gespräch mit Herr Greyson fand ich vielleicht mehr heraus.

"Bin kurz im Bad." entschuldigte ich mich schnell und lief in selbiges, nur um kurz darauf den Anruf entgegenzunehmen.

"Ja?" pampte ich ungewollt, doch plötzlich überkam mich die Wut.

"Ich bin stolz auf Sie." antwortete er.

•••

Bodyguard || BoyxBoy [Beendet]Where stories live. Discover now